PlagiatsprozessWarum Ed Sheerans Urteil ein Gewinn für den Pop ist
London – Ed Sheerans Song „Shape of You“ ist mit drei Milliarden Aufrufen der meistgestreamte Song auf Spotify, doch ein Ergebnis dieses Erfolgs war ein Plagiatsprozess, den der britische Sänger als „traumatisch“ beschrieben hat.
Jetzt hat der Londoner High Court sein Urteil zugunsten von Sheeran gefällt: Der 31-Jährige habe keine Melodieteile von Sami Chokris Song „Oh Why“ plagiiert, „weder absichtlich noch unterbewusst“.
Ein wichtiges Urteil
Ein wichtiges Urteil, denn solche Prozesse häufen sich derzeit, kaum ein Chartserfolg, der sich keine Plagiatsklage einhandelt. Warum diese in den allermeisten Fällen ungerechtfertigt sind, erläutert Sheeran noch einmal in einem Statement, das er nach seinem Prozessgewinn abgegeben hat:
„In der Popmusik existieren nur so viele Noten und so wenige Akkorde wie möglich. Wenn jeden Tag 60 000 Songs auf Spotify veröffentlicht werden, ist der Zufall vorprogrammiert. Das sind 22 Millionen Songs pro Jahr und es gibt nur 12 Noten, die zur Verfügung stehen.“
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Sheerans Geschäftsgrundlage ist aber gerade die Eingängigkeit seiner Songs – gegen ein Stück der 12-Ton-Musik hat wohl noch niemand eine Plagiatsklage angestrengt. An der vergleichsweise leichten Konsumierbarkeit von Sheerans Lieder ist nichts weiter Verwerfliches, das ist das Wesen des Pop.
Es war auch nicht das erste Mal, dass Sheeran des Plagiats bezichtigt wurde, damals einigte man sich außergerichtlich. Dass er jetzt lieber vor Gericht erschien, ist das Ergebnis eines Lernprozesses: Zahlt er im Vorfeld, macht er sich erpressbar. Jeder weitere Hit zöge dann unweigerlich eine Klage nach sich.
Selbstverständlich gibt es auch „echte“ Plagiatsfälle. Aber die derzeitige Klagewelle verunmöglicht die Popmusik an sich.