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Katharina Wackernagel„Ich bin eine Frau, die selbstbestimmt ihren Weg geht“

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Die Neue bei „Mord mit Aussicht“: Katharina Wackernagel 

Hengasch – Mit der Eifelserie „Mord mit Aussicht“ gelang Marie Reiners eine Sensation, die Mischung aus Regional- und Schmunzelkrimi entwickelte sich zwischen 2008 und 2014 zur erfolgreichsten deutschen Fernsehserie. Nach drei Staffeln wird sie jetzt mit neuer Besetzung, aber teilweise alten Figuren fortgesetzt. Wir sprachen mit der Schauspielerin Katharina Wackernagel, die die Hauptrolle von Caroline Peters übernimmt.

Frau Wackernagel, die ursprünglichen drei Staffel von „Mord mit Aussicht“ haben viele Fans. Wie sehr hat Sie dieses Wissen in Ihrer Arbeit beeinflusst?

Katharina Wackernagel: Natürlich weiß ich, dass die Serie eine große Fanbase hat, sie ist ja auch toll. Man kann das als Druck sehen und sich fragen, ob man in die großen Fußstapfen treten kann, aber für mich war es eine Ehre, in die vierte Staffel als neue Figur einzusteigen. Und ich konnte mich sowohl in der Vorbereitung als auch während des Drehs von dem Druck frei machen. Ich hatte einfach Lust, diese Rolle zu spielen. Mir hat es Spaß gemacht, in das Hengasch-Universum einzutauchen. Jetzt, kurz vor der Ausstrahlung, geht es erst los, dass der Druck dem Vergleich standhalten zu müssen, größer wird. Aber ich bin überzeugt, dass die Serie sehr schön geworden ist und wenn man Lust hat, sich darauf einzulassen, kann man damit ganz viel Spaß haben.

Wie intensiv haben Sie sich mit dem Vorgänger beschäftigt?

Wackernagel: Ich habe mir alle Folgen und den Film zur Vorbereitung angeguckt, und mir hat das sehr gefallen. Ich finde Caroline Peters, Bjarne Mädel und Meike Droste super! „Mord mit Aussicht“ wurde ja nicht deshalb fortgesetzt, weil der WDR keine anderen Serienideen hatte, sondern weil dieses Universum so gut funktioniert. Es ging darum, etwas zu schaffen, das ganz nah an den ersten 3 Staffeln ist und trotzdem neu. Wir wollten den Ton behalten, aber es ging nicht darum, unsere Kollegen zu imitieren. Die Rollen sind ja andere Figuren.

Strafversetzt nach Hengasch

Es gibt aber wieder eine strafversetzte Kommissarin und einen Dorfpolizisten und eine -polizistin. War es gut, die Serie so nah anzulehnen an die Vorlage? Die Vergleichbarkeit ist dadurch natürlich sehr groß.

Wackernagel: Es ist eine 4. Staffel, mit neuen Hauptfiguren. Ich glaube, es ist genau richtig so. Die Prämisse bleibt die gleiche, wir ehren die ersten drei Staffeln, in dem wir das übernehmen: Eine Großstädterin kommt strafversetzt nach Hengasch und trifft auf die beiden Dorfbullen. Der Autor Johannes Rotter hat eine gute Balance geschaffen, in dem er achtsam das Universum gewahrt hat und trotzdem spannende neuen Figuren und Fälle kreiert hat.

Wo will die Serie hin? Die Folgen unterscheiden sich im Ton sehr. Hat sie die Leichtigkeit des Vorgängers?

Wackernagel: Die Folgen an sich sind sehr unterschiedlich. Jede Folge hat einen eigenen Ton, spielt auch mit verschiedenen Genre-Elementen. Der Spaß an der Skurrilität der Fälle wird in allen Folgen gewahrt, aber natürlich gibt es immer einen Mord und wir schauen, wenn auch auf eine humorvolle Art, in die Abgründe von Menschen, die andere getötet haben. Bei „Stralsund“ habe ich immer konsequent abgelehnt, dass die Kommissare mit Kaffeebechern und Croissants zum Tatort kommen, weil das dort nicht hingehört. Bei „Mord mit Aussicht“ hat es mir Spaß gemacht, auszuloten, wie weit man gehen kann. Es gibt bestimmt ein paar Folgen, wo der Bogen straffer gespannt ist und bei anderen ist es ein bisschen leichter. Aber ich schätze die Unterschiedlichkeit der Folgen.

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Was gefällt Ihnen an Marie Gabler?

Wackernagel: Marie Gabler steht den Dorfbewohnern erst kritisch gegenüber, aber sie hat eine große Empathie und ist in der Lage, sich den Dorfbewohnern anzupassen. Ihre Empathie und Cleverness einen Fall zu lösen und zu kapieren, wie die Leute funktionieren, ohne sich über sie zu erheben, finde ich sympathisch an ihr. Es ist nicht der komplexe Charakter, der mich gereizt hat, sondern in erster Linie das Genre, weil ich selten in Komödien spiele, und es für mich eine Herausforderung war. Man muss sich mit den Gesetzen von Comedy auseinandersetzen, man probt anders, es geht um Timing und Rhythmus. Die Pointe haben allerdings häufig die anderen Figuren auf ihrer Seite, Marie Gabler ist eher die „Spaßverderberin“ aber auf eine sympathische Art.

Marie Gabler lebt nicht den klassischen Lebensentwurf mit Mann, Kindern und Hund, der in Hengasch die Regel ist. Erstaunlich, dass das immer noch ein Thema ist, oder?

Wackernagel: Es ist komisch, dass es im Fernsehen noch so ist, aber es ist viel komischer, dass es in der Realität so ist. Ich bin ja auch eine Frau, die selbstbestimmt ihren Weg geht, wie oft ich damit konfrontiert werde, dass ich nicht in den klassischen Mustern lebe, erstaunt mich immer wieder. Diese Klischees werden im Fernsehen noch sehr lebendig gehalten. Bei manchen Drehbüchern frage ich mich schon, welches Frauenbild da transportiert werden soll. Eine Frau etwa, die am Anfang eine eiskalte Anwältin ist, natürlich keine Kinder hat, sondern von Ehrgeiz zerfressen ist, dann einen kernigen Mann kennenlernt, den sie am Ende heiratet und schwanger ist. Das ist nun das große Glück, über das sie ein netterer Mensch geworden ist, während sie vorher eine fiese Karriere-Frau war? Darauf habe ich keine Lust, das möchte ich nicht unterstützen. Bei „Mord mit Aussicht“ ist es anders. Die Serie spielt mit vielen Klischees, treibt sie auf die Spitze und zeigt damit wie absurd manche gesellschaftlichen Muster sind.

„Mord mit Aussicht“, ab 8. März, Dienstags, 20.15 Uhr, ARD