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Kulturschock der WocheSind wir zu blöd zum Mülltrennen?

Lesezeit 2 Minuten

Viele Abfälle landen in Deutschland in der falschen Tonne.

  1. Eigentlich gelten wir Deutschen doch als Weltmeister im Mülltrennen. Eine Studie des Umweltministeriums behauptet jetzt etwas anderes.
  2. Was ist bloß aus der deutschen Gründlichkeit geworden? Eine Glosse.

Köln – In deutschen Amtsstuben wird zwar nicht der vorschriftsmäßige Krümmungsgrad von Schalenobst bestimmt, aber dafür offenbar täglich an einem gemeinhin Behördendeutsch genannten Dialekt gefeilt. In dieser sonst kaum gepflegten Mundart gibt es sogar ein Lehnwort dafür, dass wir als Nation doch keine Weltmeister im Mülltrennen sind: Fehlwurf.

Schon jetzt das Wort des Jahres: Fehlwurf

Gemeint ist damit nämlich nicht der gescheiterte Versuch, den Mülleimer in einen Basketballkorb zu verwandeln, sondern unser Unvermögen, Plastik, Papier oder Essensreste treffsicher auseinander zu sortieren. Bei einer Stichprobenanalyse im Auftrag des Bundesumweltministeriums kam in dieser Woche Überraschendes ans Licht: Beinahe zwei Drittel des inspizierten Hausmülls gehörte dort gar nicht hinein.

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Nicht nur für unsere Umwelt, auch für Liebhaber nationaler Klischees ist diese Nachricht eine schlechte. Seit diese denken können, ist der typische Deutsche ordnungsliebend, verlässlich und so regeltreu wie die schwäbische Kehrwoche – doch offenbar liegt Deutschland nicht in Baden-Württemberg, sondern im kölschen Einzugsgebiet.

Nach diversen Bau- und Politikdesastern bleibt vom Mythos deutscher Gründlichkeit nicht mehr viel übrig; sauber getrennte Müllberge waren einsame Inseln der Hoffnung in einem Meer aus Schlendrian. Damit ist es jetzt auch deswegen vorbei, weil es in erstaunlich vielen Städten und Kommunen gar keine Biotonnen gibt. Wir würden ja trennen, wenn uns die Behörden nur ließen, ist daher die wichtigste Erkenntnis der Studie. Doch auf dem Amt wird offenbar lieber am nächsten Fehlwurf gefeilt.