Der neue „Tatort“ aus Köln schießt Kommissar Ballauf auf Wolke Sieben. Und gibt den Zuschauern einen Mix aus Kriminalfall und Liebesdrama.
So war der Tatort „Diesmal ist es anders“Liebestragödie und eine vertuschte Vergangenheit
90 Fälle haben die Kölner Ermittler Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmär Bär) nun auf dem Buckel. Da sollte man meinen, die Figuren seien auserzählt. Doch „Diesmal ist es anders“ zeigt das Gegenteil.
Der Fall
Der arbeitlose ehemalige Journalist Peer Schwarz wird tot unter einer Brücke aufgefunden. Schnell wird klar: Er wurde mutwillig überfahren. Eine Hausdurchsuchung ergibt: Der Tote hatte systematisch Prominente mit Bildern aus dem Netz und aus Social Media erpresst.
Auf seinem Handy fand sich nur ein einziges, nicht entferntes Foto: Es zeigt die Schlagerikone Mariella Rosanelli (Leslie Malton) als junge Frau in einem Campinglager, neben ihr ein nicht weiter bekannter Mann. Die beiden Kommissare – vor allem Schenk – beginnen zu ermitteln, treffen die Schlagersängerin und kommen der Entstehungsgeschichte des Fotos alsbald auf die Spur.
Alles zum Thema Tatort Köln
- Film Festival Cologne Vorwürfe gegen Chefin Martina Richter
- Kult-Intro Auge im Fadenkreuz – Heimlicher „Tatort“-Star Horst Lettenmayer ist tot
- „Köln noch attraktiver für Produktionsfirmen“ Stadt führt digitalen Antrag für Drehgenehmigungen ein
- Dreharbeiten im Colonius „Tatort“-Kommissare ermitteln zu Cold Case in Kölner Techno-Szene der 90er
- So wird der „Tatort“ Promi-Erpressung in Köln und die große Liebe
- Mord in der Techno-Szene Neuer Kölner „Tatort“ spielt auf Plattform des „Colonius“
- Bestsellerautorin Judith Merchant las aus neuem Roman „Schweig!“ in Sankt Augustiner Pfarrsaal
Die Auflösung
Die Ermittlungen ergeben: Das Foto entstand im Rahmen einer Camping-Freizeit in den 1980er Jahren. Mariella Rosanelli war damals als Aufseherin mit dabei. Der unbekannte Mann neben ihr war der junge und äußerst attraktive Chorleiter Philipp Pohl (Sebastian Kolb), in den scheinbar alle Mädchen verknallt waren. Das Problem: ebenjener Chorleiter hat damals einige Mädchen sexuell missbraucht und sogar eine Teenagerin geschwängert.
Mariella Rosanelli hat von all dem gewusst und trotzdem geschwiegen. Peer Schwarz wiederum hat von der Geschichte erfahren – doch Rosanelli wollte sich nicht von ihm erpressen lassen und ihre Karriere sowie das von ihr unterstützte Jugendzentrum „Kids4Care“ gefährden.
Dazu kommt, dass Ballaufs Liaison Nicola Koch (Jenny Schily) eng mit Rosanelli befreundet und selbst Aufseherin bei besagter Camping-Freizeit war. Als Koch endlich beschließt, die Wahrheit über das Campinggeschehen ihrem Freund Max Ballauf zu erzählen, kommt es zum Streit der beiden Freundinnen. Rosanelli stößt Koch vom Balkon zu Tode.
Fazit
Der Fall in „Diesmal ist es anders“ mag nicht wirklich außergewöhnlich daher kommen und den Zuschauern ist wohl bereits vor Ablauf der 90 Minuten klar, wohin die Reise gehen dürfte. Unklar bleibt jedoch bis zum Ende, welche Rolle Nicola Koch bei dem Ganzen spielt. Ermittler Ballauf selbst hadert die ganze Folge über mit der Frage, ob es seine Freundin war, die den erpressenden Journalisten beseitigt hat …
Ohnehin ist es die Rolle von Hauptkommissar Ballauf, die diesen „Tatort“ besonders macht. Er scheint endlich die Liebe seines Lebens gefunden zu haben, eine Gleichgesinnte, mit der sich sogar so gut versteht, dass er sofort weiß, ob sie ihn anlügt (und umgekehrt). All das wird kameratechnisch und visuell ansprechend in Szene gesetzt.
Doch Ballauf bleibt auch in seinem 90. Fall tief im Herzen Ermittler und merkt, dass seine Freundin nicht nur aus Beziehungsgründen über seinen Fall sprechen will.
Es ist das Ringen von Max Ballauf zwischen Beziehung und Berufung, die die Aufmerksamkeit in diesem Krimi fesselt und ganz neue Seiten des Kommissars aufzeigt. Regisseur Torsten C. Fischer, für den es bereits der elfte Kölner „Tatort“ ist, gelingt es, das Drehbuch von Wolfgang Stauch so zu einfühlsam realisieren, dass der Zuschauer stets mitgeht und Ballaufs Gefühlschaos nachempfinden kann.
Dass dabei gelegentlich über das Ziel hinausgeschossen wird – zum Beispiel, wenn die Gedanken des Pärchens wiedergegeben werden – kann man getrost vernachlässigen. Ebenso, dass das restliche Krimi-Personal in den Hintergrund tritt, selbst Schenk, der lange als ermahnender Kollege und engagierter Ermittler und erst am Ende als enger Freund auftritt.
Den Zuschauern wird dieser „Tatort“ vor allem wegen der tragisch endenden Liebesgeschichte von Kommissar Ballauf im Gedächtnis bleiben.