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Medienforscher, Autor, FilmemacherLutz Hachmeister ist gestorben

Lesezeit 2 Minuten
Der Journalist Lutz Hachmeister steht vor einer weißen Wand. Er trägt eine schwarze Jacke

Der Journalist Lutz Hachmeister ist überraschend im Alter von 64 Jahren gestorben

Hachmeister war neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auch immer wieder als Filmautor, Regisseur und Produzent aktiv

Der Medienexperte und Journalistik-Professor Lutz Hachmeister ist tot. Wie das von ihm gegründete Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) am Montag mitteilte, starb Hachmeister bereits am 26. August - zwei Wochen vor seinem 65. Geburtstag - plötzlich und unerwartet in Köln.

Hachmeister war neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auch immer wieder als Filmautor, Regisseur und Produzent aktiv. Dabei reichte der Umfang seiner Arbeit von der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seiner Aufarbeitung nach 1945 bis zu leichteren Themen wie der Arbeitsbelastung von Sterne-Köchen oder einer „Biografie“ des Hotels „Provencale“ an der Côte d’Azur.

Zu seinen bekanntesten Filmen und Büchern gehören „Schleyer - Eine deutsche Geschichte“ über die NS-Vergangenheit des 1977 von der RAF ermordeten Arbeitgeberführers, „Das Goebbels-Experiment“ und zwei Beiträge zur deutschen Provinz am Beispiel Hannovers: „Auf der Suche nach Peter Hartz“ und „Der Hannover-Komplex“. International machte Hachmeister auf sich aufmerksam durch das Doku-Drama „The Real American - Joe McCarthy“ über den als „Kommunistenfresser“ geltenden US-Senator. Zu seinen letzten Produktionen zählte 2022 die RTL-Dokumentation „Günter Wallraff, der Rollenspieler“ über den bekannten Investigativjournalisten.

Direktor des Grimme-Instituts und Gründer der Cologne Conference

Der 1959 im westfälischen Minden geborene Hachmeister arbeitete nach dem Studium der Publizistik und einer Promotion über die Geschichte der Kommunikationswissenschaft in Deutschland als Journalist beim Berliner „Tagesspiegel“, für den er eine der ersten Medienredaktionen bei einer Tageszeitung überhaupt aufbaute. Von 1989 bis 1995 war er Direktor des Grimme-Instituts in Marl. Später erhielt er für seine Schleyer-Dokumentation selbst einen der begehrten Grimme-Preise.

1996 wechselte Hachmeister nach Köln und machte sich mit der Firma HMR Internaional als Medienberater und Produzent selbstständig. 2005 gründete er das IfM als „Think-Tank“ und Forum für die Medienbranche und die Medienpolitik, deren wortmächtiger Kritiker er stets blieb. Hachmeister war ein sehr aufmerksamer Beobachter, er konnte den Finger in die Wunde legen und Entwicklungen kenntnisreich einordnen.

Hachmeisters Initiative ist es auch zu verdanken, dass in Köln das Film Festival Cologne beheimatet ist. 1991 gründete der damalige Chef des Grimme-Instituts es mit Martina Richter unter dem Namen Cologne Conference als Fernsehteil des Medienforum NRW. Die Cologne Conference war zunächst als Fachveranstaltung gedacht, öffnete sich jedoch schon bald für ein breites, an innovativem Fernsehen interessiertes Publikum. Das Medienforum NRW gibt es nicht mehr, aber die Cologne Conference konnte sich dauerhaft etablieren und heißt seit 2016 Film Festival Cologne.

Sein letztes Werk „Der Diktator und die Journalisten“ konnte er noch fertigstellen. Das Buch über Adolf Hitlers Interviews mit ausländischen Journalisten soll im November erscheinen. (kna, amb)