studiVZ wird abgeschaltetAusgegruschelt

studiVZ war mal eine große Sache, jetzt wurde die Seite eingestellt.
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Wissen Sie, was Gruscheln ist? Nein? Dann haben Sie vermutlich in den Jahren nach 2005 nicht studiert. Denn da kam man als Studierender am Gruscheln - ein Kofferwort aus grüßen und kuscheln - nicht vorbei.
studiVZ war für junge Menschen in Deutschland damals der helle Stern am Himmel der schönen, neuen Internetwelt. Man konnte sich mit seinen Freunden vernetzen, den einen interessanten Sportstudenten von der Party vergangene Nacht suchen, Fotos hochladen, sich in Gruppen mit sinnfreien Namen wie "Als ich jung war, war Pluto noch ein Planet" oder "Ich leb in meiner eigenen Welt. Das ist OK, man kennt mich dort" über Interessen oder einfach nur Blödsinn austauschen.
Facebook war der Anfang vom Ende
Es war ein besonderes Zugehörigkeitsgefühl. Und studiVZ eine deutsche Erfolgsgeschichte. 2008 gehörte die Seite zu den erfolgreichsten Onlinemedien des Landes. Doch mit dem Aufkommen von Facebook sank der Stern des deutschen Netzwerks.
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Liken war plötzlich viel cooler als Gruscheln und die Studentin aus Barcelona, die man bei der Party in London getroffen hatte, fand man eben nur bei der amerikanischen Konkurrenz.
Es gab ein paar gescheiterte Versuche, studiVZ neu zu beleben. Doch in dieser Woche war Schluss. studiVZ ist Geschichte, alle Nutzerdaten wurden gelöscht. Als das Internet aufkam, war alles irgendwie neu und aufregend, was damit zu tun hatte. Dass auch dort die Regel "Nichts bleibt, wie es war" gilt, mussten wir alle erst lernen.
Eine gewisse Nostalgie
Wer hat nicht schon seine Eltern insgeheim ein bisschen belächelt, wenn die von Moden ihrer Jugend erzählten, die heute niemand mehr versteht? Aber die Erde dreht sich und was die damalige Studierenden-Generation als besonders angesagt empfand, sorgt bei heutigen 20-Jährigen nur noch für Kopfschütteln.
Und so löst das Ende von studiVZ zwar keinen Abschiedsschmerz, aber doch eine gewisse Nostalgie aus. Facebook übrigens, der böse, große Bruder aus den USA muss heute selbst aufpassen, dass es ihm nicht ebenso ergeht. Bei jungen Leuten gilt das Netzwerk als angestaubt, immerhin hängen da auch ihre Eltern ab. Und wer weiß schon, was heute Geborene in ein paar Jahren über TikTok denken?