Regisseur Asim Odobašić erzählt im Theaterstück „Sohn meines Vaters“ von der Vater-Sohn-Dynamik in migrantischen Familien.
Premiere in Köln-MüngersdorfWenn Söhne mit ihren Vätern hadern
Es ist Großputztag auf der Bühne im Köln-Müngersdorf. Manuel Bashirpour und Georgios Markou schnappen sich die Feudel und Putzeimer und versuchen Ordnung in die chaotische Bühnenlandschaft zu bringen. Es dauert aber nicht lange und aus den beiden Putzmännern werden wieder zwei Jungs, die fröhlich auf der Bühne blödeln, sich mit Wasser bespritzen und mit den Wischmops duellieren.
Autor und Regisseur Asim Odobašić hat für seinen Theaterabend „Sohn meines Vaters“ bei der Koproduktion von Cream Kollektiv und studiobühneköln über die Vater-Sohn-Dynamik in migrantischen Familien das Bild des Großreinemachens als Metapher für die Auseinandersetzung der Söhne mit ihren Vätern ausgesucht. Ist das nun Theater oder Therapie, fragen sich dabei die beiden Akteure auf der Bühne und fangen an, die familiären Brocken aus der Kindheit wegzuräumen, die sie bis ins Erwachsenalter belasten.
Wann ist ein Mann ein Mann?
„Wann ist der Mann ein Mann?“, dieser Frage im Song von Herbert Grönemeyer wird hier unter dem besonderen Vorzeichen der zweiten Generation von Migrantenfamilien nachgegangen. Das Erbe des Patriarchats und seine toxische Dynamik bekommt hier noch eine ganz eigene kulturelle Dynamik. Das Ganze geschieht allerdings nicht als trockene, theoretische Analyse, sondern gespickt mit teils fiktionalen, teils autobiografischen Geschichten aus der Kindheit.
Dabei spielen sich Manuel Bashirpour und Georgios Markou gekonnt die Bälle zu und entwickeln einen erzählerischen Sog, der den Zuschauer in ihren Bann zieht. Regisseur Asim Odobašić hat sein Stück auf die beiden Schauspieler zugeschnitten und die liefern mit grandiosem komischen Talent und perfekt getimten Einsätzen ein wahres Füllhorn an originellen Szenen ab, wenn sie die Anekdoten beim Erzählen in schauspielerische Kabinettstückchen verwandeln.
Kindheitstraumata mit Humor gebändigt
Da wird Georgios Markou auf einmal in einer Geschichte seines Vaters aus Griechenland auf einmal zum 12-jährigen Jungen, der einen Wolf jagt. Und Manuel Bashirpour spielt den hechelnden Hirtenhund mit so viel Witz, dass die ohnehin als unsichere Erzählung entlarvte Heldensaga des Vaters einen urkomischen Kontrast erhält. Überhaupt erweist sich der ebenso kluge wie schelmische Humor des Stückes als geeignetes Mittel, um die Traumata aus den Kindertagen zu bändigen. Mit pointierten Witz gegen Schwarze Pädagogik wird hier gespielt, gesungen und gelacht.
Zu den vielen komischen Highlights zählt dabei ein musikalischer Männlichkeit-Exorzismus, bei dem Cyndi Laupers Ermächtigungs-Hymne „Girls Just Want To Have Fun“ zu einer grandiosen Choreografie parodiert wird. Das ist beste Unterhaltung und gleichzeitig auch ungemein anrührend, denn die Sehnsucht nach einem zärtlichen, verständnisvollen Miteinander zwischen den Generationen schwingt immer mit. So ist die fulminante Grabrede bei der finalen Beerdigung des symbolisch getöteten Patriarchen ein emanzipatorischer Akt voller Emotionen und die allerletzte Geschichte dann doch eine lakonische Liebeserklärung an die verkorkste Vatergeneration.
Nächste Termine: 7. – 9. 12., 20 Uhr, die Vorstellungen finden in der Außenspielstätte der TanzFaktur im Technologiepark statt, Adresse: Vitalisstraße 314, 50829 Köln, in der Nähe der S-Bahn-Haltestelle „Müngersdorf Technologiepark“