AboAbonnieren

Tag 10 im „Dschungelcamp“Der alte Mann und das Mädchen

Lesezeit 4 Minuten

Larissa hatte den Eindruck, der Winfried sei „ein ganz großartiger Meister und Lehrer“.

Köln – Lieber Martin, lieber Philip,

ich möchte beim Ende anfangen, denn das hat mich etwas mitgenommen. Die Zahl der erwerbslosen Stand-Up Comedian scheint in Deutschland größer zu sein als erwartet. Denn eigentlich können nur die sich jeden Abend die Finger für „Kentucky schreit ficken“-Tanja Schumann wund wählen.

Auch in der zweiten Woche ist Schumann aus ihrer Rolle als lang vergangener Comedy-Hit nicht rauszukriegen. Vielleicht ist es der Stolz, der an ihr nagt. Jede Kameraeinstellung, eine Grimasse. Unangenehm, diese weit aufgerissenen Augen und die verstellte Stimme. Sie lösen Ingolf-Lück-und-Rudi-Carrell-Erinnerungen aus, gegen die „Es“ ein Kinderfilm ist.

Vielleicht sorgt aber auch Schumanns Ehemann Stefan im Alleingang für die nötigen Stimmen – falls er beim Anrufen so hartnäckig ist wie beim Herzchen-Malen, dürfte das mit der Dschungelkönigin dann doch kein Problem sein. Die personifizierte Langeweile ist jedenfalls weiter mit dabei. Und Mola, der Uneinsichtige, ist raus. Halten wir den Jubeltanz kurz, kehren wir lieber zurück zum Herzchen-Malen. Das ist immerhin ein wenig interessanter als Molas ach so befreiender Schrei, als er von seinem Rausschmiss erfuhr.

Die Vorliebe von Schumanns Ehemann fürs Herzchen-Malen ist uns seit gestern bestens bekannt. Denn die Stars bekamen private Post, zum ersten Mal seit ihrem Einzug ins Camp. Das Recht auf Privatsphäre liegt aber natürlich, sicher verwahrt mit dem unterschriebenen Vertrag, im RTL-Safe. So musste jeder Bewohner das Brieflein eines anderen Insassen laut im Kreise von allen vorlesen.

Winfried übte sich dabei nach seiner kurzen Zeit als Camp-Kommissar in seiner neuen Rolle als Bösewicht, die ja schon in den vergangenen Tagen immer wieder Oberhand gewann. Und machte Gabby die unvorhergesehene Dschungelprüfung (Lesen!) schwer, in dem er ihr quengelndes „Menno!“, weil Jochen Bendels Mitbewohnerin Gitta Saxx (zur Erklärung: frühere Dschungelbewohnerin und Ex-Playmate) angeblich eine Sauklaue hat, quittierte mit: „Kannst du nicht lesen oder was?“. Und Tanjas Brief sicherheitshalber vorlas, als sei Tanja blind: „Liebe Tanja, großes Herzchen, kleines Herzchen, wow!, da ist ja noch ein Herzchen!“ Und so weiter. Da empfand sogar Tanja einen „Stich ins Herz“.

Larissa bekommt Nachhilfe

Dabei war Winfried doch nur wenige Minuten zuvor noch so liebevoll wie ein unheimlicher Großvater gewesen, der versucht, ein Schulkind in seinen frisch renovierten Wohnwagen zu locken. Das Schulkind, das war in diesem Fall Larissa. Doch sie erschien dem Winfried plötzlich geschrumpft und „nicht älter als 7 Jahre“ alt. „Es war die Geschichte zwischen einem alten Mann und einem kleinen Mädchen“, leitete er seinen Ausflug ins Horror-Märchenland selbst ein. Und nahm mit Larissa nach dem Reißverschluss-Prinzip am Rucksack „Praktische Gebrauchsgegenstände Teil 2“ unter die Lupe: Wie funktioniert eigentlich eine Petroleumlampe?

Larissa jedenfalls hatte den Eindruck, der Winfried sei „ein ganz großartiger Meister und Lehrer“, den sie nie vergessen werde. „Weil ich jetzt weiß, wie ich das Licht anmach‘.“

Was sonst noch geschah, lässt sich schnell zusammenfassen: Marco Angelini musste zur Dschungelprüfung, vor allem weil die Insassen zu hungrig für Gemeinheiten waren und dem Marco viel zutrauten. Fünf Sterne holte er auch, hörte aber im Anschluss nicht mehr auf, von der wahnsinnig gefährlichen Prüfung zu sprechen. Fazit: Marco will nicht mehr zu Prüfungen. Sollen andere doch das Essen heranschaffen, dem Österreicher ist das unter den Augen von Fernseh-Deutschland einfach zu gefährlich. Mola, der Zweite, ist also eingezogen als der Erste das Weite suchte.

Zwei Insassen gestanden chirurgische Eingriffe ein. Eine, weil sie gar nicht leugnen konnte. (Melanie: „Ich hab‘ zweimal meine Brüste vergrößern lassen.“) Und einer, weil er vielleicht auch noch die Rolle des Camp-Schönlings von Marco Angelini übernehmen will. Die gestrafften Augenlider hat Winfried jedenfalls schonmal (Glatzeder: „Ich glaub, das hat sogar die Bundesanstalt für Arbeit bezahlt.“). Meine Prognose: Selbst der Lieblingsschauspieler der Kanzlerin dürfte mit all diesen Rollen bald überfordert sein. Ich kann den Moment jedenfalls kaum erwarten.

Grüße

Annika