So wird der „Tatort“ aus DortmundKoks geschnupft, Polizeirevier besucht
Dortmund – Ob das so eine gute Idee ist, sich vor der Tür der Polizeiwache, die aufzusuchen man im Begriff ist, erst einmal eine Linie Koks reinzuziehen?
Der Manager Josef Micklitza beantwortet diese Frage mit einem klaren Ja. Freilich steht er auch unter Schock. Sein Finanzberater, den er nachts zwischen Containern am Dortmunder Hafen treffen wollte, saß tot hinterm Steuer seines Wagens. Jetzt hat er Angst. Um sein Geld, dass er samt und sonders der Vermögensberatungsfirma von Wiglaf Beck überlassen hat. Wollte ihn sein Berater vor deren drohender Pleite warnen?
Für „Tatort“-Fans
„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.
Direkt im Anschluss an jede Sendung am Sonntagabend folgt dann unsere „Tatort“-Kritik.
„Gier und Angst“, die titelgebenden Emotionen des 21. Falls für das Dortmunder Ermittlerteam Faber (Jörg Hartmann) und Bönisch (Anna Schudt), müssen hier für etliche wirre bis hirnrissige Entscheidungen herhalten. Die Menschen, die sich im Drehbuch von Sönke Lars Neuwöhner und Martin Eigler — letzterer führt auch Regie — verfangen, sind nicht nur böse, sondern auch dumm.
Bankenchefs, die ihre Unterschriften unter Verträge setzen, die ihren Ruin quasi garantieren. Polizeikommissare, die ihre Frau für verschwunden halten, obwohl sie doch im Club gleich nebenan arbeitet, schwangere Witwen, die den Fall in zwei Sätzen auflösen könnten, aber erst nach 60 Fernsehminuten die Zeit dazu finden — während ihre Wehen einsetzen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Es bereitet generell nur den größten Zynikern Freude, dummen Menschen dabei zuzuschauen, wie sie ihr Leben als Perlenkette aus Fehlentscheidungen aufziehen. In „Gier und Angst“ hat es Bildgestalter Benjamin Dernbecher zumindest flüssig und mit Mut zum Zoom fotografiert. Und die durchweg exzellenten Darsteller bemühen sich redlich, Rollen, die wenig mehr als mit Eigennamen versehene Klischeeansammlungen sind, mit Charakter zu füllen. Stefan Rudolf als ruinierter Manager und mehr noch Sascha Geršak, als dessen noch halbseidenerer Bruder, stechen heraus.
Ansonsten bleibt vor allem die Frage, wie sich eigentlich ein Club finanziell über Wasser halten kann, in dem nur eine Handvoll Trübsinniger zu Lou Reeds Depri-Ballade „Perfect Day“ die angewinkelten Arme schwenkt? Rätsel Dortmund.
„Tatort: Gier und Angst“, Regie: Martin Eigler, ARD, 2. Januar, 20.15 Uhr