AboAbonnieren

So wird der Polizeiruf aus MagdeburgDer Gärtner ist der Mörder

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (3)

Hauptkommissarin Brasch (Claudia Michelsen) instruiert die Kollegen für die Leichensuche

Magdeburg – Nein, das ist kein Spoiler: Der Mörder ist im Polizeiruf „Der Verurteilte“ aus Magdeburg doch tatsächlich der Gärtner. Das gibt Markus Wegener (Sascha Geršak) ja selbst zu, kaum dass ihn Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) beim ersten Verhör ein wenig in die Zange genommen hat. Ja, er bekennt sich nicht nur zum Mord an der Krankenpflegerin Valerie Klein, er will auch noch ein paar Jahre zuvor eine weitere Frau umgebracht haben.

Für diese Tat hat Brasch allerdings bereits den Ehemann des Opfers überführt.

Dass sie nun mit Hochdruck nach den Leichen beider Frauen suchen lässt, dass sie Wegener — der sein Geständnis längst wieder zurückgezogen hat — trotz Mangels an Beweisen beharrlich nachstellt, wer will es ihr verdenken. Der Mann, den sie an seiner Stelle irrtümlich ins Gefängnis gebracht hat, ist dort schwer depressiv geworden.

Claudia Michelsen

Claudia Michelsen (51) gehört zu den besten deutschen Charakterdarstellerinnen. Im Kino war sie in „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ und dem Thriller „Das Ende der Wahrheit“ zu sehen. Im Fernsehen unter anderem in Uwe Tellkamps „Der Turm“, in der Nachkriegs-Trilogie „Ku’Damm ’56“ und „’59“ – „Ku’damm ’63“ sendet das ZDF im Frühjahr – und als Kommissarin Doreen Brasch im „Polizeiruf 110“. In dieser erfolgreichen ARD-Krimi-Serie geht sie am 16. Februar zum ersten Mal in der neuen Folge „Totes Rennen“ alleine auf Verbrecherjagd. (ksta)

Die Hauptkommissarin setzt auf Wegeners Ehefrau Annegret (Laura Tonke), die mit ihren kaputtblondierten Haaren im Schatten ihres gewalttätigen Mannes dahinvegetiert und stumm nickt, wenn ihr Mann ihr Aussehen als „Gewerbegebiet“ schalt. Ob sie Dorren Brasch helfen wird, ihn zu überführen?

Lange, allzu lange scheint nicht nur die Ermittlerin, sondern auch der Fernsehfilm spannungsmäßig auf der Stelle zu treten. Regisseurin Brigitte Maria Bertele inszeniert sorgfältig und mit angenehmen Flow, aber auch arg bedächtig. Und Drehbuchautor Jan Braren interessiert sich kaum für den eigentlichen Fall, noch weniger für eine knifflige Auflösung desselben. Ihm geht es eher um die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Frau und Mann. Annegret Wegeners Schicksal spiegelt sich in der zunehmenden Hilflosigkeit der Kommissarin, die von ihrem Vorgesetzten und der Staatsanwaltschaft zuerst nicht ernst genommen und schließlich kalt gestellt wird.

Dass der Täter so offensichtlich ist, lässt die Ablenkungsmanöver der unfähigen Männer leider recht unwahrscheinlich aussehen. Valerie Klein hatte einen Stalker? Und der hatte Unterwäsche von ihr? Bingo! Nein, so ermittelt vielleicht Chief Wiggum bei den „Simpsons“, aber das kann man in Magdeburg doch sicher besser.

Auch als Milieustudie ist dieser Polizeiruf nicht immer überzeugend. Warum tanzt das Unterschichtspaar innig zum Leonard-Cohen-Walzer? Da ist doch wohl der Musikgeschmack des Redakteurs dem Realismus in die Quere gekommen.

Immerhin: Sascha Geršak überzeugt als schlicht gestrickter, explosiver Frauenfeind. Aber Laura Tonke ist als sein vom Leben vergessenes Anhängsel noch viel beängstigender. Das könnte ein großes Duell werden, zwischen Michelsen und Tonke, oder ein Aufruf zur schwesterlichen Solidarität. Es bleibt aber letztlich im deutschen Fernseheintopf stecken.