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Neue AusstellungNS-DOK will vergessene Orte rechter Gewalt sichtbar machen

Lesezeit 3 Minuten
Ansicht der neuen Austellung im NS-DOK. Fotografien sind an Metallsäulen befestigt und willkürlich im Raum verteilt.

Die neue Ausstellung im NS-DOK zeigt Fotografien von Orten rechter Gewalt.

Vom 16. März bis 13. August wird im NS-DOK die Ausstellung „Un|sichtbarer Terror. Orte rechter Gewalt in Deutschland“ gezeigt.

Wenn man den Ausstellungsraum im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (NS-DOK) betritt, blickt man auf einen Wald aus Fotografien, die an Metallsäulen befestigt sind. Der Raum ist hell erleuchtet, die Bilder strahlen eine friedvolle Ruhe aus. Der erste Eindruck scheint nicht zu dem Thema der neuen Ausstellung, die ab Donnerstag zu sehen ist, zu passen. „Un|sichtbarer Terror. Orte rechter Gewalt in Deutschland“ – Ein Thema, das dunkel ist, aggressiv, feindselig und laut.

Doch statt diese rechte Gewalt zu zeigen, ihr Raum zu geben, ist das Ziel der Ausstellung in Kooperation mit der Bundeszentrale für Bildung (bpb), zu zeigen, wie sehr die Geschichte eine des Wegsehens, Ausblendens und Vergessens ist. Die Fotografien von Mark Mühlhaus zeigen deshalb Orte in Deutschland, an denen rechte Gewalt passiert ist, an denen sich Morde, Totschläge und schwere Körperverletzungen ereigneten, die aber in Vergessenheit geraten sind.

Ansicht auf eines der Ausstellungsfotos.

Mark Mühlhaus hat die Fotografien quer durch Deutschland verteilt aufgenommen.

Fotograf Mark Mühlhaus fuhr für die Bilder 10 000 Kilometer durch Deutschland

So zeigen die Fotografien, die Mühlhaus 2021 und 2022 quer durch Deutschland aufgenommen hat, recht banale Plätze – eine Landstraße, eine Diskothek, einen Imbiss, eine Hecke – friedvolle Plätze, alltägliche Plätze, die rechten Terror verstecken. Nichts erinnert dort noch an die Gewalttaten, die vor zehn, 20, 30 bis 77 Jahren begangen wurden. „Der Terror ist bewusst unsichtbar“, sagt Historikerin Anne Leßau, die für die Ausstellung zuständig war.

Sie spiegle die Vergessenheit der Geschehen wider. „Das soll die Besucherinnen und Besucher irritieren und sie animieren, sich wieder zu interessieren“. Erst auf den zweiten Blick, auf der Rückseite der Fotografien, findet man dann einen Kontext, Texte auf Deutsch, Englisch und Türkisch, die die schrecklichen Schicksale von Opfern rechter Gewalt erzählen. „Dadurch verändert sich dann vielleicht auch der Blick auf die vermeintlich banalen Plätze“, so Leßau weiter.

Zwischen den 35 im Raum verteilten Fotografie-Schildern, befinden sich auch sieben Schilder, auf denen Audio-Guide-Nummern sowie QR-Codes abgebildet sind, die zu Audio-Aufnahmen führen. Diese Aufnahmen sind schriftliche Texte, teilweise geschichtlich, teilweise kontemporär, die vorgelesen werden. „Damit wollen wir Menschen eine Stimme geben, denen viel zu lange nicht zugehört wurde“, so Leßau.

Extra Projekt: Separater Raum zeigt Orte rechter Gewalt in Köln

Weil dieses Aufmerksammachen ein zentraler Punkt der Ausstellung ist, gibt es zudem eine Post-Station. Dort liegen Postkarten mit Foto-Motiven aus, die ohne Briefmarke innerhalb von Deutschland verschickt werden können. Für alle, denen das zu analog ist, gibt es aber auch eine Projektwebseite, auf der ausgewählte Inhalte der Ausstellung gezeigt werden. Diese kann ebenfalls geteilt werden, damit auch außerhalb von Köln Menschen erreicht werden können.

Ansicht auf einen Nebenraum der Ausstellung. Auf drei einzelnen länglichen Tischen sind jeweils Fotografien, Texte und Informationen zu Orten rechter Gewalt in Köln aufgestellt.

Ein separater Raum der Ausstellung zeigt Orte rechter Gewalt in Köln.

In einem separaten Raum werden außerdem Orte rechter Gewalt in Köln vorgestellt. Das zeigt noch einmal mehr, „Rechtsextremismus ist nicht fern, er ist direkt um uns, zwischen uns“, so Martin Langebach von der bpb. Die Inhalte und Fotografien sind in vier Workshops mit Jugendgruppen entstanden. Mark Mühlhaus hat dafür an jeweils zwei Tagen das Handwerk der Fotografie vermittelt.

So sind vier Informationstische entstanden. Drei von ihnen werden bereits gezeigt. Der vierte wird ab Mai anstelle eines anderen ausgestellt. Ein ähnlicher Workshop wird auch im Rahmen des Begleitprogramms angeboten. Das Programm besteht unter anderem aus Führungen, Gesprächen und Lesungen.


„Un|sichtbarer Terror. Orte rechter Gewalt in Deutschland“: NS-Dokumentationszentrum, Appellhofplatz 23-25, 50667 Köln, 16. März bis 13. August 2023, dienstags bis freitags 10-18 Uhr und samstags und sonntags 11-18 Uhr, Eintritt 4,50 Euro, ermäßigt 2 Euro, kostenfrei jeden ersten Donnerstag im Monat.