Skandal um DenkmalSollte man eine Feministin mit einer nackten Amazone feiern?
Köln – Es gibt ein schönes Porträt von Mary Wollstonecraft, das die englische Frauenrechtlerin als klassische Vertreterin der intellektuellen Stände zeigt. Es wurde 1790 von John Opie gemalt und führt uns eine Frau von 30 Jahren vor, die, elegant gekleidet, ein Tuch im offenen Haar, mit ernster Miene von der Buchlektüre aufblickt. 1792 sollte Wollstonecraft mit „Die Verteidigung der Frauenrechte“ ein frühes feministisches Manifest verfassen, 1797 starb sie nach der Geburt ihrer Tochter Mary, der späteren Autorin des „Frankenstein“-Romans.
Aufregung auf Twitter
An diesem Dienstag wurde Wollstonecraft in London ein Denkmal gesetzt, das offenbar nicht so romantisch-betulich wirken sollte wie Opies Malerei. Es stammt von der Künstlerin Maggi Hambling und zeigt eine versilberte nackte Amazone, die sich aus einem ebenfalls silbernen Block aus Bronze schält und der Gewürdigten nicht einmal entfernt ähnlich sieht. Wie man sich vorstellen kann, ist das Entsetzen groß, und Hambling muss sich dafür verteidigen, dass sie Wollstonecraft feiert, indem sie die kriegerischen Models Helmut Newtons heraufbeschwört.
Das könnte Sie auch interessieren:
Auf Twitter werden schon fleißig Beispiele dafür gesammelt, dass man Frauenrechtlerinnen auch angezogen porträtieren kann – als zöge das irgendjemand ernsthaft in Zweifel. Auch Hambling wollte Wollstonecraft sicherlich nicht zum Playmate degradieren, sondern deren Beitrag zur Geburt der Neuen Frau betonen; und geboren wird frau eben im Evaskostüm. Das künstlerische Ergebnis muss niemand gelungen finden. Aber die Idee darin ist recht einfach zu verstehen.