Mark Beneckes neues BuchVon betrunkenen Rentieren und nekrophilen Enten
Haben Sie schon mal ein Quokka gesehen? Falls nicht, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, diese Beuteltierart aus der Familie der Kängurus zu googeln. Aber ich muss Sie warnen. Diese ungemein entzückenden Tierchen, die immer aussehen, als würden Sie lächeln und aufgrund ihrer fehlenden Scheu vor Menschen bei vielen Touristen in Australien als beliebtes Motiv für Selfies herhalten müssen, könnten sie für einige Zeit ablenken.
Seien wir ehrlich, wenn es um Tiere geht, sind wir Menschen, was unsere Zuneigung und Aufmerksamkeit angeht, sehr ungerecht. Ein Quokka oder ein Pudu (auch hier lohnt sich eine Bildersuche) erwecken in den meisten Menschen einen Beschützerinstinkt, während die Zahl derjenigen, die sich für Wanzen oder Egel starkmachen würden, vermutlich verschwindend gering ist.
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Der Kölner Kriminalbiologe Mark Benecke, Spezialist für den Zweig der Forensik, in dem anhand der Entwicklungsstadien von Insekten, die auf Leichen sitzen, Rückschlüsse auf Todeszeitpunkt und Todesart gezogen werden, hat einen ganz anderen Blick auf Tiere. Rotbeinige Schinkenkäfer rufen wohl nur bei wenigen Menschen Begeisterungsstürme hervor, Bennecke hingegen findet sie wunderschön. Und Silberfischchen, meist eher unbeliebte Haustiere, nennt er „silbrig geschuppte Racker“.
Ihnen und vielen anderen mehr oder weniger bekannten Tieren widmet er Kapitel in seinem neuen Buch „Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben“ (Galiani Berlin, 160 Seiten, 20 Euro), das auf Platz 15 der Spiegel-Bestseller steht. Kenntnisreich und sehr unterhaltsam berichtetet Bennecke von feenhaften Glühwürmchen, schuldigen Hunden, betrunkenen Rentieren und nekrophilen Enten. Das Kapitel über Haustiere, die Menschen essen – nach deren Tod wohlgemerkt – dürfte allerdings einige Leser dazu bringen, den geliebten Bello mit einiger Skepsis zu betrachten.
Zu einem wahren Leseglück wird dieses Buch allerdings vor allem durch die wunderschönen Illustrationen von Kat Menschik, die in ihrer Reihe Lieblingsbücher schon Franz Kafkas „Ein Landarzt“ und Shakespeares „Romeo und Julia“ zu neuem Leben erweckte. Auf schwarzem Grund – inspiriert von Beneckes Kleidungsstil – wirken ihre Zeichnungen edel und wundersam.
Und egal, ob sie Vegetarier sind oder nicht, eines kann ich Ihnen versprechen: Nach der Lektüre dieses hübschen Bandes werden Sie vermutlich nie wieder einen Tintenfisch essen wollen.