So war der „Tatort”Wer Schwäbisch nicht versteht, kam an seine Grenzen
Der Fall
Im Wohnprojekt Oase im Speckgürtel von Stuttgart hatte sich eine bunt zusammengewürfelte Truppe den Traum vom Eigenheim erfüllt. Eine Oase, wie der Name es verspricht, war das Ganze allerdings nicht. Die Baugemeinschaft konnte in ihren Gruppensitzungen die Spannungen, die zwischen den Bewohnern herrschten, nur schwer verbergen.
Und schon bei der Einweihungsfeier gab es Ärger: Wasser drang ins Fundament und die Bewohner gaben sich gegenseitig die Schuld für den Pfusch am Bau. Der Zusammenhalt der vermeintlichen „Hier haben sich alle lieb“-Gemeinschaft war äußert brüchig. Dann wurde auch noch in der wieder aufgebaggerten Baugruppe eine Frauenleiche gefunden.
Die Auflösung
Die Kommissare Sebastian Bootz (Felix Klare) und Thorsten Lannert (Richy Müller) mussten erst mal klären, um wen es sich bei der Toten überhaupt handelte. Und das nahm ganz schön viel Zeit in Anspruch.
Ins Visier rückte zunächst eine junge Frau, die sich einst beworben hatte bei dem Projekt, dann jedoch rausflog - und seither nicht mehr gesehen wurde. Und plötzlich begannen die Mitglieder der Baugruppe, sich gegenseitig zu beschuldigen, für ihren Tod verantwortlich zu sein.
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Letztlich war es dann alles doch ganz anders. Nicht die ehemalige Bewerberin war die Tote, sondern eine allein lebende Nachbarin. Deren Genick war bei einer Massage bei Heilpraktiker Wendelin (Eike Jon Ahrens) aufgrund ihrer starken Osteoporose gebrochen. Und in Panik hatte er die Leiche dann in der Baugrube verschwinden lassen.
Das Thema
Wie und wo kann und will man wohnen? Das ist in allen deutschen Großstädten ein Dauerbrenner. So auch in Stuttgart. Wenn die Mieten und Immobilienpreise ins Unermessliche steigen, kann eine Baugruppe eine Lösung sein. Dass die Ideale vom basisdemokratischen, harmonischen Zusammenleben allerdings im Alltag oft nicht zu erreichen sind, machte dieser „Tatort“ sehr anschaulich deutlich.
Für „Tatort“-Fans
„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.
Direkt im Anschluss an jede Sendung am Sonntagabend folgt dann unsere „Tatort“-Kritik.
Die Filmemacher blickten dabei durchaus mit einer gewissen Belustigung auf ihre schrägen Charaktere, allerdings war immer auch zu spüren, dass sie ihnen bei allen Macken echte Sympathie entgegenbrachten.
Fazit
Dietrich Brüggemann und Daniel Bickermann, die für das Stuttgarter Team bereits den hochgelobten „Tatort: Stau“ schrieben, hatten bei der Arbeit an „Das ist unser Haus“ offensichtlich weniger Interesse an dem Kriminalfall, als an einem Psychogramm der Bewohner.
Mit einem guten Blick fürs Detail deckten sie nach und nach auf, dass eben auch Menschen, die alles richtig machen wollen, oft ziemlich viel falsch machen. Und ihren Egoismus genauso schlecht ablegen können wie andere.
Das war oft lustig, allerdings aufgrund der nicht durchgängig überzeugenden Darstellerleistungen auch manchmal etwas anstrengend. „Das ist unser Haus“ war dennoch eine unterhaltsame Sozialstudie, die bissig, aber nie von oben herab auf ihre Figuren blickt. Und die Musikerin Christiane Rösinger zur weisen Frau der Gruppe zu machen, war ohnehin eine wunderbare Idee.
Ein Krimi war dieser Film allerdings eher am Rande, Spannung kam so gut wie gar nicht auf. Und wer Probleme hat, Schwäbisch zu verstehen, kam mitunter auch arg an seine Grenzen.