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Streaming-TippErinnerungen an „Breaking Bad“ – Warum Tulsa King mit Sylvester Stallone ein Serienhit ist

Lesezeit 4 Minuten
Sylvester Stallone als Gangster Dwight Manfredi in „Tulsa King“

Sylvester Stallone als Gangster Dwight Manfredi in „Tulsa King“

Sylvester Stallone wird in Tulsa King zum Serienheld. Der Rambo-Star wird in der Paramount-Plus-Serie zum charmanten Gangster.

Es heißt, ältere Pferde sollen irgendwann nur noch zu gemütlichen Ausritten, nicht mehr jedoch zu sportlichen Höchstleistungen genutzt werden. Es wäre vermessen zu sagen, dass dasselbe auch für in die Jahre gekommene Schauspieler gelte. Anthony Hopkins hat mit 83 Jahren schließlich nochmal den Oscar gewonnen, Al Pacino und Robert De Niro liefern (mal mehr, mal weniger qualitativ hochwertig) immer noch regelmäßig ab – und Sylvester Stallone hat sich im zarten Alter von 76 Jahren nun mit Tulsa King erstmals ins Serienuniversum gewagt.

Hinter der Paramount Plus-Serie, die bereits im November 2022 in den USA startete, aber erst im März nach Deutschland kam, steckt mit Taylor Sheridan zudem jemand, der sich mit Pferden auskennt. Mit den Filmen Hell Or High Water und Wind River sowie den Serien Yellowstone, 1883 und 1923 wagte er bereits mehrere Ausflüge ins (Neo-)Westerngenre. Und auch Tulsa King versprüht durch seine Verortung ins tiefste Native America einen gewissen Westerncharme.

Tulsa King: Sylvester Stallone in der Pampa

In erster Instanz ist Tulsa King aber vor allem eine Gangster-Geschichte. Der New Yorker Mafioso Dwight Manfredi (Sylvester Stallone) kommt nach 25 Jahren aus dem Gefängnis. In Big Apple ist für den „General“, wie er auch genannt wird, allerdings kein Platz mehr. Jüngere haben das Geschäft übernommen. Und so wird Dwight eben nach Oklahoma geschickt, um im schläfrigen Tulsa sein Rentnerdasein einzuläuten und nebenbei trotzdem noch Geld nach New York zu schicken. Ein Plan muss also her. Und weil Dwight auch in 25 Jahren Knast nicht vergessen hat, seine ehrfürchtige Gangsterattitüde abzulegen, kommt er schneller an Zaster als man denken mag.

Exil ist nichts für den charmanten Alt-Capo, der so direkt aus Scorseses Goodfellas entsprungen sein könnte. Sylvester Stallone schafft es, der Figur von Dwight diverse Facetten mit auf den Weg zu geben und funktioniert sowohl als draufgängerischer Gangster, der seinen Weg ohne Umschweife voranschreitet, aber als auch Beziehungsmensch, der mit den zahlreichen Nebenfiguren harmonisch interagiert. Da wäre zum Beispiel Tyson (Jay Will), zu dem Dwight zu Beginn ins Taxi steigt, nur um ihn dann wenig später zu seinem persönlichen Fahrer zu machen. Zwischen den beiden entwickelt sich schnell eine Mentor-Schüler-Beziehung, die relativ schnell aber auch Tysons Vater (Michael Beach) auf den Plan ruft. Konflikt vorprogrammiert!

Erinnerungen an Breaking Bad: Tulsa King setzt auf interessante Nebenfiguren

Aber auch andere Figuren wie Grasdealer Bodhi (Martin Starr) oder ATF-Agentin Stacy (Andrea Savage), die eine Art romantische Beziehung zu Dwight aufbaut, machen Tulsa King zu einer Serie, die nicht nur von einer allesüberstrahlenden Hauptfigur getragen wird. In seinen besten Momenten erinnert Sheridans Serie an den AMC-Hit Breaking Bad. Nicht nur wegen des immer wieder auflodernden Humors. Stallones Figur lässt sich gleich mehrfach zu Onelinern hinreißen, welche Erinnerungen an die Rambo-Filme wecken. Auch Tulsa als Stadt schafft es, das zu sein, was Albuquerque für Breaking Bad war. Ein weiterer Protagonist.

So richtig dampft die Kacke in den ersten fünf bisher in Deutschland veröffentlichten Episoden von Tulsa King allerdings noch nicht. Doch neben all den coolen Sprüchen baut sich im Hintergrund spätestens mit dem Auftauchen einer ortsansässigen Biker-Gang eine ernsthafte Gefahrenquelle für Dwights Vorhaben, der titelgebende Tulsa King zu werden, auf. Um bei Rambo zu bleiben: „To survive a war, you gotta become war“ ist zwar (noch) nicht das Credo von Tulsa King – doch der Weg dorthin scheint nicht mehr allzu weit.

In den USA ist die Serie voll eingeschlagen, eine zweite Staffel ist bereits bestätigt. Und das ist fantastisch. Tulsa King ist endlich mal wieder eine Gangster-Serie, welche auch ohne großen Verschwörungsapparat oder Strippenzieher im Hintergrund funktioniert. Die „Fish-out-of-Water“-Geschichte im amerikanischen Hinterland ist packend und unterhaltend gleichzeitig. Angeführt von einem Sylvester Stallone, dessen treudoofer Hundeblick auch 2023 noch funktioniert sowie einer Vielzahl an Figuren, welche die Neugier der Zuschauer weckt, immer mehr erfahren zu wollen. Und wenngleich dieser Spruch abgedroschen erscheint, so passt er hier doch hervorragend: Auf alten Pferden lernt man nun mal das Reiten.