Die Inszenierung lässt zu viel Interpretationsspielraum zu und raubt sich damit letztendlich zu viel seiner Kraft.
„Pain Club“ im Studio TrafiqueEine animalische Performance
Mitten im Raum des „Studio Trafique“ steht sie unübersehbar in imposanter Größe: eine Guillotine. Symbol jener Schreckensherrschaft, die aus den Umwälzungen der Französischen Revolution erwuchs. Hier im „Pain Club“, der neuen Inszenierung des Kölner „tt-Theaters“ unmissverständlicher Hinweis darauf, dass Gewalt mit im (Theater-)Spiel sein wird, wenn es darum geht eine neue Revolution zu starten. Die wird in dieser Fabel von den Betreibern des mysteriösen „Pain Club“ initiiert.
Bär (Tomasso Tessitori) und Fuchs (Laura Pietjou)haben mit dem Hasen (Christian Keinstar) einen ersten Kandidaten für die radikale Transformation in eine von ihnen prognostizierte „Freiheit“ gefunden. Der Hase ist, getrieben von der Angst und der inneren Leere, durchs schwarze Loch in den „Pain Club“ gefallen und in seiner Orientierungslosigkeit und Sinnsuche der perfekte Proband für die kommenden physischen Torturen. Eine animalische Performance hat das „tt-Theater“ angekündigt und die Inszenierung gibt sich alle Mühe, dieses Versprechen einzuhalten.
Tierköpfe entfalten eine schaurige Präsenz
Das von Boris Kahnert und Jan Wiesbrock gestaltete Lichtdesign erinnert an den Mystery-Look von Horror-Thrillern, und die von Christian Keinstar modulierten Tierköpfe entfalten eine schaurige Präsenz. Man kann im Saal, in dem das Publikum wie bei einem Boxring um alle vier Seiten sitzt, die körperliche Präsenz der Akteure hautnah spüren, wenn sie in Aktion treten. Allerdings tut sich das Stück schwer, die mysteriöse Dynamik über die ganze Dauer der Aufführung hochzuhalten.
Der Text, mal aus dem Off, mal von den beiden tierischen Drillmastern gesprochen, bleibt zu unbestimmt, um den Betrachter stärker in das Geschehen hineinzuziehen. Was zum Beispiel der ins Spiel gebrachte anthroposophische Begriff der „sozialen Plastik“ mit den Grenzerfahrungen eines Gewaltexzesses zu tun hat, bleibt rätselhaft.
Ist dieses nun eine performative Abbildung der aktuellen Männlichkeitskrise, wie etwa David Fincher es im „Fight Club“ bereits vorführte? Ein kritischer Blick auf den „Anti-Feminismus“ der extremen Rechten? Die Inszenierung lässt zu viel Interpretationsspielraum zu und raubt sich damit letztendlich zu viel seiner Kraft.
Nächste Termine: 25. und 26.10., 20 Uhr, 27.10. 18 Uhr, Studio Trafique