Zwei Stunden voll theatralischem Rock – das Publikum feierte mit Thirty Seconds to Mars. Für einige Fans wurde es ein ganz besonderer Abend.
Thirty Seconds to Mars in der Lanxess-ArenaGemeinsam mit den Fans zum Mars katapultiert
Es ist bekannt, dass Thirty Seconds to Mars-Sänger und Schauspieler Jared Leto eine gute Inszenierung mag. Nicht umsonst kletterte der Oscar-Preisträger im November 2023 als erster Mensch der Welt legal das Empire State Building empor, um dort, in luftigen Höhen, seine neue „Seasons 2024 World Tour“ zu verkünden, die am Sonntagabend nach einer Verschiebung wegen des Schauspieler-Streiks in Hollywood endlich in der gut gefüllten Kölner Lanxess-Arena Halt machte.
Schon der Countdown heizt die Menge auf
Jared Leto und sein Bruder Shannon wissen aber auch, wie man eine gute Show startet. Während auf der Bühne die letzten Vorbereitungen laufen, erklingt aus den Lautsprechern schon mal ihr Erfolgstitel „Closer to the Edge“. Danach erscheint auf der großen, dreieckigen Leinwand dahinter ein Countdown. Das Publikum zählt von 100 herunter, klatscht und kreischt. Und als dann neben dem Countdown die beiden Leto-Brüder live gezeigt werden, wie sie aus dem Backstage-Bereich zur Bühne schreiten und Leadsänger Jared Leto mit Handgesten die Fans weiter aufheizt, kocht die Arena schon, bevor das Konzert überhaupt angefangen hat.
Dann sind sie endlich da. Shannon Leto, mit Sonnenbrille und grünem Tanktop (natürlich mit dem Aufzug „Thirty Seconds to Mars“), hechtet zu seinem Schlagzeug, das den linken vorderen Teil der Bühne einnimmt. Kurz danach folgt Jared unter frenetischem Applaus der Menge. Mit futuristisch anmutender Sonnenbrille, ebenso abgedrehten Schwarz-Weiß-Handschuhen, langen Haaren, knallroten Schuhen und einem übergroßen weißen Sakko. Es folgt Konfettiregen. Da ist nun er also, Jared Leto, der Held seiner Fans, als wäre er gerade direkt vom Mars – oder vom Empire State Building – heruntergebeamt.
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Wie von einem anderen Planeten: Wilde Klamotte und fette Rockklänge
Als „Up in the air“ gespielt wird und das Publikum erst auf Anweisung von Jared Leto gemeinsam mit dem Leadsänger in die Hocke geht („One, two, three, get down“), um daraufhin mit dem Refrain die Fäuste gen Himmel zu strecken und im Takt herumzuhüpfen, hat man das Gefühl, dass sich auch die Arena mal eben kurz auf den Mars katapultiert hat. Zumal die Band das darauffolgende „Kings and Queens“ vor rotem Scheinwerferlicht, Nebel und Wolken auf der Leinwand performt. Das ist auf jeden Fall besser als wenn Elon Musk für einen Marsbesuch Milliarden verpulvert.
Wie gesagt, Jared Leto liebt die Inszenierung. Und die Klamotte. Später wird er sein weißes Sakko ablegen und komplett oberkörperfrei performen, zwischendurch noch einen weißen Cowboyhut aufsetzen und ein riesiges fallschirmartiges Cape umlegen – dass allerdings eher den Eindruck macht, als wäre der 52-Jährige mit seiner Band nicht vom Mars gekommen, sondern gerade aus einem Flugzeug gesprungen und sachte auf seinem kleinen Podest an der Spitze der Bühne gelandet. Gegen Ende folgt dann selbstverständlich noch ein Glitzerumhang. Und zwischendurch reichlich Lichtershow und Flammensäulen vor der Bühne. Das volle Programm eben.
Das liefern die beiden Leto-Brüder mit ihrer Band auch musikalisch. Schlagzeuger Shannon trommelt energiegeladen auf sein Schlagzeug ein, während die zumeist hymnischen und epochal wirkenden Rock-Nummern erklingen – mitsamt bisweilen dröhnenden Beats. Wenn man Sänger Leto dazwischen hört, beeindruckt er stimmlich, zumal wenn er einige Songs in musikalisch reduzierter Version präsentiert und obendrein Rihannas Welthit „Stay“ covert. Thirty Seconds to Mars kann eben nicht nur laut, sondern auch gefühlvoll.
Allerdings überlässt er auch viele Zeilen dem Publikum – gefühlt hat jeder zweite Song der Band mindestens einen „Oh-Oh“, „Ah-Oh-Ah“ oder „No-No“-Abschnitt, der sich ideal dafür eignet, das eigene Konzert zum Mitmach-Abend mutieren zu lassen.
Ohne Publikum geht es nicht. Ungefähr zur Mitte der Show bittet Jared Leto mehrere Menschen aus der Menge auf die Bühne, um mit ihm gemeinsam zu „Rescue Me“ zu feiern. Die Auserwählten sind sichtlich bewegt, als sie über den Steg ihrem Idol entgegeneilen. Leto lässt sich gleich etwas Deutsch-Nachhilfe geben: „My german is very terrible, I only know ‚Ick liebe dick.‘“ Kurze Zeit später schreit er dann „Du dreckiger Hurensohn!“ in die Menge. Na gut – ob die Nachhilfe nötig war?
Fulminanter Abschluss mit Fans auf der Bühne
Zum Abschluss „Closer to the Edge“ ruft Leto erneut mehrere Dutzend Fans zu sich. Zwischen so vielen Feiernden und dem folgenden Konfettiregen gehen die Leto-Brüder auf der Bühne fast etwas unter. Doch dann springt Jared nach vorne auf den Steg, winkt und grüßt zum Abschied in die Menge. Nach einem letzten „No-No-No-No“ ziehen die beiden Brüder dann aber überraschend rasch von der Bühne. Vielleicht auch gut so, denn 120 Minuten laute Beats und atmosphärische Musik haben definitiv ihre Spuren hinterlassen.