Die Phryges erinnern als Maskottchen der Olympischen Spiele von Paris 2024 an die Französische Revolution. Manche denken aber eher an eine Klitoris. Und andere regen sich über ihre chinesischen Hersteller auf.
„Bringen die Vulva zum Glühen“Ungewöhnliche Olympische Maskottchen sorgen für Wirbel
Ortstermin beim bretonischen Plüschtierhersteller Doudou et compagnie, es geht um nichts weniger als die nationale Ehre: Vor zwei Wochen wurden die offiziellen Maskottchen der Olympischen und Paralympischen Spiele im Sommer 2024 in Paris vorgestellt. Ausnahmsweise stellen sie keine anthropomorphisierten Tiere dar, auch wenn sich einige Lästermäuler an Hühner erinnert fühlten, sondern auf dünnen Beinen (und einer Beinprothese) stehende Mützen.
Genauer gesagt sind es zwei mit Lachmund und Glubschi-Augen versehene rote phrygische Mützen, wie sie die Jakobiner zur Zeit der Französischen Revolution trugen, in dem irrigen Glauben, die zipfelartige Kopfbedeckung hätte in der Antike die Häupter freigelassener Sklaven geschmückt.
Macht nichts, zumindest seit 1789 steht die Jakobinermütze für den hehren Wert der Freiheit – erst viel später landete sie auf dem Kopf von Papa Schlumpf. Wenn also die Pariser Spiele vordringlich zu einer Feier der Demokratie erklärt werden sollen, gäbe es endlich mal wieder eine sportliche Großveranstaltung, auf die man sich reuelos freuen kann.
Rund 75 Prozent der Franzosen, so ergab eine erste Umfrage, erklärten sich einverstanden mit den beiden ungewöhnlichen Maskottchen, die zusammen auf den nicht ganz einfach auszusprechenden Namen Phryges hören. Das gute Ergebnis mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass einige Kommentatoren die laufenden Mützen gedanklich um 180 Grad drehten und in ihnen daraufhin zwei Klitorides zu erkennen meinten. Ja, so lautet die Mehrzahl von Klitoris.
Die linksliberale „Libération“ etwa feierte die Phryges als „Maskottchen, die die Vulva zum Glühen bringen“. Die frechen Mützchen könnten also auch eine sexuelle Revolution einläuten.
Zuletzt bekam die Begeisterung jedoch einen Dämpfer, als bekannt wurde, dass der Großteil der roten Mützen in China hergestellt werden soll. Was uns zurück zum eilig einberufenen Ortstermin in der bretonischen Plüschtierfirma führt. Die soll nun eine Edelvariante der Phryges herstellen, im Verkauf rund zehn Euro teurer als die chinesische. Die Freiheit ist gerettet, das mit der Gleichheit üben wir noch.