ProgrammänderungenKein Karneval mehr bei Radio Köln und im WDR
Köln – Karneval und Krieg: Auch ein Spagat für die Medien. Der Lokalsender Radio Köln änderte am Donnerstagmorgen sein Programm und sendete seit 8 Uhr keine Karnevalsmusik mehr. Auch der öffentlich-rechtliche Radiosender WDR4 änderte sein Programm, spielte Pop statt Stimmungsmusik.
WDR-Fernsehen zeigt zunächst Karneval
Das WDR-Fernsehen setzte dagegen weiter auf Karneval - wobei die (nicht verkleideten) Moderatorinnen die Problematik benannten. „Wir haben uns natürlich gefragt: Geht das zusammen - Krieg und Karneval“, sagte Moderatorin Susanne Wieseler in der Live-Sendung „Weiber Live“ am Weiberfastnacht-Vormittag. Man sei zu dem Schluss gekommen: „Ja, wir machen ein Angebot“, so Wieseler. „Wir sind einfach für Sie da, auch für Ihre Gefühle“, ergänzte Moderatorin Anna Planken an die Zuschauer gerichtet.
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„Es hilft ja auch nichts, wenn wir uns unter der Bettdecke verkriechen“, so Planken. Es sei ein schlimmer Tag, aber daher wolle man für die Zuschauer da sein - die über E-Mails und WhatsApp über ihre gemischten Gefühle berichten sollen. Es werde in der siebenstündigen Sendung immer wieder um die Ukraine gehen.
Der öffentlich-rechtliche Sender WDR4 änderte am Vormittag unterdessen sein Musikprogramm, das unter dem Motto „Karneval hoch 4“ angekündigt war. Stattdessen liefen unter anderem Oldies. Ein Moderator begründete die Umstellung mit dem Angriff auf die Ukraine.
„Die Ambivalenz abbilden”
Eine WDR-Sprecherin wies darauf hin, dass das Fernsehen die „WDR Aktuell“-Ausgaben um 12.45 und um 16 Uhr verlängern werde. Das WDR Fernsehen hat um 11 Uhr zwar die geplante Live-Strecke zum Karneval gestartet, ging aber immer wieder auf die aktuelle Situation ein. „Die Sendung wird in ihrem Charakter die Ambivalenz der Ereignislage abbilden und über weitere Entwicklungen informieren“, hieß es dazu vom WDR.
"Wir machen ein bisschen mehr Journalismus, ein bisschen weniger Party", sagte Moderation Susanne Wieseler gegen Mittag. Während der Karnevalsberichterstattung verwies der WDR auf einem Laufband auf die Berichterstattung. „Unsere Korrespondent:innen in Kiew und Moskau berichten heute durchgehend unter anderem im WDR Fernsehen, auf den Hörfunkwellen, bei wdr.de, im Ersten, auf Phoenix und bei tagesschau24.de über die aktuellen Entwicklungen und ordnen die Ereignisse ein", teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Nach drei Stunden wurde die TV-Sondersendung dann aber vorzeitig beendet. Die Sendung im WDR Fernsehen endete bereits um 14 Uhr statt wie ursprünglich geplant um 18 Uhr.
Am Nachmittag gab der WDR bekannt, dass die Ausstrahlung der Stunksitzung um 22.15 Uhr sowie alle geplanten Karnevalssendungen im WDR Fernsehen in den kommenden Tagen entfallen.
Weitreichende Programmänderungen
Die überregionalen deutschen Fernsehsender änderten alle ihr Programm und berichteten in unterschiedlichem Umfang seit den frühen Morgenstunden über den Krieg in der Ukraine. „Guten Morgen Deutschland“ endete bei RTL für die Berichterstattung über den Angriff Russlands auf die Ukraine eine halbe Stunde eher als üblich, seit 8 Uhr sendete der Kölner Privatsender in Kooperation mit N-TV eine Spezialsendung, die bis 12 Uhr dauerte.
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Von 15 bis 17:30 Uhr gab es eine weitere gemeinsame Sondersendung bei RTL und ntv geben, die von Roberta Bieling und Ulrich von der Osten moderiert wurde.
Auch am Abend ändert RTL sein Programm. Um 20:15 Uhr informiert Maik Meuser in einem „RTL Aktuell Spezial: Krieg in der Ukraine“ über die dramatischen Ereignisse. Zudem wird sich das „RTL Nachtjournal“ ab 23:45 Uhr schwerpunktmäßig dem Krieg im Osten Europas widmen. ntv wird den gesamten Tag sowie auch in der Nacht über die aktuellen Entwicklungen in Live-Strecken und Sondersendungen auf dem Laufenden halten.
Wenig bestätigte Informationen am frühen Morgen
Auch die öffentlich-rechtlichen Sender reagierten: Die ARD sendete direkt nach dem Ende des Morgenmagazins um 9 Uhr ein „Tagesschau Extra“. Das ZDF verlängerte sein Morgenmagazin. Beide Sender schalteten immer wieder zu Korrespondenten in Russland, Moskau und Brüssel und sprachen mit Experten. Gesicherte Informationen gab es am frühen Morgen, wie die Journalisten vor Ort auch immer wieder betonten, häufig nicht.
Zu sehen waren lange Schlangen auf den stadtauswärtsführenden Autobahnen etwa in Kiew, auch vor Tankstellen bildeten sich lange Staus. Es gab Aufnahmen von brennenden Munitionslagern und zerstörten Wohnhäusern. (amb, dpa)