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Peter Maffays letztes großes Köln-KonzertBei „Verdamp lang her“ mit Wolfgang Niedecken bebt das Stadion – Chaos bei der Anreise

Lesezeit 4 Minuten
Peter Maffay mit Wolfgang Niedecken

Peter Maffay holte beim Köln-Gastspiel Wolfgang Niedecken mit auf die Bühne. Das Publikum feierte „Verdamp lang her“ frenetisch.

Nach über fünf Jahrzehnten hat Peter Maffay sein letztes großes Konzert in Köln gegeben. Viele Gäste waren dabei, auch eine Kölner Ikone.

„Du bist alles, was ich habe auf der Welt. Du bist alles, was ich will. Du, du allein kannst mich versteh'n. Du, du darfst nie mehr von mir geh'n“. Mit diesem seichten Schlager ging Anfang 1970 für Peter Maffay alles los. Es folgte eine beispiellose Karriere.

Fast 55 Jahre später ist es für den mit 20 Nummer-eins-Alben erfolgreichsten Künstler in den deutschen Charts Zeit, Abschied zu nehmen. Es wurde ein Triumphzug. „Oh, wie ist das schön“, sang das Publikum schon zwischendurch, vor dem Finale minutenlang.

Peter Maffay in Köln: 37.000 Fans kamen zum letzten Konzert in Köln

Man spürte, dass das Publikum den 74-Jährigen nicht gehen lassen wollte. Doch die Musik-Ikone hat für sich entschieden, dass die „We Love Rock 'n‘ Roll – Farewell Tour 2024“ wirklich die letzte in seiner langjährigen Karriere sein soll.

Alles zum Thema RheinEnergieStadion

„Auch wenn der letzte Vorhang fällt. Ich geh' noch nicht fort, ich geb' euch mein Wort“, sang er zum Schluss im neuen Song „Mein Wort“. Dennoch: Solch ein Spektakel, wie am Freitagabend (12. Juli 2024) im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion, wird es von ihm nicht mehr geben. Zum großen Abschied des Deutschrockers waren 37.000 Fans und viele musikalische Freunde gekommen.

Peter Maffay singt auf der Bühne.

Peter Maffay spielte auch seinen Uralt-Song „Du“. Dazu waren die Bravo-Cover aus den früheren Jahrzehnten zu sehen.

Der Start in den Kölner Konzertsommer war anfangs holprig. Die Regenponchos – für fünf Euro das Stück – waren an den Merchandise-Ständen das begehrteste Accessoire. Zudem war Kölns Westen – Aachener und Dürener Straße, Militärring – komplett verstopft.

Da zum geplanten Konzertbeginn noch ein Drittel der Plätze leer waren, wurde der Anfang um eine Viertelstunde verschoben. Aber selbst über eine Stunde nach dem Auftaktsong „Schatten in die Haut tätowiert“ suchten noch viele missmutig ihre Plätze und nervten damit auch andere Gäste.

Sie hatten schon einiges verpasst. Maffay war standesgemäß in Lederkluft und auf der Harley-Davidson durch das Stadion gefahren und auf die Bühne geknattert. „Ich sehe viele fröhliche Gesichter. Drei Generationen, denke ich“, sagte er. „Ich bin ziemlich sicher, dass viele dabei sind, die uns von Anfang an begleitet haben. Darauf sind wir sehr stolz.“

Peter Maffay auf der Harley.

Zum Start seines Konzerts drehte Peter Maffay eine Runde auf der Harley durchs Rhein-Energie-Stadion.

Entsprechend hoch war auch der Altersschnitt im Publikum. Aber auch einige junge Gesichter feierten die Klassiker. „Schön, dass es ein paar jugendliche Quereinsteiger gibt. Wahrscheinlich sind sie schwer traumatisiert durch ihre Eltern“, sagte der Sänger selbstironisch.

Bei Peter Maffay: Wolfgang Niedecken spielt „Verdamp lang her“

Überhaupt wirkte der Musiker auf seiner Abschiedsrunde sichtlich gelöst. Er erinnerte sich an seine erste Übernachtung in Köln im Hotel „Kunibert der Fiese“ in der Altstadt. „Nach dieser Tour falle ich nicht einfach um. Bei meiner Größe wäre das auch kein Problem“, witzelte er. Und einen seiner Hits moderierte er launig an: „Ich mache einen Sprung in eine Jahreszeit, die noch nicht richtig stattgefunden hat“ – es folgte „Es war Sommer“.

Johannes Oerding mit Peter Maffay.

Johannes Oerding (r.) war ebenfalls Gast beim Konzert von Peter Maffay. Er sang auch seinen Hit „Blinde Passagiere“.

Er gönnte sich aber auch wieder lange Ansprachen, um gegen Wettrüsten und Fremdenfeindlichkeit die Stimme zu erheben. „Auf dieser Welt haben alle Menschen das gleiche Recht zu leben, egal welche Religion, welche Hautfarbe oder Herkunft“, sagte er. Auch für diese klare Haltung schätzen seine Fans ihn seit einem halben Jahrhundert.

Begleitet wird Maffay auf seiner Abschiedstour von vielen Freunden. Johannes Oerding (42) kam bei „Eiszeit“ dazu, sang auch seinen Hit „Blinde Passagiere“. Der Hamburger war ganz gerührt von der Atmosphäre. „Peter ist der Soundtrack für Generationen, er zaubert den Leuten ein Lächeln ins Gesicht. Und er gibt jungen Künstlern ganz viel Platz auf der Bühne. Deshalb ist er der Boss und der Größte“. Da musste der Star lachen: „Na ja, 1,68 Meter“.

Peter Maffay mit Anastacia.

Peter Maffay sang am Freitagabend im Rhein-Energie-Stadion unter anderem mit US-Star Anastacia.

Peter Maffay mit Wolfgang Niedecken auf der Bühne.

Peter Maffay holte beim Köln-Gastspiel Wolfgang Niedecken mit auf die Bühne. Das Publikum feierte „Verdamp lang her“ frenetisch.

Heimspiel in Müngersdorf feierte Wolfgang Niedecken (73). Er spielte „Verdamp lang her“ und ließ das Stadion damit beben. Schon 2018 war der beim Maffay-Konzert in der Lanxess-Arena zu Gast. Nun das erneut umjubelte Zusammenspiel. Später kam der BAP-Frontmann auch noch mal zu „Über sieben Brücken musst du gehen“ dazu.

Auch die amerikanische Sängerin Anastacia (55) ist bei der letzten großen Maffay-Tour immer dabei. Die war bei ihrem Auftritt kurz verwirrt und begrüßte die Fans mit „Hallo Berlin“. Es muss wohl am Lärm gelegen haben. „Ihr wart so laut. Ich dachte draußen, ihr spielt auch noch gleichzeitig Fußball“.

Charly Klauser (l.) und Linda Teodosiu auf der Bühne.

Heimspiel für zwei kölsche Mädels: Charly Klauser (l.) und Linda Teodosiu unterstützten stimmlich und an den Instrumenten.

Gemeinsam sangen sie „Just You“, eine Neu-Interpretation des Hits „So bist du“. Mit „Left outside alone“, „I’m outta love“ und dem AC/DC-Klassiker „You shook me all night long“ räumte die Rockröhre zusammen mit Lokalmatadorin Linda Teodosiu (32) mächtig ab.

Als die Fans nach einem episch zelebrierten „Sonne in der Nacht“ endgültig aus dem Häuschen waren, wusste Maffay, dass es für den Abschied von der großen Bühne eigentlich noch zu früh ist. Doch er hat es so gewollt.