- Mario Barth, Comedian und Experte für Mann-Frau/Frau-Mann-Witze ist am Sonntagabend in der Lanxess-Arena aufgetreten.
- Bei dem Auftritt am Weltfrauentag wird klar, dass Barth weiterhin – auch bei Frauen – sehr gut ankommt.
- Dennoch steckt hinter den immer gleichen Klischee-Geschichten auch problematisches.
Köln – Ohne Coronavirus geht es zurzeit nicht, das weiß auch Mario Barth, der Experte für Mann-Frau/Frau-Mann-Witze, als er am Sonntagabend die Bühne der Lanxess-Arena betritt. Und sein Publikum liegt ihm auch bei diesem Thema umgehend zu Füßen. „Es gibt kein Toilettenpapier mehr“, sagt der Comedian mit Entrüstung in der Stimme. Das reicht, die Menge tobt. Eine Aufwärmphase braucht hier niemand.
Und dann ist er doch ganz schnell bei seinem Kernthema: „Männer sind nicht faul. Männer sind aktive Nichtstuer.“ Sätze wie diese fallen häufig an diesem Abend. Meistens geht es allerdings um Frauen: „Frauen vergessen niemals“, „Frauen kommentieren immer alles“, „Frauen wissen alles. Da ist das FBI ein Scheißdreck gegen“, „Frauen sind schlauer als wir“. Das Leben lässt sich bei Mario Barth als Spruch zusammenfassen, der auf ein T-Shirt passt. Und das kann man dann direkt in seinem Shop kaufen. Auf den Fanartikeln steht „Brot kann schimmeln. Was kannst du?“ oder „Janz wichtig. Fresse halten angesagt!“ Der Auftritt in Köln ist der Abschluss der Tour mit dem Titel „Männer sind faul, sagen die Frauen“. Noch so ein Spruch. Wenn jedes Land die Komiker hat, die es verdient, dann ist die Lage in Deutschland vielleicht doch ernster, als viele denken.
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Eine typische Mario-Barth-Geschichte geht so: Er hat den Junggesellenabschied für seinen besten Freund organisiert. Der ist irgendwann sturzbetrunken, Barth fährt ihn nach Hause. Sie kommen in eine Polizeikontrolle. Die beiden Polizistinnen sind sehr hübsch. „Das gibt es in Berlin normalerweise nicht. Wenn dich in Berlin eine Polizistin anhält, denkst du: Ukrainische Kugelstoßerin. Nicht böse gemeint. Aber da kannst du dich nicht konzentrieren, wenn der Damenbart im Wind flattert.“ Der Freund hält die beiden Polizistinnen für Stripperinnen, der Abend endet in der Ausnüchterungszelle.
Selbstvergewisserung, Abgrenzung und Ausgrenzung
Das Publikum ist begeistert. Und was wirklich verwundert: Es sind vor allem Frauen, die lachen. Das hat der Weltfrauentag auch nicht verdient. 70 Prozent des Publikums sind laut Barths Aussage weiblich. Und diese Frauen scheinen sich wiederzufinden in den Klischees, die er verbrät. Eine Zuschauerin, die mit ihrem Freund gekommen ist, kommentiert den kompletten Abend über das Geschehen auf der Bühne mit Sätzen wie „Das könntest du sein“ oder „Das ist ein typischer Frauensatz“ und „Ist echt so“. Mario Barth, der Frauenversteher.
„Es ist erlaubt, Menschen kacke zu finden“, sagt Barth irgendwann in Köln. Es geht in seiner Welt nicht darum, Empathie für andere zu entwickeln, verstehen zu wollen, den eigenen Blickwinkel zu verändern. Es geht um Selbstvergewisserung, um Abgrenzung und Ausgrenzung. Die Rollen sind klar verteilt. Es ist ein Modell, das Sicherheit und Beständigkeit verspricht, denn wenn Männer immer so sind und Frauen auch, dann muss man Stereotype nicht hinterfragen, dann sind Emanzipation und Feminismus nur alberner Quatsch, an den ein paar verirrte Seelen glauben.
Deppen sind die, die etwas ändern wollen. Alles soll so bleiben, wie es immer schon war. Und deshalb müssen Veganer Spinner sein. Bloß nicht darüber nachdenken, dass ein anderes Leben, eine andere Weltsicht möglich wäre. „Demokratie heißt doch: Die Masse entscheidet“, hat Barth mal in einem Interview gesagt. Eine Aussage, die zum Kern seines Humorverständnisses führt. Denn bei ihm hat die Masse immer Recht. Wer abweicht, macht sich verdächtigt. Es ist ein bedenkliches Demokratieverständnis. Denn eigentlich soll die Demokratie doch eben die schützen, die anders sind als die Mehrheit.
Kein Ende der Wiederholungen in Sicht
Barth ist mit dieser Comedy immer noch sehr erfolgreich. 8,5 Millionen Menschen haben ihn in den vergangenen 20 Jahren live gesehen. Er steht im Guinness-Buch mit der größten Comedy-Live-Show: 70.000 kamen 2008 zu ihm ins Berliner Olympiastadion. Am Pfingstwochenende 2014 waren es sogar 120.000.
Das „Kennste, kennste?“, das Barth vor 20 Jahren bekannt machte, hört man in seinem aktuellen Programm nur noch selten, aber sonst ist alles beim Alten. Am Ende wird der 47-Jährige unzählige Male betont haben, wie sehr er seine Freundin liebe und wie schlau diese sei – nur um dann Geschichten zu erzählen, in denen sie sich wie ein absoluter Volldepp anstellt.
Wie lange kann man solche Programme, die ausschließlich von der Wiederholung leben, noch machen? Für Mario Barth keine Frage. Noch sehr, sehr lange. In der Zugabe erzählt er eine Geschichte aus dem neuen Programm. Es geht darum, dass Männer Frauen ruhig mal ihr Auto fahren lassen sollen. Als ultimativen Vertrauensbeweis. In der Geschichte baut Barths Freundin natürlich einen Unfall. „Ihr merkt, es geht weiter und weiter und immer weiter. Es hört niemals auf“, ruft er ins jubelnde Publikum. Es klingt wie eine Drohung.