So war der „Tatort““ Albernheit und Brutalität
Der Fall
Die hellsten Kerzen auf der Torte waren diese Entführer sicher nicht, das war schnell klar im neuen „Tatort“ aus Weimar. Zecke (Christopher Vantis) und Freya (Sarah Viktoria Frick) stolperten in „Der letzte Schrey“ von einem Versagen zum nächsten. Sie entführten Marlies Schrey (Nina Petri) und ihren Gatten, den Strickwaren-Hersteller Gerd (Jörg Schüttauf), aus ihrem Haus, erschlugen die Frau jedoch kurze Zeit später nach einem Fluchtversuch auf einem Feld direkt vor einem Ausflugslokal. Dann forderten sie von Gerds Sohn Maik (Julius Nitschkoff) zwei Millionen Euro Lösegeld.
Die Auflösung
Weil Gerd Schrey kurz vor der Tat eine Entführungspolice abgeschlossen hatte, tippten Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) zunächst darauf, dass der selbst die Entführung inszeniert hatte, um an das Geld zu kommen. Doch sie lagen falsch.
Für „Tatort“-Fans
„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.
Direkt im Anschluss an jede Sendung am Sonntagabend folgt dann unsere „Tatort“-Kritik.
Die Lösung war ungleich komplizierter: Zecke war Marlies leiblicher Sohn, ihn und seine Schwester Doreen (Antonia Münchow) hatte diese einst verlassen. Und dafür wollte sich die Tochter, die inzwischen mit Maik zusammen war, rächen und machte ihren Bruder zum willigen Werkzeug ihres Racheplanes. Die Mutter sollte sterben, mit dem Geld wollte Doreen dann woanders ein neues Leben aufbauen.
Die Episodenhauptrollen
Christoper Vantis und Sarah Victoria Frick spielten die trotteligen Entführer, die zu keinem Zeitpunkt Herr der Lage waren, mit sichtlich viel Vergnügen. Die Schusseligkeit kaufte man ihnen ab. Auch Julius Nitschkoff konnte als zunächst undurchsichtiger Sohn überzeugen. Ein bisschen unter Wert verkaufte sich Jörg Schüttauf, was allerdings eher daran lag, dass das Buch von Murmel Clausen ihm wenig Entfaltungsmöglichkeit bot.
Fazit
Nach „Die harte Kern“, dem bisher schwächsten Fall aus Weimar, ging es mit „Der letzte Schrey“ wieder bergauf. Besonders die Anfangssequenz mit dem Einbruch in die Villa der Strickwarenhersteller und der Tötung des süßen Hundes von Marlies Schrey - der ein Outfit trug, das zu ihrem passte - war sehr gelungen (Regie: Mira Thiel). Und auch die Geldübergabe mit dem Ableben von Entführer Zecke konnte in ihrer Schrägheit überzeugen.
Das könnte Sie auch interessieren:
An seine besten Drehbücher für das Duo aus Weimar konnte Murmel Clausen aber dennoch nicht anschließen. Bei aller Albernheit und Brutalität fehlte die hohe Schlagzahl an herausragenden Dialogen des Ermittler-Ehepaares, da half es auch nicht, dass Lessing zwischendurch Schiller zitierte.
Nach der starken Szene mit der gescheiterten Geldübergabe, verlor der Film an Intensität. Gerade die Aufklärung geriet, auch wegen der ausufernden Erklärungen der zu wild konstruierten Geschichte, langatmig. Und dass Dorn und Lessing in dem leerstehenden Haus ewig nach Doreen und Schrey suchen mussten, während Maik sie sofort fand, war irritierend. Dennoch zeigt die Kurve der beiden Ermittler aus Weimar wieder nach oben.