Der Ludwigshafener Tatort mit dem Titel „Gold“ hat einen opersesken Klang und lehnt sich stark an die Nibelungensage an. Der experimentierfreudige Krimi dürfte nicht allen schmecken.
Vorschau zum TV-FallErmittlerinnen suchen in ungewöhnlichem „Tatort“ nach Täter und „Gold“
Der erste Tatort nach der Sommerpause kommt aus Ludwigshafen am Rhein und zeigt sich experimentierfreudig. Die Ermittlerinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) müssen im Fall des verschwundenen Boris Wolter ermitteln – so weit, so klassisch. Seine exzentrische Ex-Frau Melanie (Pheline Roggan) war offenbar schwer alkoholsüchtig und drang immer wieder wie ein Wirbelsturm in sein Leben. Und obwohl Wolter wegen seiner Epilepsie nicht trank, hatte er jede Menge Weinflaschen aus Susanne Bartholomaes (Ulrike C. Tscharre) Gut im Haus.
Doch wie der Titel der Folge „Gold“ schon verrät, geht es nicht um einen gewöhnlichen Mord. Am Sonntag dreht sich alles um einen legendären Schatz. Zu Beginn glaubt man fast, eine Doku über die Nibelungensage zu schauen: Ein Erzähler berichtet davon, wie der sagenumwobene Hagen von Tronje einst den Nibelungenschatz im Rhein versenkte.
Tatort: Gold knüpft an die Nibelungensage und Wagner an
Könnte es sein, dass der Vermisste den Schatz gefunden hat? Als die Ermittlerinnen Wolters Auto im beschaulichen Weinort Deidesheim finden, entdecken sie im Kofferraum einige wertvolle Goldmünzen. Der dubiose Kurator Dr. Albrecht Dürr (Heino Ferch) bescheinigt ihnen, dass es sich um einen authentischen historischen Fund handelt – möchte aber am liebsten gleich den Schatz für sein Museum einkassieren. Auch Johanna Stern erliegt allmählich dem Goldfieber, und dieses motiviert bald einen weiteren Mord.
Für Fans klassischer Krimis dürfte dieser Tatort etwas gewöhnungsbedürftig sein. Wie in einem Shakespeare-Drama kommt Heiko Ferch eine Doppelrolle als Figur und Erzähler zu, in der er ein paar wortgewaltige Verse schmettert. Spielorte erinnern an Theaterbühnen und die Musik ist stark von Wagner inspiriert. Die Zitate der Nibelungensage geraten zu einem eigenen Wimmelbild-Rätsel. Es ist weniger ein immersives als ein künstlerisches Erlebnis.
Gleichzeitig kommt der Fluch des Schatzes als Mystery-Element daher, das nur mit einem Augenzwinkern erzählt wird. Ganz ernst kann man die Sache letztlich nicht nehmen, besonders wenn das Goldfieber mit einem cartoonhaft animierten Glitzern inszeniert wird. Die Spannung leidet unter der Ironie. „Tatort: Gold“ ist sicher etwas für diejenigen, die von Wagner und der Nibelungensage nicht genug kriegen können und offen für einen kreativen Umgang mit dem „Tatort“ sind. Wer vor allem auf die Krimi-Elemente aus ist, wird anderswo bessere Unterhaltung finden.