„Zum medialen Abschuss frei“Lisa Fitz über umstrittene Impf-Aussage und SWR-Trennung
Mainz/Stuttgart – Die Kabarettistin Lisa Fitz hat bei Facebook begründet, warum sie nach ihren scharf kritisierten Aussagen zu Impftoten nicht mehr in der SWR-Comedysendung „Spätschicht“ auftreten will. Sie warf der Redaktion der Sendung einen Vertrauensbruch vor.
Fitz hatte in einer Folge der Sendung im November bei ihrem Auftritt von EU-weit 5000 Corona-Impftoten gesprochen. Laut Europäischer Arzneimittel-Agentur (EMA) in Amsterdam handelt es sich aber nur um Verdachtsfälle. Es sei nicht festgestellt worden, dass es einen kausalen Zusammenhang mit der Impfung gebe.
Inzwischen seien schätzungsweise 600 Millionen Impfdosen in der EU verabreicht worden. Angesichts dieser riesigen Zahl von Geimpften werde es immer wahrscheinlicher, dass Menschen, die sterben, auch geimpft waren.
SWR hatte die Sendung gelöscht
Der Südwestrundfunk hatte nach der Ausstrahlung und Kritik am Sender entschieden, die Folge der Satiresendung aus der ARD-Mediathek zu nehmen und auch von allen SWR-Plattformen und -Kanälen zu entfernen, weil es sich um eine falsche Tatsachenbehauptung handele.
Fitz selbst hatte später bedauert, bei ihrem umstrittenen Auftritt von EU-weit 5000 Corona-Impftoten gesprochen zu haben. Sie hatte den Vorwurf zurückgewiesen, eine Impfgegnerin und Corona-Leugnerin zu sein.
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Fitz schrieb bei Facebook, die Redaktion habe den Textbeitrag vor der Sendung gekannt und bereits eine Woche vor der Aufzeichnung „abgesegnet“. Die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sei nicht mehr gegeben. Nach jahrzehntelanger Zusammenarbeit hätte sie sich demnach gewünscht, dass sich die SWR-Direktion hinter sie stelle und ihr Möglichkeit einer konstruktiven Korrektur einräume.
Mit Blick auf die mediale Berichterstattung über den Auftritt sagte Fitz, ein „Formfehler“ sei kein Grund, jemanden mit 40 Jahren Kabarettgeschichte und vielfacher Auszeichnung als „Schwurblerin“, „Fake-Tante“ oder gar „Lügnerin“ zu diskreditieren.
Vorwürfe an Programmdirektor Clemens Bratzler
Das Statement von Programmdirektor Clemens Bratzler - „Die Zahlen von Lisa Fitz sind nachweislich falsch“ - sei eine juristisch angreifbare Falschbehauptung, denn er könne ja „nachweislich richtige“ Zahlen gar nicht vorlegen. „Warum also gab er mich - als Senderautorität - ohne Rücksprache(!) zum medialen Abschuss frei?"
Der SWR reagierte auf die Vorwürfe knapp: „Wir haben bereits dargelegt, worin der journalistische Fehler lag und warum der Beitrag depubliziert wurde“, teilte eine Sprecherin mit. „Darüber hinaus haben wir eine Einordnung zum Umgang mit den diskutierten Zahlen gegeben. Sonstige Versäumnisse des SWR sehen wir nicht und hätten gerne weiter mit Lisa Fitz zusammengearbeitet.“
Zahlen aus Antrag einer rechtsextremen EU-Parlamentarierin
Nach eigenen Angaben von Ende Dezember hatte sich Fitz bei ihrer Aussage zu den Impftoten auf einen Entschließungsantrag berufen, der im Europäischen Parlament eingebracht wurde. Allerdings habe sie es versäumt, die Zahl nicht explizit als Verdachtsfälle von Impftoten benannt zu haben.
Der betreffende Antrag war von der rechtsextremen EU-Parlamentarierin Virginie Joron aus Frankreich eingereicht worden. Joron wiederum stützt sich auf eine Website, auf der Privatleute vermeintliche Impffolgen melden, ohne dass eine wissenschaftliche Prüfung erfolgt, wie ein Faktencheck der Deutschen Presse-Agentur von Mitte November zeigt. (dpa, amb)