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Schauspielerinnen gegen Rollenklischees"Betrogen, verlassen oder Oma"

Lesezeit 3 Minuten
Gesine Cukrowski steht mit einem weißen Pullover und einer geblümten Jacke in ihrem Berliner Kiez.

Schauspielerin Gesine Cukrowski

Mit einer Kampagne in den Sozialen Medien wehren sich prominente Schauspielerinnen gegen Rollenklischees für Frauen über 40.

"Betrogen, verlassen oder Oma" - das sind die Rollen für Frauen ab Mitte 40 im deutschen Film und Fernsehen. So sieht es die Autorin und Moderatorin Silke Burmester, die nun mit vielen prominenten Schauspielerinnen auf diesen Missstand aufmerksam machen möchte. "Let's Change The Picture!" heißt die Kampagne, die in den Sozialen Medien läuft.

Pünktlich zur Berlinale machen 24 deutsche Schauspielerinnen auf die Probleme aufmerksam, auf sie ab dem Alter von Mitte 40 in Film und Fernsehen treffen. Bei der Onlinekampagne „Let's Change The Picture!“ wirken unter anderem Andrea Sawatzki, Maria Furtwängler und Nina Kunzendorf in einem knapp einminütigen Clip mit. Das Video wird über Instagram, Facebook und Twitter ausgespielt.

„Warum haben wir das Reel produziert? Rund 21 Millionen Frauen in Deutschland sind älter als 47 Jahre“, erläuterte Burmester. „Ihre Leben, ihre Geschichten sind unterschiedlich und individuell. Aber im Film, insbesondere im Fernsehen, ist das Bild, das von älteren Frauen gezeigt wird, ein ungeheuer stereotypes und klischeehaftes. Frauen ab 47 sind betrogen, verlassen oder Oma. Mit dem Reel wollen wir klarmachen, es ist Zeit, dieses Bild in den Medien zu modernisieren.“

2022 hatte die Autorin Burmester auf „Zeit Online“ einen Text zu dem Thema veröffentlicht. „Sind Frauen bis Mitte 30 genauso häufig im Kinofilm vertreten wie Männer, gilt für die Altersgruppe 50 plus: auf ein Drittel Frauen kommen zwei Drittel Männer“, hatte sie in dem Text damals eine Studie zitiert. Schauspielerin Gesine Cukrowski hatte darauf Kontakt zu ihr aufgenommen.

"Ich bin 54 Jahre alt. Ich habe keine Lust, das wenigere Geld, das ich durch den immer noch vorhandenen Gender-Pay-Gap verdiene, auch noch zu irgendwelchen Beauty-Docs schleppen zu müssen, um mein Gesicht 'fernsehtauglich' zu halten", schreibt Gesine Cukrowski. Echte Geschichten von Frauen über 50 würden grundlos fürs Fernsehen auf die Frau Mitte 30 umgeschrieben. "Das beraubt die älteren Frauen unserer Gesellschaft nicht nur ihrer Geschichten, es hat auch den Nebeneffekt, dass den gezeigten Frauenfiguren teilweise grotesk anmutende, weil viel zu umfangreiche Biografien angeheftet werden."

Burmester, die das Onlinemagazin „Palais Fluxx“ mitbetreibt, über die Kampagne: „Es gibt so viele interessante, abwechslungsreiche und beeindruckende Geschichten zu erzählen, aber wir sehen sie nicht. Wir sehen ein Frauenbild, das in den 90ern zwischen „Derrick“ und „Die Camper“ hängengeblieben ist.“

Ich möchte Geschichten über Frauen sehen, die mein Alter haben
Leslie Malton

Schauspielerin Leslie Malton sagte über das Kampagnenprojekt: „Ich möchte an dieser Stelle Simone de Beauvoir zitieren: Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen — sie bekommen nichts.“ Und ihre Kollegin Sophie von Kessel ergänzte: „Ich unterstütze diese Kampagne weil ich endlich Geschichten über Frauen sehen möchte, die mein Alter haben. Genau das interessiert mich.“ (dpa)