Robbie Shakespeare totEr war der Puls der jüngeren Popgeschichte
Florida – Sly Dunbar und Robbie Shakespeare lernten sich 1972 kennen, als sie mit ihren jeweiligen Bands in benachbarten Clubs in der Innenstadt von Kingston, Jamaika spielten. Hatte einer von ihnen gerade Pause, wechselte er schnell die Location, um dem anderen zuzuhören. Dunbar war ebenso beeindruckt von den machtvollen, stets wechselnden Bassläufen Shakespeares, wie dieser vom Schlagzeugspiel des ersten: „Wenn sich der entschließt Session-Musiker zu werden, können alle anderen Drummer einpacken.“
Es dauerte noch ein paar Jahre, bis Sly and Robbie, wie man sie bald nennen würde, für dieselbe Studio-Aufnahme gebucht wurden: Kaum spielten sie miteinander, war es, als klickten zwei Körper in einem Gelenk zusammen. Zuerst konnte man die „Riddim Twins“ 1976 auf „Right Time“ von den Mighty Diamonds hören, dann auf den Alben der Reggae-Superstars Peter Tosh und Black Uhuru – und der unvergleichlichen Grace Jones, für die sie auf deren Post-Disco-Album „Nightclubbing“ nichts weniger als den Prototyp modernen, leicht robotischen Pops erfanden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Spätestens ab diesem Zeitpunkt stand die erste Riege der populären Musik Schlange vor den Compass Point Studios in den Bahamas, wo Sly and Robbie den Kern der Studioband bildeten: Mick Jagger, Bob Dylan, Joe Cocker und Serge Gainsbourg ließen sich von ihnen ebenso durchpulsen wie später Madonna, Sting, No Doubt und Britney Spears.
Sie gründeten mit Taxi Records ihre eigene Plattenfirma, veröffentlichten Alben unter eigenem Namen und läuteten als Produzenten-Team Anfang der 1990er die neue, digitale Ära des jamaikanischen Dancehalls ein.
Einzeln wurden Robbie Shakespeare und Sly Dunbar nur genannt, wenn es darum ging den besten Bassisten oder Schlagzeuger der Welt zu küren, ein vorderer Platz war beiden sicher. Am Mittwoch ist Robbie Shakespeare im Alter von 68 Jahren in einem Krankenhaus in Florida nach einer Nieren-Operation gestorben. Es ist als hätte die Popgeschichte ihren Puls verloren.