Auf der Comeback-Tour ist der 45-Jährige überglücklich – trotz Polizeischutz. Eine Anhängerin aus Mönchengladbach durfte auf die Bühne.
Bushido in der Lanxess-ArenaDer einstige Deutschrap-König kehrt als Patchwork-Papa zurück
Wovon erzählt ein Künstler, der acht Jahre lang nicht auf der Bühne stand und – nach offiziellen Angaben – ein letztes Mal auf Tour geht? Bei Bushido hätte das am Dienstagabend in der Lanxess-Arena in einige Richtungen gehen können. Schließlich stand er in dieser Zeit zwar nicht auf Konzertbühnen, dafür war er aber auf einigen anderen Bühnen unterwegs: Im medial begleiteten Rechtsstreit gegen seinen Ex-Geschäftspartner, den Clanchef Arafat Abou-Chaker. Davon könnte er erzählen.
Vom daraus resultierenden Leben unter Polizeischutz und wie seine Kinder nicht mehr allein zur Schule gehen konnten. Das neue Zuhause im Dubaier Exil interessiert sicherlich auch einige Fans, sonst hätte er mit seiner Ehefrau Anna-Maria Ferchichi keine Reality-TV-Show bei RTL.
Bushido in Köln: Von „Aggro Berlin“ bis „Dark Knight“
Es geht an diesem Abend zunächst nur in eine Richtung: Gangsterrap nach altem Berliner Rezept. Denn Bushido zieht alle Register, um wieder das in den Vordergrund zu rücken, was ihn an einst erfolgreich machte.
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Das geben unter anderem die 21 Jahre alten Titel auf der Setliste vor, die damals bei dem Label „Aggro Berlin“ erschienen. Ein Diss-Track („Dark Knight“) in Richtung seines einstigen Schützlings Capital Bra darf nicht fehlen. Zum guten Ton gehören auch Sticheleien in Richtung Publikum und homophobe Beleidigungen in Songtexten.
Die Referenzen zum Musikkanal Viva und dem Hip-Hop-Magazin Juice, die nur noch in Geschichtsbüchern über die deutsche Musiklandschaft zu finden sind, verraten zwar das Alter seiner Hits, sagen aber auch einiges über die Langlebigkeit seiner Karriere aus. Nicht viele deutsche Künstler kriegen nach einer so langer Pause 14.500 Gäste vor die Bühne und unterhalten die dann zweieinhalb Stunden lang.
Köln: Bushido holt Fan aus Mönchengladbach auf die Bühne
Bushido hat sichtlich Lust auf diesen Abend. Immer wieder blickt er mit aufgerissenen, fast ungläubigen Augen ins Publikum. Immer wieder winkt er aufgeregten Fans bis in die letzten Ränge der „Longxess-Arena“ zu (für die richtige Aussprache befragt er das Publikum). Seine Liebe zu seinen Fans steht außer Frage. Eine Zahnarzthelferin aus Mönchengladbach lässt er ein ganzes Lied allein auf der Bühne rappen.
Und immer wieder bedankt er sich bei allen, die ihm diesen Abend ermöglicht haben: den Fans, der Crew, seiner Frau und seinen acht Kindern, die ihn auf der Tour begleiten.
Effekthascherisches Lautstärkemessen in der Lanxess-Arena
Zur Unterhaltung gehört ein modernes Bühnenbild, das zahlendes Publikum heutzutage von Acts seiner Größenordnung erwarten kann: Pyrotechnik, Feuerwerk und Video-Einspieler. Rapper Animus und DJ Marvin unterstützen den im Squid-Game-grünen Jogginganzug gekleideten Bushido auf der Bühne. Mehr kommt da aber leider nicht. Die Lautstärke der Fans im Vergleich zu anderen Auftritten zu messen, wirkt dabei effekthascherisch.
Die Tatsache, dass der 45-Jährige nicht mehr nur Sonny Black aus Berlin ist, zeigen die Video-Einspieler. Die Zwischensequenzen zeichnen seinen Lebensweg nach. Zum Beispiel erzählt er von dem Mindset als Kind auf der Straße, wo ihm „nichts anderes übrig blieb, als hart zu sein.“ Bilder von seinem Alltag beim Barbier und in seinem SUV geben dem Ganzen die gleiche Stimmung wie ein Motivationsvideo auf YouTube.
Bushido: Einstiger Deutschrap-König und Patchwork-Papa in Dubai
Dass Bushido mittlerweile auch Vater ist, merkt man nicht nur seinen Witzen („Der letzte FC Köln, höhö“) und mehreren Schulreferenzen („Es sind Ferien, ihr müsst morgen früh nicht zur Schule“) an. Er teilt auch das Rampenlicht mit seiner Familie. Kurz vor dem Finale holt er Ehefrau Anna-Maria und fünf seiner acht Kinder auf die Bühne. Vier von ihnen sind seine leiblichen Kinder, der Älteste stammt aus einer früheren Beziehung von Ferchichi. Der durfte ein Ständchen auf seinen Vater Pravit Anantapongse zu dessen 50. Geburtstag singen. Bushido, der stolze Patchwork-Papa, stimmte „Happy Birthday“ mit an.
Wovon also erzählt ein Künstler nach acht Jahren Sendepause? Bushido bedient sich überwiegend bei Titeln aus seinem Repertoire, die Nostalgie versprechen. Seine Version von Alphavilles „Forever Young“ als letzter Song passt in das Bild. Auf der Bühne des einstigen Deutschrap-Königs steht jetzt eben ein Patchwork-Papa. Ob das für alle Fans so passt, ist zweitrangig, denn er füllt die Rolle mit Stolz aus. Es bleibt abzuwarten, wovon und auf welchen Bühnen Bushido zukünftig erzählen wird.