Dank an Kassel und NaidooWarum man Nenas Querdenker-Lob am besten totschweigt
Hamburg – Noch so eine Nachricht, von der man sich wünscht, sie nur geträumt zu haben: In einem Instagram-Post hat sich Nena bei den mehr als 20.000 größtenteils maskenlosen Querdenkern bedankt, die vergangenen Samstag in Kassel auf einer Demonstration gegen die Coronamaßnahmen hemmungslos eskalierten.
Damit diesmal niemand ihre Intention missversteht, über die bislang nur gemutmaßt wurde, hat die Sängerin ihren Post mit einem Song namens „Was stimmt nicht?“ unterlegt, in welchem ein unbekannter Interpret namens Jan mit dem leider unvermeidbaren Xavier Naidoo noch einmal alle in Kassel hochgehaltenen Plakate zusammengereimt hat: „Brainwashing pur, rund um die Uhr/ Und die Masse versteht nicht die perfide Tour“ – sie wird jedoch den Rest der Jeremiade problemlos autovervollständigen können.
Bitte kein Album mit Querdenker-Kinderliedern!
Nun mag ich es persönlich bedauernswert finden, wenn sich der Schwarm meiner frühen Jugend auf die Seite derjenigen schlägt, die glauben alles durchschaut zu haben, weil sie drei Youtube-Videos gesehen haben.
Das könnte Sie auch interessieren:
Aber Nena ist beileibe nicht die erste Künstlerin, die sich in irrationalen Netzwerken verheddert hat, das ist schon ganz anderen passiert. Wer erinnert sich schon noch daran, dass sich David Bowie in seinen kokainbeschwingten Endzwanzigern ein wenig zu intensiv für Satanismus und Heinrich Himmlers esoterische Anwandlungen interessiert hat?
Was also tun?
Im Prinzip empfiehlt es sich, die Sache peinlich berührt totzuschweigen, so wie man das ja auch bei solchen Begegnungen der dritten Art im Verwandten- und Freundeskreis macht, oder bei verunglückten Tinder-Dates. Das gilt freilich nur, so lange Nena kein Album etwa mit Querdenker-Kinderliedern herausbringt.
Das brächte dann auch den 99. Luftballon zum Platzen.