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Krimi ist keiner für ZartbesaiteteZwischen Folterkammer und vietnamesischer Pagode – So wird der „Tatort“

Lesezeit 2 Minuten
Kommissar Robert Karow und seine Kollegin Susanne Bonard stehen in weißer Schutzkleidung gebannt vor dem Kellereingang. Hinter ihnen liegt das ruhige Wohnviertel in Berlin-Lichtenberg.

Bei einer Hausdurchsuchung bringt das Ermittler-Duo Karow (Mark Waschke) und Bonard (Corinna Harfouch) schockierende und brutale Taten zum Vorschein.

Im Fokus des Berliner „Tatorts“ steht diesmal neben der Aufklärung von grausamen Verbrechen auch die Welt der vietnamesischen Gemeinde.

Der „Tatort“ „Am Tag der wandernden Seelen“ beginnt überraschend harmlos. Zwei Kinder spielen in einem Garten in Berlin-Lichtenberg mit einer Spielzeug-Drohne, die dann nach einer Zankerei der Kleinen auf dem Nachbargrundstück landet. Beim Zurückholen des Fluggeräts finden die Kinder die Wohnungstür offen. Dahinter liegt ein Mann. Tot.

Kurze Zeit später dort trifft die Polizei ein. Der Tote, Hans Engler, wurde mit mehreren Messerstichen umgebracht. Akribisch durchsucht die Polizei um die beiden Kommissare Susanne Bonard (Corinna Harfouch) und Robert Karow (Mark Waschke) die Wohnung. Eine Weile bleiben sie spurlos. Doch dann findet Karow eine versteckte Tür, die Schreckliches offenbart. Schnell wird klar: Das Opfer war selbst ein grausamer Täter.

Einblick in die vietnamesische Kultur und Spiritualität

Bei den Ermittlungen um den getöteten Engler und eine flüchtige junge Frau sprechen die Kommissare mit der Tierärztin Dr. Lê Müller (Mai-Phoung Kollath). Sie kannte den Toten, verschweigt aber etwas. Über die Ärztin wiederum kommen Bonard und insbesondere Karow mit der vietnamesischen Gemeinde in Berlin in Kontakt.

Zugleich kommen immer mehr Hintergründe um den getöteten Engler und die flüchtige Frau als Licht. Und verlangen den beiden Ermittlern in ihrem zweiten gemeinsamen Fall einiges ab – beruflich wie emotional.

Doch sie erhalten auch unerwartete Unterstützung: durch die LKA-Kollegin Pham Thi Mai (Trang le Hong), die als Teil der vietnamesischen Gemeinde an Informationen kommen kann, die für die Ermittler nur schwer erreichbar sind.

Kein „Tatort“ für schwache Nerven

Dieser Berliner Krimi ist keiner für Zartbesaitete. Zwar werden die Grausamkeiten nie explizit gezeigt, doch das Team um Regisseurin Mira Thiel setzt das Drehbuch, das die Regisseurin selbst zusammen mit Josefine Scheffler geschrieben hat, und die Szenen von Gewalt sehr gelungen um. Auch die vietnamesische Kultur und Spiritualität bekommen die ihnen würdige Aufmerksamkeit.

„Am Tag der wandernden Seelen“ erzählt einen nervenaufreibenden und kontrastreichen Kriminalfall, der darüber hinaus interessante Einblicke in die vietnamesische Gemeinde Berlins liefert. Wen jedoch Horror, Folter oder die Themen Vergewaltigung und sexueller Missbrauch zu sehr mitnehmen, der sollte bei diesem „Tatort“ vielleicht wegschalten.