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Scholz bei „Joko und Klaas“Wie populistisch will der künftige Kanzler regieren?

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Joko Klaas Scholz 2

Olaf Scholz in der Show „Joko und Klaas“.

Berlin – Zuletzt hatten Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf ihre im TV-Duell gegen ProSieben gewonnene Bildschirmzeit dazu genutzt, live aus ihren Mägen zu senden. Am Mittwochabend nutzten die Moderatoren ihre 15 Minuten für das derzeit einzig mögliche, alles beherrschende Thema.

Nacheinander ließen sie auf einem Stuhl in der Mitte einer von Glühbirnen markierten Manege Platz nehmen: Eine junge Frau, die 2020 an Corona erkrankt war, mehr als einen Monat lang im künstlichen Koma auf der Intensivstation lag und sich nun mühsam wieder ins Leben zurückkämpfen muss. Einen Oberarzt der Charité, der die wieder verschärfte Situation auf der Intensivstation beschrieb, das Leid und den Tod von Corona-Patienten, die Erschöpfung des Klinikpersonals, das Unverständnis gegenüber diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen und mit ihrem Leben und dem ihrer Mitmenschen Russisch Roulette spielen.

Dramatischer Auftritt von Olaf Scholz bei ProSieben

Und – die Kamera kreiste für ein paar Runden dramatisch um den noch leeren Stuhl – Olaf Scholz, dem, laut Einblendung, „designiertem Bundeskanzler“. Scholz appellierte eindringlich an die Zuschauer, sich impfen zu lassen. Berichtete von eigenen Besuchen auf Intensivstationen. Von jungen Müttern, die sich nach ihrer Erkrankung keine drei Stunden auf den Beinen halten können. Schimpfte: „Wer sich nicht impfen lässt, gefährdet sich selbst, gefährdet Kinder und alle seine Mitmenschen, die sich aufgrund von Vorerkrankungen nicht impfen lassen können.“ Und verkündete schließlich: „Ich möchte, dass wir bis Weihnachten bis zu 30 Millionen Impfungen in die Oberarme kriegen.“

Das also war Olaf Scholz‘ erste Ansprache an die Nation als (Fast-)Kanzler. In einem vor allem von einem jüngeren Publikum goutierten, gelegentlich rabaukigem Showformat auf einem Privatsender. Eine Tag zuvor hatte er bereits im TV-Studio der „Bild“-Zeitung Halt gemacht. „Der Ganz-bald-Kanzler im Bild-Schnelltest“, flachste die Boulevard-Zeitung.

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Olaf Scholz will viele Menschen erreichen

Um Populismus geht es Olaf Scholz sehr wohl, darum nämlich, möglichst viele Menschen zu erreichen, die er mit Interviews in seriösen Tageszeitungen und Auftritten in öffentlich-rechtlichen Formaten nicht erreicht. Sein Joko-und-Klaas-Appell war auch das meistgesehene Instagram-Video des Tages und landete trotz abendlicher Veröffentlichung noch in den Youtube-Top-Ten.

„Die Lage ist schwer“, sagte Scholz, „die Lösung liegt auf der Hand.“ Gestern hat er zusammen mit Joko und Klaas jedenfalls einen wichtigen Beitrag zur Lösung geliefert. Und das ist jeden Populismus wert.