Tiefer gehängtDas Kölner Wallraf sortiert die Barockkunst neu
Köln – Wenn die Corona-Pandemie für die Museen etwas Gutes hatte, dann, dass ihnen die verordneten Schließungen Zeit für die Arbeit an den ständigen Sammlungen verschaffte. Deren Präsentation ist schließlich das Kerngeschäft jedes Museums, auch wenn einem die Aufregung um teure Leihgaben und Sonderausstellungen etwas anderes einreden will. Auch Anja Sevcik, die am Kölner Wallraf-Richartz-Museum für die Barockkunst zuständige Kuratorin, fand zuletzt mehr Gelegenheit, sich mit den hauseigenen Schätzen zu befassen – das Ergebnis ist jetzt in der Neugestaltung ihrer Abteilung zu sehen.
Selbstredend ist Sevcik nicht angetreten, das Barockzeitalter neu zu erfinden, und die großen Glanzstücke von Rubens, Rembrandt oder Tintoretto wurden von ihr nicht ins Depot verbannt. Aber sie hat doch einige neue Akzente gesetzt und etwa die verschiedenen Malschulen der Zeit weniger strikt getrennt. So sei eine klare Trennung zwischen den „märchenhaften“ und „realistischen“ Tendenzen der niederländischen Barockmalerei nicht mehr zeitgemäß, sagt Sevcik, schon weil die Künstler damals viel gereist seien und viel voneinander lernten.
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Umgezogen ist eines der berühmtesten Bilder der gesamten Wallraf-Sammlung, Rembrandts spätes Selbstbildnis. Es hängt jetzt weniger prominent in einer Ecke, aber dafür in Gesellschaft weiterer bedeutender Selbstporträts, etwa des philosophischen Freundschaftsbilds von Peter Paul Rubens. Insgesamt ist die Hängung in den Sälen dichter, teilweise stapeln sich die Meister in Doppelreihen – annähernd 30 Prozent des Barockbestands kann Sevcik den Besuchern präsentieren. Einige „Neuzugänge“ wurden aufwendig restauriert, andere immerhin neu gerahmt. Und die Bilder hängen jetzt generell etwas tiefer; die Mitte verläuft in Höhe von 150 Zentimetern.
Mit der Zeit geht das Wallraf auch in technischer Hinsicht. „Juno und Argus“ von Rubens, Inbild des Prachtvoll-Barocken, lässt sich vor Ort mithilfe eines Tablets in den digitalen Raum erweitern.