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Neue SerieSo will das ZDF den Streaming-Diensten Konkurrenz machen

Lesezeit 5 Minuten
Julia Beautx steht als Vivi Klettmann in der Serie "Gestern waren wir noch Kinder" auf der Beerdigung ihrer Mutter.

Vivi Klettmann (Julia Beautx) auf der Beerdigung ihrer Mutter in der neuen ZDF-Serie „Gestern waren wir noch Kinder“

Das ZDF startet mit „Gestern waren wir noch Kinder“ ins neue Serien-Jahr. Zudem stellen wir Ihnen weitere ambitionierte Serien im Free-TV vor, die nun starten.

43 – so viele Lebensjahre hatte der Kuckuck Anna Klettmann (Maria Simon) als junges Mädchen mit seinen Rufen vorhergesagt. Für die abergläubische Mutter von Vivi (Julia Beautx), Daniel (Vico Mango) und Emmi (Nele Richter) ist ihr 44. Geburtstag deshalb eigentlich ein Freudentag. Doch es soll ihr letzter sein.

Kurz vor der geplanten Gartenparty und scheinbar aus dem Nichts ersticht ihr Mann Peter (Torben Liebrecht) sie, danach ruft er die Polizei und lässt sich widerstandslos festnehmen. Autorin und Produzentin Natalie Scharf lässt sich rund fünf Stunden Zeit, um in ihrer ZDF-Serie „Gestern waren wir noch Kinder“ aufzudröseln, wie es dazu kommen konnte, dass die vermeintliche Bilderbuchfamilie zerbrach. Und auch nach dem Finale sind längst nicht alle Fragen beantwortet.

Lange Rückblenden

In langen Rückblenden wird die Geschichte der jungen Anna (Rieke Seja) und ihres Mitschülers Peter (Damian Hardung) erzählt. Die beiden besuchen zusammen eine Privatschule. Peters Vater Hans (Ulrich Tukur) verdient als Anwalt zwar gut, doch der herrische Mann macht seiner Familie das Leben zur Hölle. Peters Mutter (Karoline Eichhorn) hat den Tod der Tochter nicht verkraftet und lebt zunehmend in ihrer eigenen Welt.

Verliebt ist Peter in Annas beste Freundin Luisa (Milena Tscharntke), während Anna sicher ist, dass er die Liebe ihres Lebens ist. Beim Abiball führt eine Verkettung unglücklicher Umstände und Missverständnisse zu einem katastrophalen Unglück, bei dem vier Menschen sterben. Die Ereignisse jener Nacht wirken sich bis auf die Gegenwart aus.

Erst im Gefängnis findet der erwachsene Peter Worte für all das, worüber er so viele Jahre geschwiegen hat. „Kein Geheimnis lässt sich für immer verbergen. Je schmutziger, umso hartnäckiger strebt es zum Licht. Geheimnisse sind wie Ungeziefer“, schreibt er in einem Brief an seine älteste Tochter.


Das ZDF zeigt „Gestern waren wir noch Kinder“ als dreiteiligen Fernsehfilm am 9., 10. und 11. Januar, jeweils um 20.15 Uhr. Zudem steht die Serie in der ZDF-Mediathek.


Die 18-Jährige versucht derweil, das Sorgerecht für ihre beiden jüngeren Geschwister zu erstreiten. Dunkler Fleck Unterstützung erfährt sie dabei von dem jungen Polizisten Tim (Julius Nitschkoff), der als Erster am Tatort war und noch mit der sterbenden Anna sprach. Seither fühlt er sich für die Familie verantwortlich. Doch auch Tim hat einen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit. Seinen Vater kannte er nicht, die Mutter arbeitete als Prostituierte und ließ ihren Sohn irgendwann bei der Großmutter zurück.

„Gestern waren wir noch Kinder“ ist ein unterhaltsamer Genre-Mix aus Thriller und Familienserie, der geschickt mit den üblichen Cliffhangern spielt. Alle haben Geheimnisse, überall lauern Abgründe. Regisseurin Nina Wolfrum kann sich dabei auf ihr starkes Ensemble verlassen.

Die Entscheidung, die erfolgreiche Influencerin Julia Beautx, dem ZDF-Publikum vermutlich weitgehend unbekannt, mit der Hauptrolle zu betrauen, zahlt sich aus. Sie ist der schwierigen Aufgabe gewachsen, ein Gefühlschaos aus Trauer, Wut und Verzweiflung zu verkörpern. Neben den klassischen Thriller-Elementen macht die Serie vor allem interessant, wie sie die Folgen verdrängter Traumata und Schuld und die große Sprachlosigkeit in vielen Familien beleuchtet.

Vordergründig müssten Anna und Peter glücklich und zufrieden sein. Doch Annas unterschwelliges Gefühl, für ihren Mann nur die Nummer zwei zu sein, und seine Unfähigkeit, sich von seinem tyrannischen Vater zu emanzipieren, haben ungeahnte Folgen. Man merkt der Serie an, dass Natalie Scharfs Vater als Psychologe, Neurologe und Gutachter in Gerichtsprozessen arbeitete. Mit den Abgründen der menschlichen Seele kennt sie sich aus.


Serien-Highlights im Fernsehen zu Beginn des Jahres

Gleich zu Beginn des Fernsehjahres warten die TV-Sender mit zahlreichen hochkarätigen Serien auf, mit denen sie den Streaming-Diensten Konkurrenz machen wollen.

„Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“: Die historische Mini-Serie der ARD ist ein politischer Thriller über rivalisierende Geheimdienste und Seilschaften im Alt-Nazi-Milieu. Die junge Toni Schmidt kehrt 1954 nach einem Sprachaufenthalt in London nach Bonn zurück. Sie bekommt eine Stelle als Fremdsprachensekretärin bei der Organisation Gehlen, dem Auslandsgeheimdienst und der Vorläufer-Organisation des heutigen Bundesnachrichtendienstes BND und gerät zwischen die Fronten. Das Erste zeigt die Serie ab Dienstag, 17. Januar.

„Cry Wolf“: Arte zeigt die preisgekrönte dänische Serie „Cry Wolf“ ab 19. Januar. Sozialarbeiter Lars wird in eine Schule gerufen, in der eine 14-Jährige in einem Aufsatz Szenen häuslicher Gewalt schildert. Nun muss er schnell handeln, um sie und ihren Bruder zu schützen. Die Rolle des Sozialarbeiters spielt Bjarne Henriksen („Borgen“).

„Asbest“: Schauspieler Kida Khodr Ramadan („4 Blocks“) führt Regie bei dieser ARD-Serie über einen 19-Jährigen, der wegen eines Raubüberfalls im Gefängnis sitzt. Er beteuert seine Unschuld, wird aber zu neun Jahren Haft verurteilt und soll nun für seine Familie dealen. Die fünfteilige Serie beleuchtet ein Geflecht aus Clankriminalität, Revierkämpfen und Korruption. Ab 20. Januar bei One.

„Blackout“: Was würde passieren, wenn von jetzt auf gleich in ganz Europa der Strom ausfiele? In der Sat.1-Verfilmung von Marc Elsbergs gleichnamigem Roman geschieht genau das. Moritz Bleibtreu spielt einen Hacker, und Umweltaktivisten, der davon überzeugt ist, dass der Blackout ein gezielter Anschlag war. Ab 26. Januar erstmals im Free TV bei Sat.1.

„Der Schwarm“: Frank Schätzings Bestseller „Der Schwarm“ erzählt vom Kampf der Menschheit gegen eine unbekannte Schwarmintelligenz, die in den Tiefen des Meeres lebt. Nun kommt endlich die langerwartete Serien-Adaption des Stoffes. Am 6. März geht es im ZDF los.

„Tage, die es nicht gab“: Miriam (Franziska Weisz), Doris (Diana Amft), Inès (Jasmin Gerat) und Christiane (Franziska Hackl) sind seit ihrer Schulzeit an der Eliteschule „Sophianum“ befreundet. Doch auch zwischen ihnen gibt es Geheimnisse. Unerwartete Wendungen, psychologische Abgründe und schwarzen Humor verspricht die ARD in ihrer achtteiligen Eventserie, die ab 14. Februar im Ersten zu sehen ist. (amb)