Vor der Sommerpause verbreitet der Tatort noch ein bisschen Liebe. „Die Nacht der Kommissare“ ist eine leichtherzige Krimi-Komödie.
So war der TatortGrinsekatze Lannert geht unter die Tiger
Der Tatort steht kurz vor der Sommerpause, bis zum 27. August laufen dann Wiederholungen alter Folgen. Eine letzte neue Folge gibt es noch am 18. Juni: „Die Nacht der Kommissare“ ist dabei eine Krimi-Komödie.
Der Fall beginnt mit dem Tod eines Nachtclubbesitzers Boris Kellermann (Thomas Gräßle). Der Rechtsmediziner Dr. Daniel Vogt (Jürgen Hartmann) kann, so glaubt er zumindest, nicht viel Unterstützung anbieten, denn auf seinem Tisch liegt nur ein Kopf. „Ein bisschen Brust wäre schön“. Nur eins weiß er: Da hat irgendetwas am Haupt des Opfers herumgeknabbert, er tippt auf einen Hund.
Der Tatort beginnt blutig
Für Sebastian Bootz (Felix Klare) nicht viel, um auf die Spur des Täters zu kommen. Dann sendet ihm sein Kollege Thorsten Lannert (Richy Müller) auf seinem Smartphone ein Foto zu. Darauf ist eine Art Schlachthaus zu sehen, alles ist voller Blut. Bootz macht sich Sorgen, denn sein Kollege meldet sich dann nicht mehr.
Bootz fährt also zum Ort, an dem Lannert zuletzt hinwollte: Den Nachtclub „Zum Wilden Mann“. Jan Hanika (Frederic Linkemann) und seine Partnerin Jessy Schwanitz (Rilana Nitsch) begrüßen den Ermittler belustigt und weisen ihn zu Lannert, der auf einer Couch zufrieden in eine Lawalampe starrt.
Die Drogen-Odyssee von Lannert und Bootz
Lannert ist offensichtlich unter Drogen gesetzt worden. Bootz will ihn direkt ins Krankenhaus fahren, doch Lannert besteht darauf, dass sie nur noch diese Nacht hätten, um den Täter zu schnappen. Denn eigentlich hat er den Fall schon gelöst, er kann sich nur nicht richtig erinnern und gibt nur vage und verwirrende Hinweise von sich.
Es beginnt die kleine Odyssee der beiden. Bootz muss laufend darauf aufpassen, dass Lannert keinen Unsinn macht, und gleichzeitig anhand seiner verwirrenden Aussagen den Fall rekonstruieren. Lannert zeigt sich dabei in blendender Laune, verkündigt seinen Kollegen seine Zuneigung und entdeckt die Liebe zum Klettern.
Schwäbische Bauern machen einen dreckigen Deal
In der Zwischenzeit lernen wir die Familie Bechtle kennen. Auf ihrer Farm halten sie nur noch ein paar wenige Schweine. Beate Bechtle (Therese Hämer) hat nämlich einen Ausstiegsplan geschmiedet, ihr Ehemann Dieter Bechtle (Klaus Zmorek) ist unwillig dabei, das Land zu verlassen, der Sohn Arthur (Valentin Erb) scheint etwas Großes vermasselt zu haben. Es soll nach Taiwan gehen.
Sie machen einen letzten dreckigen Deal mit den Nachtclubbesitzern und verkaufen ihnen einen LKW samt Ladung. Bootz und Lannert können Hanika und Jessy noch rechtzeitig mit der Ladung erwischen, bei dieser handelt es sich aber nur um Schnellkochtöpfe, deren Kartons wiederum nur mit Ziegelsteinen gefüllt ist. Sie müssen Hanika und Jessy wieder laufen lassen.
Rechtsmediziner Dr. Daniel Vogt muss Überstunden machen
Offenbar haben die Bechtles die beiden über den Tisch gezogen, weil sie überhört hatten, dass die Nachtclubbesitzer ihre Ware mit Falschgeld vergelten wollten. die Bechtles wollen die Tasche mit dem Zaster schon in den Fluss werfen, es kommt ihn aber so echt vor, dass sie es an einer Tankstelle überprüfen lassen. In Wahrheit ist das Geld echt. Doch da stoßen Frau und Herr Bechtle aneinander. Dieter will das Geld zurückgeben, das gehöre sich so, Beate dagegen begrüßt das Geld als ein Geschenk des Himmels.
Lannert und Bootz heften sich an die Nachtclubbesitzer - oder besser gesagt, den Rechtsmediziner Dr. Daniel Vogt dazu beauftragt. Der muss ein paar Überstunden machen, da die Kommissare für eine Observierung nicht genug in der Hand haben und so den Polizei-Laien stärker einbeziehen müssen.
Hanika und Jessy können Dr. Vogt entkommen, und fahren direkt zu den Bechtles, um sich einen kleinen shootout zu leisten. Auch Bootz und Lannert finden sich zum großen Finale bei den Bechtles ein.
Die Auflösung des Falls
Wie sich herausstellt, verkaufen die Bechtles nämlich nicht nur Ferkel, sondern Tiger. Sie handelten dafür mit einem chinesischen Restaurant, bis der Sohn Arthur einen lukrativeren Deal mit Boris Kellermann anleierte, der aber völlig schieflaufen sollte. Jessy sperrte ihn nämlich zu einem der Tiger, und er wurde prompt gefressen. Die Familie dachte, der Sohn hätte es vermasselt, und wollte gemeinsam nach Taiwan fliehen.
Am Ende schaffen es die Kommissare, Hanika (der von seiner eigenen Freundin angeschossen wird, als er sich mit den Bechtles aussprechen wollte) und Jessy zu stellen, die den Mord an Kellermann gesteht. Bootz schafft es auch noch Sohn Arthur Bechtle zu stellen - die Eheleute Beate und Dieter entfliehen aber mit den Moneten.
Fazit zu „Die Nacht der Kommissare“
Die Bechtles sind mit ihrem schwäbischen Charme natürlich ein großes Highlight der Folge. In ihrer Konfrontation mit den Nachtclubbesitzern wirken alle Beteiligten etwas fehl am Platz, die allgemeine Überforderung zeigt eine sehr menschliche Seite, die in ihrer Komik nicht herablassend wird.
Auch die gezupfte Musik, die an den Westernfilm „Slow West“ erinnert, trägt viel dazu bei, dass die Komik nicht ins Leere geht, sondern der Folge viel Charkater gibt. Dass der Tatort dabei mit dem Vergleich der Haltung von Ferkeln und Tigern eine ernste ethische Dimension eröffnet, ohne zu moralisieren, ist ein gelungener Zug.
Der vor Liebe zerfließende Lannert bereitet in seinem Klamauk Vergnügen, gibt immer genug Hinweise preis, damit Bootz mit dem Fall weitermachen kann. So ergibt sich zwar nicht ein überzeugender Fall voller Wendungen und Spannung, aber doch ein unterhaltsames Familienporträt. Wer mit dem Humor der Folge etwas anfangen kann, dürfte mit „Die Nacht der Kommissare“ bestens für den Sommer gerüstet sein.