Der Musiker war vor 27 Jahren erschossen worden, die Justiz konnte den Mord nie aufklären – bis jetzt.
Neue Beweise US-Justiz klagt Verdächtigen wegen lange ungeklärten Mordes an US-Rapper Tupac Shakur an
Rund 27 Jahre nach dem Mord an dem legendären US-Rapper Tupac Shakur hat die US-Justiz einen Verdächtigen in dem lange ungeklärten Fall angeklagt. Der Verdacht sei „groß“, dass der frühere Bandenchef Duane „Keffe D“ Davis für den Mord an Shakur verantwortlich ist, sagte Staatsanwalt Marc DiGiacomo am Freitag (Ortszeit) in Las Vegas. Dem Angeklagten werde nach neuen Erkenntnissen der Ermittlungen Mord unter Einsatz einer tödlichen Waffe zur Last gelegt. Auslöser für den Mord soll demnach eine Schlägerei gewesen sein.
Shakur war im September 1996 in Las Vegas erschossen worden, als er im Auto auf dem Weg zu einem Nachtclub war. Das Feuer wurde aus einem anderen Fahrzeug eröffnet. Damals war der Rapper erst 25 Jahre alt, war aber bereits zu einem Star der Rapper-Szene aufgestiegen.
Mord an Shakur: Auslöser soll Schlägerei gewesen sein
Shakur war bei dem Plattenlabel Death Row Records unter Vertrag, das damals der Bande Mob Piru aus Los Angeles nahe stand. Diese wiederum lag im Clinch mit den South Side Crompton Crips, die „Keffe D“ Davis anführte. „Mitte September 1996 gab es keinen großen Unterschied mehr zwischen Mob Piru und Death Row Records“, sagte DiGiacomo vor Gericht.
Der Staatsanwalt erklärte, Auslöser für den Mord sei eine Schlägerei zwischen Mitgliedern beider Banden gewesen. In den Streit am Rande eines Boxkampfs in Las Vegas waren demnach Shakur und Death Row Records-Chef Suge Knight auf der einen, Crips-Mitglied Orlando Anderson - der Neffe des Bandenchefs Davis - auf der anderen Seite verwickelt.
Im Auto erschossen
Davis habe sich danach für den Angriff auf seinen Neffen bei Shakur rächen wollen, erklärte DiGiacomo. Zu diesem Zweck habe er eine Feuerwaffe organisiert. „Er steigt in einen Cadillac und übergibt einer der beiden Personen auf dem Rücksitz die (...) Feuerwaffe“, erklärte der Staatsanwalt.
Sie spürten Shakur und Knight auf, die in einem Auto saßen, hielten neben ihm an „und der Beifahrer feuerte eine Reihe von Schüssen aus dem Fahrzeug ab“, die beide Männer trafen, sagte DiGiacomo. Shakur erlag einige Tage später in einem Krankenhaus seinen Verletzungen. Knight überlebte.
Neue Beweislage: Fall kommt erneut vor Gericht
DiGiacomo betonte, die Ermittler hätten schon seit vielen Jahren gewusst, was in jener Nacht geschehen war, hatten jedoch nicht genügend Beweise. Dies habe sich geändert, als Davis eine Autobiographie veröffentlichte und in einer Fernsehsendung über das Verbrechen sprach und zugab, in dem betreffenden Auto gesessen zu haben. Davis versicherte jedoch, dass die Schüsse vom Rücksitz abgegeben worden seien - er selbst habe auf dem Beifahrersitz gesessen. Eine Gerichtsanhörung in dem Fall wurde für nächste Woche angesetzt.
Shakur war eine der Schlüsselfiguren im von Branchenvertretern befeuerten Wettstreit zwischen Rappern der US-Ost- und der Westküste. Zwar wurde er in New York geboren, zog aber als Jugendlicher mit seiner Familie nach Kalifornien. Dort wurde er zu einer der bekanntesten Figuren der Westküstenszene.
Rivalität wohl aus kommerziellen Gründen hochgespielt
Nur sechs Monate nach Shakurs Tod wurde sein Ostküsten-Rivale Christopher „The Notorious BIG“ Wallace erschossen. Viele glauben deshalb, dass beide Musiker im Rahmen einer Rivalität zwischen ihren Musiklabels in Los Angeles und New York ermordet wurden. Musikhistoriker betonen jedoch, dass die Rivalität aus kommerziellen Gründen hochgespielt worden war.
Shakurs Mutter Afeni war in der Black-Panther-Bewegung aktiv und benannte ihren Sohn nach Tupac Amaru, einem revolutionären Inka-Herrscher. Dessen Songs handelten meist von den Problemen schwarzer US-Bürger - von Polizeigewalt bis hin zu Masseninhaftierungen.
Mit seinen heftigen Texten und wegen seiner Bühnenpräsenz gilt Shakur immer noch als einer der einflussreichsten Musiker des Hip Hop. Er verkaufte insgesamt 75 Millionen Alben. Zu seinen Hits zählten „California Love“, „Changes“, „Dear Mama“ und „All Eyez On Me“. (afp)