Köln – Es lief schon mal besser für Max Ballauf (Klaus J. Behrendt). Den Kölner Kommissar holen im neuen „Tatort" die Geister der Vergangenheit ein. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Fall
Der Chefarzt einer psychiatrischen Klinik wurde in seinem Haus erschossen. Seine letzte SMS an einen Freund galt einer Patientin. Als die Kommissare Julia Frey (Frida-Lovisa Hamann) in der Klinik besuchten, drohte diese mit Selbstmord, sollte der Professor nicht mit ihr reden.
Für „Tatort“-Fans
„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.
Ballauf konnte sie davon abhalten und fühlte sich ab diesem Moment mit der jungen Frau verbunden. Diese litt seit dem frühen Unfalltod ihrer Eltern am Borderline-Syndrom. Zudem hatte sie nach Aussage der Ärzte durch eine Schwangerschaft eine schizophrene Psychose entwickelt. Sie selbst hielt sich allerdings für gesund. Ein normales Krankheitsbild, versicherte die behandelnde Ärztin, doch Ballauf glaubte Julia und wollte ihr helfen.
Die Auflösung
Dass Julia irgendwie in den Fall verwickelt war, stand früh fest. Für die Tatzeit hatte sie allerdings ein sehr gutes Alibi – immerhin saß sie in der Geschlossenen. Die Auflösung lag in ihrer Familiengeschichte. Ihr Sohn, der von ihrer Schwester Christine Weiss (Franziska Junge) und deren Ehemann Florian Weiss (Andreas Döhler) betreut wurde, war das Kind von Florian. Christine selbst konnte keine Kinder bekommen.
Weil es dem Anwalt Florian gelungen war, eine Frau, die sein Freund - der ermordete Chefarzt - vergewaltigt hatte, mit einer Geldzahlung von rechtlichen Schritten abzuhalten, hatte der Arzt im Gegenzug Julia mit einer falschen Diagnose in der Klinik eingesperrt. Diese hatte das Spiel jedoch durchschaut und einen Pfleger manipuliert, der sie für die Tatzeit aus der Klinik gelassen hatte. Sie ermordete den Arzt und schrieb die SMS, um den Verdacht auf Jürgen zu lenken.
Ballaufs Trauma
Vergangenes Jahr musste Ballauf in der Folge „Kaputt" die Kollegin Melanie Sommer (Anna Brüggemann) erschießen. Ein Trauma, das er nicht aufgearbeitet hatte und das ihn nun einholte. Ständig sah er die junge Frau, sie sprach sogar mit ihm. Nicht mal beim Sport wurde er die Bilder los. Darüber reden wollte er allerdings nicht. Weder mit Kollege Freddy Schenk (Dietmar Bär), noch mit seiner Therapeutin Lydia (Juliane Köhler). Es war ein interessanter Kampf mit den eigenen Dämonen. Und der neue Fall brachte ihn dann endgültig an seine Grenzen. Zumal Julia die Geschichte kannte und geschickt ausnutzte. Es war vor allem das Zusammenspiel der beiden, das diesen „Tatort“ interessant machte.
Fazit
„Gefangen" (Regie: Isa Prahl, Drehbuch: Christoph Wortberg) konzentrierte sich sehr auf Julia Frey und Kommissar Ballauf. Dabei gerieten die Bilder in der Psychiatrie und einige Dialoge („Wir sitzen beide in einem Gefängnis; ich in dieser Klinik und Sie in ihrem Kopf") mitunter arg klischeehaft. Es war vor allem Frida-Lovisa Hamann zu verdanken, dass dieser Film dennoch funktioniert. Sie interpretierte ihre Rolle mit sparsamen, aber sehr wirkungsvollen Mitteln und schaffte es so, dieser Julia eine Undurchsichtigkeit zu geben, die Spannung erzeugte.