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Maischberger fragt hart nachAfD-Chef Chrupalla über Rechtsextremen: „Einen Herrn Sellner kenne ich nicht“

Lesezeit 3 Minuten
Sandra Maischberger (r.) spricht am 23. Januar mit Tino Chrupalla (l.) und Olaf Sundermeyer

Sandra Maischberger (r.) spricht am 23. Januar mit Tino Chrupalla (l.) und Olaf Sundermeyer

Tino Chrupalla wird von Sandra Maischberger kritisch zu dem Geheimtreffen in Potsdam mit dem österreichischen Rechtsextremen befragt.

Im ARD-Talk mit Sandra Maischberger ging es am Dienstagabend um das innenpolitisch meist diskutierte Thema der vergangenen Wochen: die AfD und ihre Verflechtungen in die rechtsextreme Szene. Seit dem Bekanntwerden des Geheimtreffens in Potsdam, bei dem Mitglieder der CDU und der AfD unter anderem mit dem österreichischen Rechtsextremen Martin Sellner zusammenkamen, gehen in Deutschland Hunderttausende auf die Straße. AfD-Politiker und Rechtsextreme sprachen in Potsdam über einen Vertreibungsplan mit dem euphemistischen Titel „Remigration“.

Im Studio bei Maischberger treffen der Partei- und Fraktionsvorsitzende der AfD Tino Chrupalla und der Investigativ-Journalist Olaf Sundermeyer aufeinander. Maischberger fragt Chrupalla, ob ihn die vielen Demonstranten beeindrucken. Der findet es gut, dass man „seine Bürgerrechte nutzt“, um „mit der Regierung und für die Regierung“ auf die Straße zu gehen. Schließlich würden Mitglieder der Ampel ja an den Kundgebungen teilnehmen oder dazu aufrufen.

AfD-Chef Tino Chrupalla: „Extremistische Vertreter“ bei Großdemos

Maischberger hakt nach, ob Chrupalla wie sein Parteikollege Björn Höcke der Meinung sei, bei den Demonstrierenden handele es sich um „bestellte Massen“. Das wehrt Chrupalla ab. Er betont aber, dass auch „extremistische Vertreter“ wie von der Antifa dabei gewesen seien. Zu welchen Anteilen diese Menschen dagewesen seien, kann Chrupalla nicht sagen. Sundermeyer erklärt, wie die Manipulation von Fakten und Verschiebung von Wahrheiten in Wort und Bild funktioniert, so dass die „Mainstream-Medien“ als unglaubwürdig dargestellt werden.

Hinsichtlich der Correctiv-Recherchen pflichtet Chrupalla Alice Weidel bei, es handele sich um „Stasi-Methoden“. Es habe sich in Potsdam um ein privates Treffen gehandelt. Sundermeyer widerlegt: Dies seien „absolut legitime journalistische Methoden“ gewesen, es habe ein großes öffentliches Interesse bestanden, das Geheimtreffen aufzudecken.

AfD-Chef Tino Chrupalla sieht Rechtsextremen Martin Sellner „kritisch“

Chrupalla erklärt, was der österreichische Rechtsextremist Sellner sage, sei mit der AfD-Programmatik nicht vereinbar. Chrupalla behauptet gar: „Einen Herrn Sellner kenne ich nicht“.

Maischberger will wissen, warum sich Alice Weidel anschließend von ihrem Referenten Roland Hartwig trennte, wenn es doch in Potsdam ein rein privates Treffen gewesen sei. Weidel sei nicht informiert gewesen, eiert Chrupalla rum. „Wenn mein Mitarbeiter mich gefragt hätte, ob er da hingehen soll, hätte ich klar gesagt: Geh da nicht hin!“ meint er. Die Einladung und Beteiligung von Sellner sehe er „kritisch“ – und das, obwohl er ihn nicht zu kennen behauptet.

Allerdings sei dort nichts besprochen, was verfassungswidrig sei, und das Wort „Deportation“, wie es in einem Beitrag der „Tagesschau“ vorkam, sei nie gefallen. Der ARD-Sendung würde eine „Lüge“ verbreiten. Maischberger fragt: „Wie würden Sie es denn nennen, wenn man darüber redet, dass man millionenfach Menschen aus diesem Land bringt?“ Das sei nicht Position der AfD, beharrt Chrupalla.

Alice Weidel: Deniz Yücel ist kein Deutscher – Chrupalla wiegelt ab

„Ich nehme Sie jetzt beim Wort“, greift Maischberger das Thema kurze Zeit später wieder auf. „Sie sagen: Deutsche Staatsbürger bleiben in Deutschland. Ohne Wenn und Aber. Wer was anderes sagt, hat in der AfD nichts zu suchen?“ Chrupalla: „Absolut. Unsere Prämisse ist das Grundgesetz.“

Maischberger konfrontiert Chrupalla daraufhin mit einer Aussage seiner Co-Vorsitzenden Alice Weidel, die dem deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel die deutsche Staatsbürgerschaft abgesprochen hatte. Vielleicht habe sie das nicht gewusst, wiegelt Chrupalla ab. Er selber habe auch nicht gewusst, dass Yücel deutscher Staatsbürger sei. Und was sei mit Alexander Gauland, der die SPD-Politikerin Aydan Özoguz „nach Anatolien entsorgen“ wollte? Chrupalla kontert, dies sei Gauland rausgerutscht.

„Es kann einem nur rausrutschen, was in einem drin ist“, sagt Maischberger und erntet Applaus im Publikum.