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So war der „Tatort“Dieser TV-Krimi aus Zürich wollte zu viel

Lesezeit 4 Minuten
Die junge Zeugin traut nur ihrer Retterin: Kommissarin Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Ella Perrier (Maura Landert) in einer Szene aus „Tatort: Blinder Fleck“

Die junge Zeugin traut nur ihrer Retterin: Kommissarin Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Ella Perrier (Maura Landert) in einer Szene aus „Tatort: Blinder Fleck“

Der neue „Tatort“ aus der Schweiz verhob sich an dem Versuch, mehrere komplexe Themen miteinander zu verbinden

Der Fall im „Tatort“ aus Zürich

Ein Kind als einziger Zeuge eines Mordes ist ein beliebtes Motiv in Krimis. Auch Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) bekamen es im neuen „Tatort“ aus Zürich mit dem Titel „Blinder Fleck“ mit einem solchen Drama zu tun.

Die beiden Ermittlerinnen fanden die sechsjährige Ella (Maura Landert) in einem Auto im Wald. Sie versteckte sich unter dem Rock ihrer Mutter, die erschossen wurde. Vor dem Wagen lagen ihr Vater und der Bankberater der Eltern, auch sie wurden erschossen.

Die Eltern hatten ein Start-up gegründet, das mit „Blind Spot“ ein Programm entwickelte, um computergesteuerte Gesichtserkennung zu erschweren. Doch der schmierige Geschäftspartner des Paares wollte die Software lieber an einen großen US-Investor verkaufen.

Dieser plante, mit Sicherheitstechnik in kleinen, handlichen und überall einsetzbaren Drohnen den Schweizer Markt zu erobern. Der Geschäftspartner hatte bereits versucht, die Bank dazu zu bringen, den Kredit der Gründer nicht zu verlängern. Steckte er also hinter dem Mord?

Die Auflösung zum „Tatort“ aus Zürich

Schon früh ahnte man, dass etwas anderes als der Streit um das Start-up der Grund für die Morde war. Und so war es dann auch. Grandjean und Ott fanden heraus, dass Ella Vater und der Bankberater aus dem ehemaligen Jugoslawien stammten und dort in Kriegsverbrechen verstrickt waren. Erst sah es aus, dass sich ihr damaliger Mitstreiter Lars Diemer (Marcus Signer), der als einziger für seine Tat im Gefängnis gesessen hatte, an ihnen gerächt hatte. Denn während er 25 Jahre einsaß, bauten sie sich ein bürgerliches Leben auf.

Doch es war anders. Diemer hatte damals bei einem Massaker in einem Dorf vermutlich die Tochter von Ada Gasser (Patricia Litten) getötet. In genau diese Frau hatte er sich während der Haftzeit verliebt. Doch Gassers Enkel, der Sohn der Getöteten, der bei ihr aufgewachsen war, wollte sich an allen rächen, die damals für den Tod seiner Mutter verantwortlich waren. Mit einer präparierten Drohne, an der eine Pistole befestigt war, hatte er seine Opfer erschossen.

Auch Diemer tötete er und am Ende sogar seine Großmutter, als die sich schützend vor Ella war, der er ebenfalls nach dem Leben trachtete.

Die Themen im „Tatort“ aus Zürich

Zwei große Themenkomplexe behandelte dieser Film nach einem Buch von Claudia Pütz und Karin Heberlein (Regie: Tobias Ineichen): Zum einen ging es um die Frage, ob moderne Technik mit all ihren Möglichkeiten eher Fluch oder Segen ist und wie wir mit der Möglichkeit größtmöglicher Überwachung umgehen.

Auf der anderen Seite ging es um Täter und deren traumatisierte Opfer, die jeder Krieg hervorbringt. Vor dem Hintergrund des aktuellen Krieges in der Ukraine ein Thema, das viele beschäftigt, denn auch dort werden die Traumata noch lange fortwirken, selbst wenn das Kämpfen irgendwann endet.

Es waren zwei durchaus interessante Themen für einen Krimi, die aber leider in Kombination nicht so recht funktionierten, weil jedes für sich mehr Raum gebraucht hätte. Das Drohnen-Thema wurde dabei vor allem zum Vorwand, möglichst viele Luftaufnahmen zu zeigen (Kamera: Michael Saxer), die auf Dauer aber eher ermüdeten.

Fazit zum „Tatort“ aus Zürich

Von der Unterschiedlichkeit der beiden Ermittlerinnen, deren Spannungen die ersten Fälle bestimmten und sie durchaus interessant machten, ist nicht mehr viel geblieben. Zwar entdeckte Grandjean ihre mütterliche Seite, als sie sich um die traumatisierte Ella (stark verkörpert von Maura Landert) kümmerte, aber irgendwie scheint es, als hätten die Autorinnen keine rechte Lust daran gehabt, die Figuren weiterzuentwickeln.

Auch viele der anderen Figuren bleiben zu schablonenhaft. Der Drohnen-Entwickler war natürlich ein fieser Typ, der in einem stylischen Büro sitzt. Die äußerst interessante Konstellation, dass sich eine Frau ausgerechnet in den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter verliebt, blieb nur ein Randaspekt. Zudem wies der Plot einige Holperigkeiten auf. Warum etwa hetzt Ada Gasser am Ende mit der Bahn zum Polizeipräsidium, um ihren Enkel von der Tat abzuhalten, statt einfach die Polizei telefonisch zu informieren?

„Blinder Fleck“ hatte auch Stärken, etwa die Szenen mit der Ermittlerin Grandjean und dem verängstigten Kind, aber einen richtigen Sog kann dieser Krimi trotz seiner relevanten Themen leider nicht entwickeln.