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KulturgeneratorOnline-Galerie soll Künstlern in der Krise helfen

Lesezeit 3 Minuten

„Oase“ von Matthias Brock (2018 / Öl auf Nessel) steht in der Galerie zum Verkauf.

Generator, ein Gerät, zu dem Assoziationen leichtfallen; schließlich ist er der letzte Notnagel, wenn alle anderen Systeme ausgefallen sind. Dann stellt man ihn einfach in die Ödnis um sich herum, drückt auf „On“ und siehe da: der Generator generiert. Dass es mit dem Generator aber leider nicht so einfach ist, wie das Wort vermuten lässt, haben wir dem Gesetz von Ursache und Wirkung zu verdanken. Oder wie der Volksmund sagt: „Von nix kommt nix.“ Und auch wenn die neu eröffnete Online-Galerie Kulturgenerator das Internet nicht mit mehr Strom, sondern mit mehr Kunst versorgt, benötigt sie ebenfalls einen Rohstoff, um ihre Ziele zu erfüllen.

Dieser Rohstoff ist schlicht und ergreifend Geld – für Künstler in vielen Fällen schon immer, aber vor allem seit Corona ein besonders knappes Gut. Während das Pflegepersonal der Krankenhäuser am Anfang des Jahres immerhin ein freundliches Klatschen bekam, konnten freiberufliche Künstler nämlich in vielen Fällen nicht einmal Hilfen beantragen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern – und haben bis heute zu kämpfen.

Kassensturz im Februar

Grund genug für den Kölner Kulturrat, das Kunstzentrum Wachsfabrik und den Niehler Freiheit e.V., für einige Künstler etwas Abhilfe zu schaffen. Nun können diese ihre Kunst über den Kulturgenerator anbieten und zu selbst gewählten Preisen verkaufen. Dabei gibt es grundsätzlich keine Zulassungsbeschränkungen, solange die Teilnehmer von Beruf Künstler sind. Die Gemälde, Fotografien, Skulpturen und anderen Werke sind bunt gemischt und werden schlicht nach Reihenfolge der Eingehens auf der Webseite vertrieben. Sobald eines der je 30 angezeigten Werke verkauft ist, rückt ein neues nach.

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Die Initiatoren haben aber noch einen weiteren Kniff eingebaut: ein Konto, auf das Künstler einen Teil des über den „Kulturgenerator“ verdienten Geldes einzahlen und sich damit gegenseitig unterstützen können. Am 1. Februar folgt dann schließlich der Kassensturz, bei dem alle – ob mit oder ohne verkauftem Werk – über das Gießkannenprinzip ihren Anteil erhalten.

Dadurch ist der „Kulturgenerator“ nicht nur eine Online-Galerie mit Kunstwerken unterschiedlichster Machart und Preisstufen: „Es ist ein Vorschlag, wie Solidarität mit aber auch innerhalb der Kunst- und Kulturszene gestaltet werden kann.“ erläutert Katherina Gorodynska vom Verein Niehler Freiheit. Gleichzeitig wolle man mit dem Projekt „die Sichtbarkeit von Kunst und Kultur aufrechterhalten“.

Vor allem aber stellt die Eröffnung des Kulturgenerators ein Angebot für die Menschen dar, die in Zeiten der Krise aufeinander angewiesen sind. Damit ist jedoch nicht nur die Abhängigkeit der Künstler von der Gesellschaft gemeint. Ganz im Gegenteil; schließlich bringt die Kunst den Menschen manche Vorteile, die Gesundheit und Brot allein nicht leisten können: Ablenkung, Inspiration, Katharsis und Reflexion.

Ausgerechnet in einer Zeit, in der die Menschen sich von existenziellen Sorgen bedroht fühlen, in der die Welt in eine unheimliche Starre verfällt, ist doppelt wichtig, dem Alltag entfliehen zu können, lachen oder staunen zu können. Tatsächlich sollte gerade jetzt eines klar werden: Kunst und Kultur sind unverzichtbare Bausteine der Humanität.

Die aber wollen wie immer hart umkämpft werden, mit Ideen, Anstrengung und Leidenschaft, gerade weil sie im Äon von Internet und Fernsehen so selbstverständlich erscheinen. Zeit also, den Generator auszupacken; der steht dann für uns in der Corona-Ödnis, der Motor brummt, der Käufer kauft – alles, wie es sein sollte.

www.kulturgenerator.org