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„Das ist todestoxisch“Drama und Shakespeare bei „Love is Blind“ – So geht es für die Kölner weiter

Lesezeit 9 Minuten
Alina R. (l-r), Weihua W., Jennifer Z., Hannah H., Alberta N., Shella A., Shila H., Katharina Ne., Simona K. in einer Szene aus der Netflix-Show "Love is Blind: Germany" (undatiertes Handout).

Hanni aus Köln steht in der letzten Folge vor dem Altar.

Vier neue Folgen Reality-TV-Drama: Von den drei Kölnerinnen und Kölnern schafft es nur eine bis vor den Altar. So geht es bei „Love is Blind Germany“ weiter.

Zwei junge Frauen sitzen zwischen Hochzeitsgästen in einem weiß und gold geschmückten Saal. Die schwarz gekleidete neigt sich verschwörerisch zu ihrer Freundin, in Gelb, und fragt: „Ey, was machen wir, wenn sie nein sagt?“ Sie verzieht das Gesicht in eine überraschte Grimasse und fragt „Was machst du?“ „Ich mach so“, sagt die andere und hält sich den Fächer vors Gesicht. „Ich möchte auf mein Bauchgefühl hören, aber jetzt gerade sind meine Gedanken einfach überall. Ich bin alleine in diesem Chaos“, sagt die Braut aus dem Off.

Okay, seit vergangener Woche ist viel passiert, also eine kurze Wiederholung. Hanni aus Köln ist mit Daniel verlobt, hätte sich aber fast für Ilias entschieden, der dann Alina einen Antrag gemacht hat. Marcel aus Köln hat Jen gefragt, ob sie seine Frau werden will, die auch ja gesagt hat. Er liebt es, wenn die beiden sich anschweigen, sie nicht. Shila aus Köln hat zugestimmt Tolga zu heiraten, der am zweiten gemeinsamen Tag seinen Kumpels sagt, dass er sich nicht wohlfühlt und das Gefühl hat, nicht atmen zu können.

„Love is Blind Germany“: Zweiter Teil zeigt Paare gemeinsam in Düsseldorf

Teil zwei und damit die Folgen fünf bis acht der ersten deutschen Staffel „Love is Blind“ sind seit Freitag, 10. Januar, auf Netflix zu sehen. Nach der 10-tägigen Kennenlernhase in den sogenannten „Pods“ – Doppelkabinen, in denen die Teilnehmenden miteinander sprechen, aber sich nicht sehen können – sind fünf verlobte Paare in die vorgezogenen Flitterwochen nach Kreta geflogen. Es folgt die Phase, in der sich die Partner von Angesicht zu Angesicht kennenlernen, ihre Hochzeiten planen und entscheiden, ob sie sich wenige Wochen später auch wirklich heiraten wollen.

Eine Berichtigung zu vergangener Woche: Die Wohnungen der Paare sind gar nicht in Berlin, sondern in Düsseldorf. Und in diese Düsseldorfer Wohnungen ziehen vier Paare ein. Davon nur zwei, die auch in Kreta bereits verlobt Urlaub gemacht haben. Denn zwei Paare überstehen den rauen Alltag am Mittelmeer nicht: darunter auch die Kölnerin Shila. Zu ihrer Trennung von Tolga gleich mehr. Ein weiteres Paar trennt sich noch vor der Heimreise, dafür entschließen sich die beiden Teilnehmenden, die nach dem Kennenlernen eigentlich das Experiment beenden wollten, es doch noch weiter zu versuchen. Nur eben ohne Urlaub in Kreta vorher.

Ich würd jetzt gerne aufhören. Ich würd jetzt einfach gerne weg.
Shila

Nach dem Party-Cliffhanger der vierten Folge war es eigentlich schon klar. Viel deutlicher hätte Versicherungsvertreter Tolga nicht machen können, dass er eigentlich nicht mehr mit der Immobilienmaklerin aus Köln, Shila, zusammen sein will. Trotzdem streckt Netflix das Ende ihrer Beziehung über immerhin noch eine Folge.

Tolga und Shila setzen sich am Abend an den Pool und halten die Beine ins Wasser. Tolga: „Ich wär jetzt gern hier gesessen und hätte gesagt hey, es ist für mich wie in den Pods [...] aber ich fühl’ gerade irgendwie gar nichts. Ich fühl’ mich innerlich einfach komplett leer.“ Shila: „Ich würd jetzt gerne aufhören. Ich würd jetzt einfach gerne weg.“ Sie steht auf und geht rein. Man hätte das Narrativ der beiden hier, etwa Minute 8 der ersten Folge, auch beenden können. Stattdessen gibt es zehn Minuten später quasi das gleiche Gespräch noch einmal bei Tageslicht.

Shila aus Köln scheidet komplett aus, Tolga lernt seine zweite Wahl kennen

Shila gibt noch ein mitgenommenes Einzelinterview, in dem sie sagt: „Natürlich hat man immer 'ne Vorstellung: Man kommt hierhin, hat die Liebesgeschichte seines Lebens, aber es kommt dann doch irgendwie anders.“ Dann taucht sie in den restlichen dreieinhalb Folgen der Staffel nicht mehr auf.

Anders als Tolga, der nicht nur eine Party, sondern gleich zwei in den kommenden Folgen mit der catchphrase „Ich hab gehört, hier gibt's eine fette, fette (Pool)party?“ und aufgeknöpftem Hemd betritt. Bei der ersten, noch auf Kreta, berichtet er von der Trennung, bei der zweiten, dann schon in Düsseldorf, lernt er endlich Hannah kennen, seine andere Favoritin aus den Pods.

Im Gespräch mit ihr gibt er dann auch zu, Shila nur gewählt zu haben, weil sie ihm mehr Bestätigung gegeben habe. „Für dein Ego also“, fragt Hannah, und Tolga muss es zugeben. Beide stimmen zu, sich mehr kennenlernen zu wollen, werden aber von der Show nicht weiter begleitet.

„Love is Blind Germany“: Drama fast wie bei Shakespeare

Der eigentliche Fokus von Folgen fünf bis acht liegt aber auf der Sommernachtstraum-Konstellation von Daniel, Hanni, Ilias und Alina. Zugegeben, „Love is Blind Germany“ hat vielleicht nicht ganz so viele Verwirrungen (und signifikant weniger Feenköniginnen) als Shakespeares Komödie. Aber die Ausgangslage ist vergleichbar.

Eine Erinnerungsstütze: Daniel und Hanni sind verlobt (so wie Lysander und Hermia). Aber Ilias ist auch an Hanni interessiert (so wie Demetrius), während Alina ihn heiraten will – bei der stets lächelnden und scheinbar gut gelaunten Bayerin fällt der Vergleich mit der wütenden Helena allerdings ein wenig kurz.

Hanni testet Ilias beim Gespräch am Pool in Kreta

Shakespeares Helena könnte sich ein Vorbild an Alina nehmen, denn diese bespricht ihre Zweifel nach dem ersten Aufeinandertreffen bei der zweiten Poolparty direkt mit Hanni selbst. Ilias habe die Tür zu ihr noch nicht ganz geschlossen, sagt die 28-jährige. Hanni bietet an, ihren Verlobten diesbezüglich zu testen.

Es folgt ein Gespräch auf Liegestühlen, das so schwer anzusehen wie erwartbar ist. Hanni fasst es danach so zusammen: „Ich hab ja gesagt, dass ich Ilias testen werde und ich musste ja gar nicht viel machen, er hat ja von alleine schon viel geredet. Ja, ich hab gemerkt, dass er sich die Tür ein bisschen offen hält und vor allem welche Signale er mir gibt.“

Er fühle für sie „nicht 100 Prozent Freundschaft“. Deshalb habe es immer einen „falschen Beigeschmack“, wenn sie reden. Und: „Das wird doch immer nur schlimmer“. Ilias wirkt aufgewühlt, Alina verunsichert. Hanni und Daniel spielen am Morgen danach Tennis.

Auf deine Verlobung und auf meine Verlobung!
Hanni

Über die nächsten Folgen bemüht sich Netflix, den Konflikt weiterzuziehen. Man könnte den Eindruck bekommen, dass die Frauen gegeneinander ausgespielt werden. Es gipfelt schließlich in der ersten Party in Düsseldorf, als wieder alle aufeinandertreffen. Auch hier ziehen sich Hanni und Ilias für ein Vieraugengespräch zurück, auch hier schauen Daniel und Alina verunsichert bis unglücklich zu.

Diesmal macht Hanni klaren Tisch: „Wir können gerne Freunde sein, Ilias“, sagt die Kölnerin. „Ich glaube, du solltest dich auf Alina konzentrieren“, dann hebt sie ihr Glas „auf deine Verlobung und auf meine Verlobung.“ Als sie später Daniel von dem Gespräch erzählt, legt sie ihren Kopf in seine Hand. Er kommentiert: „Entweder er hat's jetzt verstanden oder dann bring ich ihn dazu, dass er's versteht.“

Alina derweil macht Demetri... äh, Ilias, ebenfalls eine deutliche Ansage. „Unter normalen Umständen [...] hätte ich schon längst gesagt, tschüss. So verlierst du sowohl mich als auch Hanni“, sagt sie. Ich will nicht sagen, dass die Show besser wäre, wenn ein chaotischer Waldgeist jemandem Zaubertinktur auf die Augen träufeln würde, aber naja. So verliebt sich auch immerhin niemand in einen Esel. (An dieser Stelle enden die Shakespeare-Referenzen auch wieder.)

Zwei von drei Verlobten aus Köln beenden Beziehung vor Hochzeit

Ilias und Alina werden im Laufe der Folgen noch weitere Gespräche führen und es spannend machen, ob sie am Ende am Altar beide „Ja“ sagen. Aber was ist eigentlich aus den verbleibenden Teilnehmenden aus Köln geworden?

Nachdem nach den Pods ja zunächst alle Kölner und Kölnerinnen verlobt waren, sieht die Bilanz im zweiten Teil der Staffel nicht mehr ganz so sicher aus.

Jen und Marcel, der Marketingmanager aus Köln, schaffen es nicht, ihre unterschiedlichen Kommunikationsvorlieben zu überwinden. Marcel, stets betont ruhig und langsam sprechend, kommuniziert Jen zu wenig – ein Problem, das sich schon unmittelbar nach der Verlobung abzeichnete, als Marcel von den „super angenehmen Silences“ schwärmte, während Jen Sorge hatte, angeschwiegen zu werden.

Love is Blind Germany: Jen und Marcel scheitern an zu wenig Reden

Nachdem sie ihn dann auch nicht ihrer Mutter vorstellen will, endet die Beziehung der beiden schließlich in einem Hotelzimmer. „Was machen wir hier, Marcel?“, fragt Jen. „Willst du jetzt noch 'ne Woche so weitermachen? Das ist todestoxisch für mich.“ Die Kamera zeigt Marcels tätowierte Hand. „Love“ steht da, darunter die phonetische Schreibweise. „Okay, dann lass uns das abbrechen“, sagt er.

Sie würde sich wünschen, dass er „davon (vom Schlussmachen?, d. Red.) bisschen überzeugter wär“. „Dann geh ich“, sagt sie, während er den Kopf auf die Lehne seines Sessels fallen lässt. „Ok.“ Sie legt ihm den Ring auf die Sessellehne und verlässt das Hotelzimmer.

Netflix bemüht sich, mit einer Rückblende auf die Pod-Zeit der beiden, emotionale Stimmung aufkommen zu lassen, zeigt aber eigentlich nur, wie wenig positive Szenen das Paar in der Staffel hatte, seit die Türen vor ihnen sich öffneten.

„Das Problem ist, dass ich Gefühle für Jen hab. Und wir sollten eigentlich jede Chance nutzen, die da ist. Und jetzt haben wir diese Chance verpasst“, resümiert Marcel schließlich.

„Love is Blind Germany“: Hanni und Daniel schaffen es mindestens bis vor den Altar

Jetzt aber schließlich wieder zu Hanni und Daniel. Auch abseits von eventuell Feen-induzierten Liebeskomödien liefert das Paar genug Content für einiges an Sendezeit. Da ist zum Beispiel das Treffen mit Daniels Eltern, vor dem Hanni sehr nervös zu sein scheint. Oder der Umgangston, mit dem sie Daniel spielerisch beleidigt, was bei ihm aber wohl nicht immer gut ankommt.

Und dann das große Thema: Das Vertrauen, jemandem „Ich liebe dich.“ zu sagen. An dieser Stelle sei verwiesen auf das imaginäre Eselsohr von vergangener Woche. Nach einem emotionalen Gespräch beim Einpacken der traditionell italienischen Hochzeitsmandeln, spricht Hanni davon, nicht zu wissen, ob sie am Altar (bzw. vor der Standesbeamtin) tatsächlich „Ja“ sagen wird. Wenig später geht sie mit gepackten Koffern aus der gemeinsamen Wohnung, um eine Nacht im Hotel zu verbringen. „Ich bin gerade nicht ich selbst“, sagt sie vorher, danach: „Ich will bei dir bleiben.“

Und trotzdem: Die letzten Worte, die wir von Hanni hören, während sie in ihrem Brautkleid mit Glitzer, Spitze, Rüschen und Schleppe an der Hand ihrer besten Freundin vor dem Trausaal steht, sind: „Ich möchte auf mein Bauchgefühl hören, aber jetzt gerade sind meine Gedanken einfach überall. Ich bin alleine in diesem Chaos.“

Werden sowohl Hanni, als auch Daniel letztendlich „Ja“ sagen? Und Ilias und Alina, außerdem Sally und Medina „beweisen“, dass Liebe blind ist? Netflix veröffentlicht die letzte Folge der Staffel am kommenden Freitag, 17. Januar.