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InterviewRod Stewart über Trump, Homophobie und das Rockstarleben

Lesezeit 4 Minuten
Rod Stewart

Seit fast 50 Jahren auf der Bühne: Rod Stewart

  1. Vor dem Kölner Stop seiner Welttournee am Wochenende haben wir mit Rockerlegende Rod Stewart gesprochen.
  2. Er erzählt von der Zeit, als Donald Trump sein Nachbar war, und was #metoo für ihn bedeutet.
  3. Außerdem spricht er darüber, mit wem er gerne die Band „Nose, Teeth & Hair“ gegründet hätte.

KölnSir Rod Stewart, mir ist aufgefallen, dass in Ihrer aktuellen Setlist der Klassiker „Tonight’s the Night (Gonna Be All Right)“ auf das neue Stück „Look in Her Eyes“ folgt. In beiden geht es um sexuelle Eroberungen. Vermissen Sie die alten, für Männer einfacheren Zeiten, oder greifen Sie den aktuellen Sinneswandel gerne auf?

Rod Stewart: Da ich Töchter habe, freut mich die Unterstützung, die Frauen durch die #MeToo-Bewegung bekommen. Ich bin außerdem glücklich verheiratet und werde immer ein Romantiker sein. Ich liebe es, Blumen zu kaufen und bei Kerzenschein zu Abend zu essen.

Zu Beginn Ihrer Karriere mit der Band The Faces waren Rockstars nahezu mystische Wesen – wild, unbändig, fruchtbar wie Zeus. Wäre diese Lebensweise heute überhaupt noch möglich? Sind Sie glücklich, dass Sie im richtigen Moment berühmt wurden, oder bereuen Sie etwas?

Nein, Mann. Ich bereue nichts. Ich bin unglaublich dankbar. Als ich anfangen habe, dachte ich: „Ich bin glücklich, wenn das ein paar Monate hält“. Ich hätte niemals erwartet, ein Rockstar zu werden, und ganz sicher nicht so viele Jahre.

Sie haben ein paar Jahre keine Songs geschrieben. Oder zumindest nicht veröffentlicht. Warum? Und warum haben Sie wieder angefangen?

Ich habe meine Biographie geschrieben und realisiert: Ich habe immer noch Geschichten in mir, die ich erzählen will, über meine frühen Anfänge, meinen Vater. Das Buch hat das Schreiben hervorgebracht, es ist zu mir zurückgekommen. Ich dachte, es hätte mich verlassen, aber das tat es nicht. Schreiben ist nichts Körperliches, man muss sich nur darauf konzentrieren.Für Ihr Album „Smiler“ schrieben Sie „Farewell“ , auf Ihrem aktuellen Album gibt es wieder ein Lied mit diesem Titel. Im ersten geht es um einen Mann, der alle anderen zurücklässt, im neuen geht es um einen Freund, der stirbt.

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Das Lied ist meinem lieben Freund Ewan Dawson gewidmet, der leider verstorben ist. Wir haben uns in unseren 20ern getroffen und waren lange unzertrennlich. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke. Wir haben uns 1963 kennengelernt. Ich sah ihn in einem Café bei mir zu Hause, er trug ein Paar hochhackige Lederstiefel.

Und mir schoss durch den Kopf: „Hey, ich dachte, ich wäre der einzige in Muswell Hill mit solchen Stiefeln!“ Wir wurden Freunde und stürzten uns in alle Abenteuer, die junge Männer damals zusammen erlebten: gingen in den Marquee Club in Soho, rissen Mädchen auf. Er war mein Seelenverwandter.

Bei Ihren Konzerten singen Sie auch einen alten Song über einen Freund, der ermordet wurde, „The Killing of Georgie“. Das muss damals einer der ersten Songs über Homophobie gewesen sein. Haben Sie gezögert, ihn zu veröffentlichen?

Nein, ich habe nicht gezögert und meine Plattenfirma hatte auch kein Problem damit. Ich hatte eigentlich nicht vor, die Geschichte eines Schwulen zu erzählen. Ich mag einfach Geschichten, die einen Anfang, eine Mitte und ein Ende haben. Und das hatte sie auf jeden Fall. Georgie war ein Freund von The Faces und ein verdammt gutaussehender Typ. Ich war nicht da, als er umgebracht wurde, also habe ich die Erzählung ein bisschen ausgeschmückt. Es macht mich stolz, dass oft schwule Männer auf mich zukommen und sagen, dass das Lied ihnen ein Stück weit Identität und Unabhängigkeit gegeben hat. Das ist wunderbar. Deshalb spiele ich es auf der Tour.

Ich glaube, erst mit der Veröffentlichung Ihrer Autobiografie erfuhren wir von der Super-Band Nose, Teeth & Hair, die Sie mit Freddy Mercury und Elton John zusammen gründen wollten. Haben Sie drei sich jemals getroffen, um gemeinsam Songs aufzunehmen?

Wir sind nur bis zum Bandnamen gekommen.

Freddy und Elton haben schon ihre eigene Filmbiografie. Wann gibt es Ihre Geschichte im Kino zu sehen? Wer sollte im Film über Ihr Leben Regie führen?

Gute Frage. Da fällt mir so direkt niemand ein. Aber mein Sohn Alastair hat schon gesagt, dass er mein junges Ich spielen würde.

Es wäre eine tolle Geschichte, da Sie ja aus bescheidenen Verhältnissen kommen. Stimmt es, dass Ihre Familie sich kein Radio leisten konnte? Wie sind Sie mit der Musik in Kontakt gekommen, die Sie dazu inspiriert hat, Sänger zu werden?

Ich kam zur Musik, weil mein Vater mir – aus keinem bestimmten Grund – eine Gitarre gekauft hat. Ich hatte ein paar Wagen für meine Modell-Eisenbahn gewollt und dann kam mein Vater mit der Gitarre nach Hause. Ich dachte nur: Was ist das?

Sie waren in Palm Beach ein Nachbar von Donald Trump, Sie nannten ihn einen Freund. Können Sie Ihren Freund und Nachbarn vom twitternden POTUS trennen? Denken Sie, dass er ein guter Präsident ist?

Auf meinen Konzerten versuche ich das Publikum immer zu ermutigen, den Abend zu genießen und Donald Trump und den Brexit und all das mal für eine Weile zu vergessen. Manchmal ist es gut, der Politik den Rücken zu kehren.

Übersetzung: Nadja Lissok