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„Saligia“ in Ehrenfelder FriedenskircheEine Inszenierung, die alle Sinne anspricht

Lesezeit 2 Minuten
Die vier Schauspielerinnen des Stückes „Saligia“ in der Ehrenfelder Friedenskirche auf der Bühne.

An drei kommenden Terminen in Ehrenfeld zu sehen: „SALIGIA. Todsünden revisited“.

Das freie Ensemble Theater 100 Hertz regt mit einem musikalischen und szenischen Potpourri die unterbewusste Auseinandersetzung mit Konsumwahn und KI an.

„SALIGIA“, ein mittelalterliches Akronym, ein sakraler Ort als Spielstätte und dazu die Bilder im Kopf, die beim Betrachter unweigerlich entstehen, wenn die abendländischen Sieben Todsünden ins Spiel kommen. Der Rahmen ist also gesetzt für dieses Schauspiel, das die Regisseurin Christina Vayhinger vom Theater 1000 Hertz in der Friedenskirche in Köln-Ehrenfeld kurzweilig in Szene setzt.

„SALIGIA – Todsünden Revisted“ heißt das Stück um die Frage, ob der aus dem Mittelalter stammende Laster-Kanon in der Moderne noch Relevanz hat oder eine Neubewertung vonnöten wäre. In einer Collage aus Schauspiel, Gesang und Tanz bewegt sich das vierköpfige Ensemble durch den Abend. Philosophische Texte von Thomas Hobbes bis Seneca werden neu verortet, Filmzitate von Martin Scorsese, Stanley Kubrick bis zu François Truffaut tauchen auf, Gudrun Ensslins fiktive Stammheimrede aus der Feder von Christine Brückner klingt an und Kapitalismustheorien zwischen Adam Smit und Milton Friedman werden an Krisenszenarien der Weltwirtschaft neu vermessen.

„Saligia“: Musikalisches und szenisches Potpourri

Der Augenzeugenbericht der Modejournalistin Edith Russell über den Untergang der Titanic, eindringlich vorgetragen von Alice Charlotte Janeczek, zieht sich dabei als Fortsetzungsbericht wie ein roter Faden durch den Abend. Claudia Braubach setzt indes die tänzerischen Akzente, während Elke Bartholomäus mit ihrer klaren Gesangsstimme den Kirchenraum ausfüllt. Alle Sinne werden in dieser Inszenierung, die Christiane Vayhinger live am Piano begleitet, angesprochen, sodass sich die Auseinandersetzung mit der Thematik mal analytisch, mal assoziativ oder eher unterbewusst vollzieht.

Im musikalischen und szenischen Potpourri wandelt sich ein eben noch gregorianisch anklingender Mönchsaufzug im nächsten Moment in eine originelle Modenschau, die den Konsumwahn karikiert. Der Trägheit der Menschen im Umgang mit der Technik wird pointiert aufgegriffen, wenn das eigene Denken und Handeln auf eine KI übertragen wird, die auf den sinnigen Namen „Acedia“ hört.

Dass die (Hab)-Gier nicht geil ist, sondern Menschen in den Abgrund treibt, beleuchtet eine eindringliche Szene, in der vier Suizidberichte vorgetragen werden, die sich in Folge der Finanzkrise 2008 zugetragen haben. Am Ende des Reigens voller Sehnsüchte, Verfehlungen und Ängste richtet sich der Blick der vier Frauen aber nicht gegen den Himmel. Keine Hilfe von Oben wird erfleht. Vielmehr wird der Schulterschluss gesucht, ahnend, dass nur gemeinsames und solidarisches Handeln etwas bewirken vermag.

Friedenskirche, Rothehausstraße 54a, Do. 3.8., Fr. 4.8. und Sa. 5.8., jeweils um 20 Uhr.