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Vize-Chefredakteurin unter VerdachtDoktorarbeit-Plagiatsprüfung bei „SZ“ von Medienportal beauftragt

Lesezeit 3 Minuten
05.02.2024, Bayern, München: Blick auf das Verlagsgebäude des Süddeutschen Verlages. Der Süddeutsche Verlag ist als Medienunternehmen in vielen Geschäftsfeldern aktiv. Sein wichtigstes Objekt ist die Süddeutsche Zeitung. (zu dpa: «Doktorarbeit-Plagiatsprüfung bei «SZ» von Portal «Nius» beauftragt») Foto: Peter Kneffel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Blick auf das Verlagsgebäude des Süddeutschen Verlages. Der Süddeutsche Verlag ist als Medienunternehmen in vielen Geschäftsfeldern aktiv. Sein wichtigstes Objekt ist die Süddeutsche Zeitung.

Ein nächstes Puzzlestück im Fall des vorübergehenden Rückzugs der Vize-Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“.

Das Medienportal „Nius“ ist nach eigenen Angaben Auftraggeber für die Plagiatsprüfung der Doktorarbeit der Vize-Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“, Alexandra Föderl-Schmid, gewesen. Die Redaktion von „Nius“ mit Sitz in Berlin teilte am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit: „Wir bestätigen gerne, dass Herr Weber in unserem Auftrag ein Gutachten für die Dissertation von Alexandra Föderl-Schmid angefertigt hat. Nach erster redaktioneller Sichtung der Doktorarbeit im Dezember waren wir uns sicher, dass für eine seriöse Bewertung ein Fachmann hinzuzuziehen ist.“ Zuvor hatte der „Spiegel“ berichtet.

Der Kommunikationswissenschaftler Stefan Weber bestätigte der dpa am Dienstag ebenfalls, dass „Nius“ Auftraggeber sei. Weber sagte zur laufenden Untersuchung, dass diese noch ein bis zwei Wochen dauere.

„Nius“: Neuer Arbeitgeber von Julian Reichelt

Am Vortag hatte das Portal, dessen prominentester Journalist der ehemalige „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt ist, bereits über konkrete angebliche Fundstellen bei der Plagiatsprüfung berichtet. Dass „Nius“ auch Auftraggeber ist, blieb zu dem Zeitpunkt noch unklar. Am Dienstag machte das Portal das in einem weiteren Artikel dann öffentlich.

Am Montag hatte die „Süddeutsche Zeitung“ auf ihrer Webseite bekannt gemacht, dass sich Föderl-Schmid wegen Vorwürfen zu ihrem Umgang mit Quellen in ihren Artikeln vorübergehend aus dem operativen Tagesgeschäft zurückziehe. Es sei eine externe Kommission zur Prüfung der Vorwürfe beauftragt worden. Diese waren im Dezember aufgekommen, der Branchendienst „Medieninsider“ hatte darüber berichtet. Die Chefredaktion hatte eingeräumt, dass es seitens Föderl-Schmids einen fehlerhaften Umgang gegeben habe.

Süddeutsche Zeitung: Suche nach Informanten im eigenen Haus

Weiterhin machte die überregionale Tageszeitung „SZ“ auf ihrer Webseite am Montag bekannt: „Zudem hat Föderl-Schmid am selben Tag die Universität Salzburg gebeten, ihre Dissertation zu prüfen.“ Grund dafür sei, dass der Salzburger Kommunikationswissenschaftler Stefan Weber nach eigener Darstellung „Plagiatsfragmente“ in der Dissertation festgestellt habe, die Föderl-Schmid dort 1996 eingereicht hatte. „Bis zum Abschluss dieser Prüfungen wird sich Föderl-Schmid aus dem operativen Tagesgeschäft der „SZ“ zurückziehen.“ Nähere Angaben machte das Zeitungshaus zunächst nicht.

Weber hatte auf dpa-Nachfrage am Montag bestätigt, dass er aktuell Föderl-Schmids Dissertation „Vom Monopol zum Markt: Zehn Jahre duales Rundfunksystem in Deutschland“ überprüfe und auf Fundstellen gestoßen sei. Den Auftrag habe er im Dezember kurz vor Weihnachten erhalten.

Die „SZ“ war erst am Wochenende in die Schlagzeilen geraten, weil die Chefredaktion nach dem Bekanntwerden interner Informationen aus einer Redaktionskonferenz Ende 2023 Daten zu E-Mail- und Telefon-Verbindungen ihrer Mitarbeiter hatte durchsuchen lassen. Die Suche nach einem Informanten aus dem eigenen Haus war nach „SZ“-Angaben mit dem Betriebsrat abgestimmt. Der Betriebsrat stehe ebenso hinter dem Schritt wie der Redaktionsausschuss, der die Interessen der Redakteure vertritt. In einer gemeinsamen Stellungnahme wurde der Verdacht geäußert, dass die gesamte Konferenz abgehört oder aufgenommen und an Dritte weitergegeben worden sein könnte.

Ziel der Suchaktion waren mögliche Kontakte aus der „SZ“ zum Branchendienst „Medieninsider“. Der Anlass dafür waren bekannt gewordene Details aus der Redaktionskonferenz, über die „Medieninsider“ ausführlich berichtet hatte. Damals ging es um die beschriebenen Vorwürfe gegen Föderl-Schmid zu ihren Artikeln. (dpa)