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Theater der Keller trennt sich von Intendanten„Können uns niemanden leisten, der seine Arbeit nicht macht“

Lesezeit 3 Minuten
Anja Getz, Ulrike Janssen und Michael Meichßner

Das neue Leitungstrio des Theaters der Keller (von links nach rechts): Anja Getz, Ulrike Janssen und Michael Meichßner

Nachdem das Theater der Keller am Dienstag überraschend die Trennung von seinem langjährigen Intendanten Heinz Simon Keller bekannt gegeben hatte, nannten die Verantwortlichen nun neue Details.

Bereits seit über einem Jahr erlebe das Theater der Keller „eine anhaltende Entfremdung“ seines Intendanten Heinz Simon Kellers von „seinen Aufgaben wirtschaftlicher Natur“, wie Frank Deja, Schriftführer des Trägervereins des Theaters der Keller, bei einem Pressegespräch mitteilte. Keller sei gut darin gewesen, Fördergelder einzubringen. Wenn es allerdings darum ging, Verwendungsnachweise korrekt zu erbringen, habe er seine Aufgabe nur mangelhaft erfüllt. Bereits im März 2024 habe man eine Abmahnung erteilt. Doch anstatt erhoffter Besserung habe sich die Situation seitdem sukzessive verschlechtert. Vorstand und Intendant hatten deshalb über Kellers Ausscheiden mit Eintritt in den gesetzlichen Ruhestand im November 2025 verhandelt.

Fristlose Kündigung aufgrund eines Vorfalls

In diese Verhandlungen sei jetzt jedoch „ein Vorfall geplatzt, der uns keine andere Wahl gelassen hat, als diesen Schritt zu gehen“, so Deja. Anstelle eines fließenden Übergangs mit schrittweiser Trennung von Heinz Simon Keller kam die fristlose Kündigung. Gegen die wird der ehemalige Intendant klagen, wie er dieser Zeitung am Mittwoch bestätigte. Darüber hinaus wollte sich Keller zu dem Vorgang wegen des laufenden Verfahrens nicht äußern. Auch die Vertreter des Theaters wollten keine weiteren Details nennen. Es handele sich aber um rein wirtschaftliche Gründe, wie man betonte. In der Pressemitteilung war zudem die Rede von Verstößen gegen die Compliance-Vorgaben des Theaters, die sich im Rahmen der Übergabe gezeigt hätten.

Neues Führungstrio übernimmt die Leitung

Nun will sich das Theater strukturell neu aufstellen. Dazu wurde ein Führungstrio ernannt, das die Leitung interimsweise übernehmen wird: Der Leiter der Schauspielschule der Keller Michael Meichßner, die langjährige Dramaturgin des Theaters Ulrike Janssen und die Leiterin des Betriebsbüros Anja Getz haben sich kurzfristig bereit erklärt, das Theater bis zum Ende der kommenden Spielzeit gemeinsam weiterzuführen. „Wir tun das, weil wir wollen, dass das Theater der Keller weiterläuft. Zu Dritt ist es zu bewältigen, weil wir den Betrieb auch alle drei schon gut kennen“, betont Janssen. Künstlerisch will das neue Team auf Kontinuität setzen und an das Vermächtnis von Keller anknüpfen, das man weiterhin schätzt.

„Unser Ziel ist es, das Theater jetzt wieder in ruhigere Fahrwasser zu manövrieren. Wir haben strukturelle Defizite zu beheben“, so Meichßner. Schon seit Juni letzten Jahres übernahm er auch „wichtige Aufgaben in der kaufmännischen Verwaltung“, um die Versäumnisse des damaligen Intendanten zu kompensieren. Man sei aktuell immer noch dabei, Belege und Verträge aufzuarbeiten. Am Ende sei der Betrieb des Theaters gefährdet, sagt Ralph Elster, erster Vorsitzender des Vereins: „Wir können es uns nicht leisten, jemanden zu bezahlen, der seine Arbeit nicht macht.“

Nicht die erste Krise des Theaters

Das 1955 gegründete Theater der Keller hat schon länger zu kämpfen. „Seitdem ich hier bin, gibt es eine Krise nach der anderen. Wir müssen schauen, dass wir jetzt weiterleben“, sagt Janssen. 2019 musste die Bühne das Haus in der Kleingedankstraße verlassen, in dem sie seit 1974 beheimatet war und spielt seitdem in den Räumen der Deutzer Tanzfaktur. 2021 wurde außerdem bekannt, dass der damalige Vorsitzende des Trägervereins, Ulrich Wackerhagen, Spenden an das Theater in Höhe von 135.000 Euro für private Zwecke veruntreut hatte, woraufhin dieser zu einer neunmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt wurde.

Dieser „Wackerhagen-Schock“ kostete das Theater viel Geld und Zeit - und legte erst viele strukturelle Probleme in der Verwaltung offen. Immerhin in der Problematik der Spielstätte gibt es positive Entwicklungen: Offenbar hat das Theater ein Gebäude in Aussicht, zu dem es hofft, im nächsten Monat mehr sagen zu können.