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Streaming zu HauseSpannende neue Filme für Jugendliche – und Erwachsene

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Auf dem Weg zum Festival bringen Ponyhof (Johannes Klaußner) und Jackie (Emilia Schüle) ihren Freund Mauser (Leonard Scheicher) noch nach Hause.

In Jugendfilmen geht es immer ums Ganze. Es geht um Rebellion, Widerstand gegen die Eltern, überhaupt gegen Erwachsene, ja die ganze Welt. Im vermeintlichen Niemandsland zwischen der abgestreiften Kindheit und dem noch bevorstehenden Erwachsenendasein geht es um den Schritt hinaus in die Welt, die Suche nach Orientierung und Identität, Selbstbestimmung und Selbstständigkeit, Liebesglück und Liebeskummer.

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Viele Jugendfilme erzählen von der Bürde, die mitunter auf den Schultern von Jugendlichen lastet, andere wiederum handeln vital und mitreißend von explodierender Lebensfreude, der Lust am Austesten oder der unbändigen Kraft in Zeiten notwendiger Veränderungen. Allerdings ist das Kino dabei nur noch bedingt ein Begleiter: Während sich Kinder noch freuen und staunen, wenn sie den dunklen Kinosaal entdecken, rümpfen Jugendliche mitunter die Nase, weil sie sich dem frühen Alter entwachsen fühlen und sich lieber an neueren Medien orientieren. Doch gerade für sie ist der Tisch reich gedeckt: mit spannenden, mitreißenden Filmen vom klugen Coming-of-Age-Drama bis zur dystopischen „Fantasy-Fantasie“. Hier sind fünf von ihnen: Geschichten über traumhafte Begegnungen und traumwandlerische Grenzüberschreitungen. Zukunft ist möglich.

Your Name. Gestern, heute und für immer

Dieser Film kann einem den Atem verschlagen. Verspielt und detailfreudig in der gezeichneten Bilderkunst, erzählt das Anime zunächst nur eine Teenager-Geschichte um Körpertausch, komödiantisch turbulent, aufgefüllt mit gängigen pop-musikalischen Zwischentönen. Doch dann durchdringen sich die Seelen des Mädchens Mitsuha aus der japanischen Provinz und des Jungen Taki aus der brodelnden Moderne Tokios immer subtiler, und bald steckt man mitten in einem Diskurs über Sicht- und Sinnweisen, verortet in den metaphysischen Koordinaten von Raum und Zeit. Auf der Suche der beiden Jugendlichen nach Identität und Selbstwert kommt es ständig zur Durchdringung von Raumzeit: Wie ein Seziermesser durchtrennt ein Komet den Himmel und schiebt an der Schnittlinie die moderne Handy-Welt der Jungen in die Kosmologie ihrer Vorfahren. In Anlehnung an traditionelle Knüpfarbeiten ordnen sich die Fäden wie Gedanken, wobei es in ständiger Rück- und Vorschau um das Suchen und Finden geht, um Fragen nach dem Ich, dem Gedächtnis, dem Erinnern. Tiefgründig und spannend bis zum Schluss!

(erhältlich u.a. bei XCine TV, Amazon, Netflix)

Es war einmal Indianerland

Der Titel legt es zwar nah, aber ein Märchen ist der Film wirklich nicht – es sein denn das von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen. Dabei gibt es genügend fantastische Begebenheiten, die dem 17-jährigen Protagonisten Mauser zwischen innerer Anspannung und tristem Alltag im sozialen Brennpunkt einer Hamburger Hochhaussiedlung den Halt wegsprengen, sodass er sich fragt: „Wer sagt mir, dass das alles kein Traum ist?“

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Auf dem Weg zum Festival bringen Ponyhof (Johannes Klaußner) und Jackie (Emilia Schüle) ihren Freund Mauser (Leonard Scheicher) noch nach Hause.

Regisseur Ilker Çatak folgt der raffinierten Erzählweise der Romanvorlage, dem ersten Teil von Nils Mohls Stadtrand-Trilogie „Liebe – Glaube – Hoffnung“. Ähnlich ungestüm spult er die Zeit vor und zurück, hebt das konventionelle Erzählen aus den Angeln, jongliert bis zur Orientierungslosigkeit mit Raum und Zeit. So kann das also sein, erkennt Mauser, man löst sich in seine Moleküle auf, um neu zusammengesetzt zu werden.

(erhältlich u.a. bei iTunes, Google Play, Videoload)

Capernaum – Stadt der Hoffnung

Es entwickelt sich ein Sog, dem man sich nicht entziehen kann: Die libanesische Filmemacherin Nadine Labaki taucht tief ins labyrinthische, menschenüberfüllte Beirut und erfindet dokumentarisch anmutende Bilder, die sich einbrennen und doch immer von Hoffnung durchwebt sind. Der Alltag im Armenviertel mit seinen schmutzigen Gassen und elenden Blechhütten ist für den zwölfjährigen Straßenjungen Zain ein täglicher Kampf ums Überleben, das ferne Norwegen wird für ihn zum magischen Sehnsuchtsbild. Konsequent zeigt der Film die Welt aus der Perspektive der vernachlässigten Straßenkinder, wie sie rennen, flüchten, stehlen, auf Müllbergen hocken, mit dem Nichts improvisieren. Doch Zains herzzerreißende Geschichte wird nie von Hass befeuert, ist durchwirkt von tiefer Traurigkeit und humanistischer Zärtlichkeit.

(erhältlich u.a. bei XCine TV, Amazon, Rekruten TV u.a.)

Mustang

In einem Dorf an der türkischen Schwarzmeerküste beginnen die Sommerferien. Ein letzter Blick zur Schule, Abschied von der Lehrerin, die danach nicht zurückkehren wird. Sie zieht nach Istanbul, was der zwölfjährigen Lale fast das Herz bricht. Doch ihre vier älteren Schwestern reißen sie mit, schon bald toben sie ausgelassen im blauen Meer. Das aber bleibt nicht verborgen: „Ihr habt euch an den Jungen gerieben!“, klagt man sie an, wobei es die fatalen Vorwürfe jener sind, die etwas Unschuldiges ins Gegenteil verkehren.

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Wie ist es, ein Mädchen in der Türkei zu sein? Davon erzählt der Film Mustang. 

Fortan wird für die Mädchen das Leben unter traditionell-konservativen Verhältnissen zur Tortur, ihr Heim zum Gefängnis, ihre Schönheit zum Wert auf dem Heiratsmarkt. Regisseurin Deniz Gamze Ergüven zeigt die ganze Härte der Abhängigkeiten, beschreibt, wie es ist, ein Mädchen bzw. eine Frau in der Türkei zu sein. Dabei durchtränkt sie die bedrückende Fabel mit wunderschönen Impressionen einer sommerlichen Auf- und Ausbruchstimmung.

(erhältlich u.a. bei XCine TV, filmfriend, Amazon)

Die Mitte der Welt

Zu Beginn kehrt der 17-jährige Phil aus dem Sommercamp zu seiner unkonventionellen, „gnadenlos toleranten“ Familie zurück, am Ende wird er sie erneut verlassen. Die Zeit dazwischen wird für ihn zu einer Lebensphase voller Gefühle und Gefühlsverwirrungen. Es gilt, düstere Geheimnisse zu lösen, schmerzhafte Erkenntnisse zu verkraften und zu verstehen, was es heißt, „ein bisschen schwuler als andere“ zu sein.

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Die Mitte der Welt

„Die Mitte der Welt“ entstand nach dem Roman von Andreas Steinhöfel und schafft ein zwar reduziertes, aber funkelndes „Himmelsgewölbe“ aus Episoden, Anekdoten und lakonischen Erzählsträngen. Wagemutig und ermutigend, zum Weinen traurig, zum Lachen tröstlich.(erhältlich u.a. bei XCine TV, Joyn, freenet u.a.)