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Museum Ludwig in 2023Köln zeigt Ausstellung zur ukrainischen Moderne

Lesezeit 3 Minuten
Drei Frauen mit Hüten, aber ohne Gesichter gehen auf Alexandra Exters Gemälde Drei weibliche Figuren spazieren

Alexandra Exters Gemälde „Drei weibliche Figuren“ (1910)

Das Kölner Museum Ludwig hat seine Ausstellungshöhepunkte des Jahres 2023 vorgestellt. Die Sonderschau zur ukrainischen Moderne verspricht eine kleine Sensation zu werden, dazu gibt es Werkschauen der Kölner Surrealistin Ursula und der türkischen Künstlerin Füsun Onur.

Als Rita Kersting an der im Jahr 2020 gezeigten Kölner Ausstellung zur „Russischen Avantgarde“ arbeitete, war sie erstaunt, wie viele der darin behandelten Künstler aus der Ukraine stammten. Damals behielt die stellvertretende Direktorin des Museums Ludwig als Idee im Hinterkopf, dass man mal eine Schau über die ukrainische Moderne machen müsste. Selbstredend konnte sich Kersting nicht vorstellen, wie rasch diese Idee eine politische Dimension erhalten würde – Wladimir Putin erklärte seinen Angriff auf die Ukraine bekanntlich auch damit, dass es keine eigenständige ukrainische Kultur außerhalb der russischen gebe.

Putin sprach der Ukraine eine eigenständige Kultur außerhalb der russischen ab

Im Jahresprogramm 2023 des Museums Ludwig dürfte Kerstings Sonderschau zur ukrainischen Moderne (ab 3. Juni) die größte Aufmerksamkeit außerhalb der Kunstwelt auf sich ziehen, und das nicht nur, weil Kersting zeigen kann, dass es sehr wohl nationale Färbungen innerhalb der sowjetischen Revolutionskunst gab. Das Interesse an der Ukraine ist aus naheliegenden Gründe enorm gestiegen, ein beachtlicher Teil der Leihgaben kommt aus dem Kiewer Nationalmuseum nach Köln. Zu den gezeigten Künstlern gehören einige Klassiker, die man bislang unhinterfragt der russischen Moderne zugeschlagen hatte; Alexandra Exter und Kasimir Malewitsch sind darunter die bekanntesten.

Auf dem surrealistischen Gemälde von Ursula Schultze-Bluhm ist eine Frau im Profil mit übergroßem Auge zu sehen.

Ursula Schultze-Bluhms „L'individualiste“

Bei der Präsentation betonte Ludwig-Direktor Yilmaz Dziewior, dass man nach dem Corona-Einschnitt nicht einfach zur Tagesordnung zurückkehren wolle. Eine Lehre der Pandemie liege darin, verstärkt mit den Schätzen der eigenen Sammlung zu arbeiten. Außer der Ukraine-Schau (das Ludwig besitzt einen der größten Bestände der „Russischen Avantgarde“ im Westen) passt auch die Ursula-Retrospektive (ab 18. März) zu dieser Linie. Die 1999 verstorbene Surrealistin lebte lange in Köln, die Ausstellung ist also gleichsam ein Heimspiel. Trotzdem versprach Dziewior eine Neuentdeckung, schließlich liege die letzte Ursula-Werkschau 30 Jahre zurück. Für Stephan Diederich, Kurator der Ausstellung, ist Ursula zudem ein Paradebeispiel dafür, dass der Surrealismus weniger ein Stil als eine Geisteshaltung sei.

Eine dreidimensionale Malerei der türkischen Künstlerin Füsun Onur. Sie besteht aus langen blauen Wollfäden, die von der Decke hängen.

„Third Dimension in Painting“ von Füsun Onur

In der dritten großen Sonderausstellung des Jahres widmet sich das Ludwig der türkischen Künstlerin Füsun Onur (ab 16. September). Die Kuratorin Barbara Engelbach bedauerte, dass Onur im Westen kaum bekannt sei, obwohl sie zu den wichtigsten Vertreterinnen der türkischen Kunstwelt gehöre und ihr Werk von erstaunlicher Vielfalt sei. In gewisser Hinsicht schließt das Ludwig damit an die Nil-Yalter-Ausstellung von 2019 an. Auch damals wurde das Werk einer türkischstämmigen Frau erstmals einer größeren deutschen Öffentlichkeit präsentiert.

Im Jahr 2023 gibt es im Ludwig zudem sechs Sammlungspräsentationen. Im Fotoraum werden unter dem Titel „Bild/Gegenbild“ (ab 22. April) Arbeiten von zum Thema Körper sowie die Modefotografin Walde Huth (ab 23. September) vorgestellt; die Sammlung für Gegenwartskunst wird turnusgemäß umgebaut und soll ab 3. August den „Wert der Zeit“ behandeln; und zum 50. Todesjahrs Pablo Picassos zeigt das Ludwig die letzte grafische Reihe, die „Suite 156“, des Jahrhundertkünstlers. Man könnte diesen Beitrag für etwas schmal halten, hätte das Ludwig nicht erst im letzten Jahr seine große „Der geteilte Picasso“-Ausstellung gezeigt.

Kasper König schenkt seinem alten Museum 50 Werke

Ab 11. November präsentiert das Museum Ludwig schließlich eine Schenkung seines langjährigen Direktors Kasper König. Es ist eine sehr persönliche, rund 50 Werke umfassende Auswahl aus einer Sammlung, die sich vor allem aus Spontankäufen, Souvenirs und Geschenken befreundeter Künstler speist. König verschenkt also ein Stück seiner mit Köln eng verbundenen Arbeitsbiografie und verbindet damit, wie es seine Art ist, die freundliche Aufforderung, es ihm gleichzutun.