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Kunstmuseum Villa ZandersMit Christoph Gesing durch die Klimazonen der Malerei

Lesezeit 3 Minuten
Ein „Duochrom“ von Christoph Gesing aus den Farben Orange und Gelb.

Ein „Duochrom“ von Christoph Gesing

Der Kölner Künstler Christoph Gesing malt Bilder, die aus jeweils einem Farbkontrast bestehen. Jetzt werden seine „Duochrome“ in Bergisch Gladbach gezeigt.

Farben nehmen gerne den kürzesten Weg zu den Gefühlen. Wir wissen dann gar nicht, was dieses Blau oder jenes Rot gerade mit uns macht. Aus der Frage, was geschieht, wenn man eine Farbe neben eine andere setzt, kann man deshalb wahlweise eine Wissenschaft ableiten oder auch einen Beziehungsratgeber. Beißen sie sich, verbünden sie sich, und was passiert dabei mit dem Betrachter?

Einige Künstler sind mit ihren gemalten Antworten auf diese Frage legendär geworden. Josef Albers etwa, der sein halbes Leben lang farbige Vierecke ineinander setzte, oder Bridget Riley, die es in ihren abstrakten Zickzack-Bildern schon etwas bunter trieb. Auch Christoph Gesing beschränkt sich gerne auf wenige Farbtöne, die für nichts stehen, als für sich selbst, und die er in scheinbar unendlichen Variationen über- oder nebeneinander setzt. Einige Jahre lang war Gesing dafür in seiner Kölner Wahlheimat weltberühmt. Und doch gleicht es einer Wiederentdeckung, wenn man jetzt seine „Duochrome“ in der Villa Zanders in Bergisch Gladbach sieht.

Christoph Gesing tanzt mit seinen „Duochromen“ den Regenbogen auf und ab

An seinen Zweifarb-Bildern arbeitet Gesing seit 2009 und das immer auf die gleiche Weise. Er schneidet Zeichenpapier aufs DIN-A4-Format herunter, teilt es mit einer gedachten oder mit Bleistift gezeichneten Horizontlinie in zwei Hälften und bemalt das ganze Blatt einfarbig mit einem breiten Pinsel. Nachdem die Grundfarbe getrocknet ist, schüttet er eine andere, stark verdünnte Farbe über eine Hälfte des Papiers. So entsteht ein Schleier, der jeweils für einen doppelten Farbklang sorgt: Gelb zu Rot, Grün zu Lila, den ganzen Regenbogen auf und ab.

Die bekannten Farbkreise lässt Gesing dabei außen vor. Er betreibt weder eine Wissenschaft noch eine Religion, sondern überlässt uns den schwankenden Launen der Farbnatur. In Bergisch Gladbach sind insgesamt 221 „Duochrome“ zu sehen, lose zu Farbtemperaturräumen gruppiert, in denen die Stimmung von frühlingshaft zu herbstlich wechselt, in denen mal das Erdige und mal das Pastellige überwiegt. Man durchschreitet dabei die Jahreszeiten der Abstraktion, malerische Klimazonen mit Hitze- und Kälteflimmern, stets am Band der alles verbindenden Horizontlinie geführt.

Ausnahmsweise macht hier die Masse den Unterschied. Gesing hat sämtliche Blätter auf gleicher Höhe und im gleichen Abstand zueinander aufgehängt, sodass man mit den Augen durch die Farben gleitet, selbst wenn der dominante Farbton das Weiß und Grau der Wände bleibt. Alles bewegt sich, alles fließt zusammen, insbesondere, wenn die Türöffnungen einen Blick in den Nebenraum freigeben. Am besten lässt man sich auf diesem Farbrauschen durch die Villa tragen. Diese Ausstellung ist keine Kopfsache, sondern etwas fürs Gefühl.


„Christoph Gesing: Duochrome“, Kunstmuseum Villa Zanders, Konrad-Adenauer-Platz 8, Bergisch Gladbach, Di., Fr. 14-18, Mi., Sa. 10-18, Do. 14-20, So. 11-18 Uhr, bis 6. August 2023. Katalog: 20 Euro.