AboAbonnieren

„Diese Ochsenknechts“ bei SkyDie deutschen Kardashians?

Lesezeit 3 Minuten
Ochsenknechts

Wilson Gonzalez Ochsenknecht (l-r), Natascha Ochsenknecht, Jimi Blue Ochsenknecht, Cheyenne Ochsenknecht und ihr Freund Nino Sifkovits mit Tochter Mavie in der Babyschale und Bärbel Wierichs 

Zu Beginn gibt es erst mal eine kleine Vorstellungsrunde, jedes Familienmitglied ist der Reihe nach dran. „Ich mag Kunst, Kultur und Kartoffeln mit Quark“, erfahren wir da etwa über Wilson Gonzales Ochsenknecht, Sohn des Schauspielers Uwe Ochsenknecht. Sein Bruder Jimi Blue verkündet, dass er schon diverse Autos besaß, bevor er überhaupt einen Führerschein hatte.

Ihre 21 Jahre alte Schwester Cheyenne Savannah ist junge Mutter, oder wie sie es ausdrückt: „Ich hab ’n fucking Kind“. Mutter Natascha war mal Model und litt lange darunter, dass man sie nur als schönen Anhang ihres Schauspieler-Ehemanns sah. Der fehlt übrigens in dieser Serie, wollte nicht mitmachen bei diesem Projekt.

Es ist leicht, sich über sie lustig zu machen

Es ist leicht, sich über diese Familie Ochsenknecht lustig zu machen. Da reichen ja schon die Namen, die in ihrer Exotik gerade durch die Kombination mit diesem wenig poetischen Nachnamen das Dilemma dieses Clans auf den Punkt bringen: Man wäre so gerne internationale High Society, aber dazu hat es eben leider nicht gereicht. Nur die Attitüde passt zu dem gewünschten, nicht aber zum realen Lifestyle.

Aus dieser Fallhöhe hat Sky nun eine sechsteilige Reality-Serie gemacht, die „ungeschönte Einblicke in ihr Privatleben“ gewährt, wie der Bezahlsender verspricht. Das ist natürlich schon die erste Lüge dieses Formats. Wer als Familie beschließt, sein Privatleben vor einer Fernsehkamera auszubreiten, tut dies nie in dem Ansinnen, zu zeigen, wie es wirklich ist, sondern wie es sein sollte.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Kölner Familie Neureich - „Die Geissens“ – geben bei RTL II alles, um in möglichst glamourösem Umfeld vergessen zu lassen, dass man den Robert und die Carmen zwar aus Köln entfernen kann, das bodenständige rheinische Gemüt aber immer Teil von ihnen sein wird.

Die unangefochtenen Stars dieses eigenen Unterhaltungsgenres sind natürlich die Kardashians, die das Berühmtsein fürs Berühmtsein zur Kunst erhoben haben und damit Millionen bis Milliarden Dollar scheffeln.

Profis im Selbstsdarstellungs-Geschäft

So weit sind die Ochsenknechts noch lange nicht, aber auch sie sind alle Profis im Selbstdarstellungs-Geschäft. Mutter Natascha tingelte schon durch diverse Reality-TV-Formate. Die Söhne, einst als Jungschauspieler in der „Die wilden Kerle“-Reihe zu frühem Ruhm gekommen, führen dieses Erbe ebenso weiter wie Tochter Cheyenne.

Die lebt nun mit ihrem Freund – einem Bauern – und der gemeinsamen Tochter auf dem Hof der Familie in Österreich. Und der Kontrast zwischen behauptetem Glamour-Leben und bäuerlicher Idylle verstärkt die Fallhöhe des Formats noch.

Auch nur eine ganz normale Familie

Das könnte nun alles ganz schrecklich werden, ist es aber gar nicht, weil die Ochsenknechts letztlich auch nur eine ganz normale Familie sind, in der die Kinder ein bisschen von der Mutter genervt sind, gleichzeitig aber deren Ansprüche erfüllen wollen und alle sich irgendwie nach Anerkennung sehnen. Und das ist ja dann wiederum sehr sympathisch.

Am Ende der ersten Folge taucht die Steuerfahndung auf, weil Jimi Blue seine Steuerschulden nicht beglichen habe, und nun Fluchtgefahr bestehe, weil er ja im Ausland ist. Es wird sich herausstellen, dass das nur ein Scherz war, den er selbst eingefädelt hat, um seine Mutter an ihrem Geburtstag zu erschrecken.

Das ist ein bisschen schade, weil es den Anschein erweckt, als traue die Familie dem eigenen Unterhaltungsfaktor nicht und helfe deshalb ein wenig nach.

„Ich möchte so rüberkommen, wie ich wirklich bin: einfach scheiße“, sagt Cheyenne gleich zu Beginn und lacht dann sehr laut. Ein Witz, klar, aber eben einer, der auch die Angst offenbart, bei der Selbstinszenierung die falschen Bilder zu verbreiten.