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Tipps der RedaktionAuf diese Kulturhighlights freuen wir uns im Herbst

Lesezeit 5 Minuten
Rafael Sanchez übernimmt 2024/25 für eine Spielzeit die Intendanz des Schauspiel Köln.

Rafael Sanchez übernimmt 2024/25 für eine Spielzeit die Intendanz des Schauspiel Köln.

Zwei neue Ausstellungen, spannende Literatur und große Konzerte in der Lanxess-Arena - der Kultur-Herbst in Köln hat viel zu bieten.

Unterschätzter Popstar in der Lanxess-Arena: Janet Jackson

Janet Jackson bei der Einführungszeremonie der Rock & Roll Hall of Fame 2022 im Microsoft Theater in Los Angeles.

Janet Jackson bei der Einführungszeremonie der Rock & Roll Hall of Fame 2022 im Microsoft Theater in Los Angeles.

Von allen global bekannten Popstars dürfte Janet Jackson wohl die Unterschätzteste sein: Ihr 1986er Album „Control“ etablierte den jüngsten Spross des Jackson-Clans als selbstbewusste, eigenständige nach vorne schauende Performerin. Fünf Singles von „Control“ erreichten die Top Five der Billboard-Charts, ein Rekord. Vor allem aber liefert „Control“ mit seiner Verbindung von Synthie-Sounds, Funk-Zackigkeit und Rap-Attitüde die Blaupause für fast jedes Elektro- und R'n'B-Pop-Album der kommenden Jahrzehnte, sei es nun von Rihanna, Beyoncé oder Britney Spears.

Das Konzeptalbum „Janet Jackson's Rhythm Nation 1814“, drei Jahre später veröffentlicht, erweiterte den „soft feminism“ (Simon Reynolds) von „Control“ zum gesellschaftlichen Statement, Jackson will hier viel und es ist schon ein kleines Wunder, dass sie an ihren hochgesteckten Zielen nicht scheitert. Selbst ihr eher introspektives Album „Velvet Rope“, das 1997 von der Kritik eher mau aufgenommen wurde, erscheint im Rückblick als verkanntes Meisterwerk. Warum also wird Janet Jackson über Männer definiert? Als kleine Schwester des großen Michael, oder als Justin Timberlakes Busenblitzer-Sirene? Da ist Wiedergutmachung fällig. Und hier kann man sie leisten: Am 6. Oktober tritt die in der Lanxess-Arena auf.

Viele Highlights in der neuen Philharmonie-Saison

Der russische Pianist Daniil Trifonov.

Der russische Pianist Daniil Trifonov.

Klar, die neue Philharmonie-Saison startet bereits Ende August – mit dem „Felix“-Festival. Das läuft aber irgendwie außer Konkurrenz, so richtig in den philharmonischen Alltag geht das Kölner Haus erst Anfang September. Aber was heißt hier „Alltag“? Die Konzerte der ersten Woche und die Namen ihrer Interpreten lassen schon beim puren Programmlesen die Ohren klingeln, da ist in jeder Hinsicht nicht Pflicht, sondern Kür angesagt. Zum Ersten also, am 2. September, Daniil Trifonov (Foto) mit dem Leipziger Gewandhausorchester unter Andris Nelsons. Das spricht für sich; trotzdem darf man gespannt sein, wie der Russe, der Liszts Etudes transcendantes spielt wie andere Leute Hänschen klein, mit einem Werk wie Mozarts spätem C-Dur-Klavierkonzert KV 503 klarkommt. Dort kommt es auf zirkusreife Virtuosität am allerwenigsten an. Vom Orchester gibt es Adès und Bruckner – Herz, was willst du mehr?

Am 5. September dann ein ähnlich angelegter Abend des Pittsburgh Sym-phony Orchestra unter Manfred Honeck mit Anne-Sophie Mutter und Mendelssohns Violinkonzert in der Mitte und John Adams und Mahler auf den Außenpositionen. Mutter ist ohne Zweifel eigentlich eine sichere Bank. Indes hat sie gerade das Mendelssohn-Konzert vor einigen Jahren beim Beethovenfest mal ziemlich verhunzt. Rasanz im Finale ist hier nicht alles. Schließlich am 9. September die Staatskapelle Berlin unter Susanna Mälkki mit Kaija Saariahos Trompetenkonzert (Solist ist Verneri Pohjola) und Mahlers „Lied von der Erde“. In beiden Werken geht es um Weltabschied, es sind verkappte Requiem-Kompositionen. Zu traurig für einen Saisonstart im Spätsommer? Keineswegs, die Zeiten sind ja heuer insgesamt nicht besonders lustig. (MaS)

Das Leben ist eine Baustelle - nicht nur am Kölner Schauspielhaus

Rafael Sanchez übernimmt 2024/25 für eine Spielzeit die Intendanz des Schauspiel Köln.

Rafael Sanchez übernimmt 2024/25 für eine Spielzeit die Intendanz des Schauspiel Köln.

Wieder einmal startet eine neue Schauspiel-Saison im Kölner Carlswerk frei nach dem Motto: „Nichts hält länger als Provisorien!“. Interim lautet das Stichwort – nicht nur für die Bühnen der Stadt, sondern auch für den Intendanten Rafael Sanchez (Foto), der die Stellung hält, bis im Herbst 2025 dann Kay Voges kommt. Am 14. September wird das Stück „Grmpf – eine musikalische Baustelle“ uraufgeführt, Sanchez hat es zusammen mit dem Schweizer Autor und Schauspieler Mike Müller erarbeitet. Und an diesem musikalischen Abend geht es genau um solche Probleme wie wir sie gerade auch mit der Dauerbaustelle der Kölner Bühnen erleben: Bröckelnde Infrastruktur, Bahnchaos, Faxgeräte statt Glasfaser, schleppender Ausbau von Stromtrassen, Ladestationen und Windrädern... Alles also, wo man gerne einmal ein lautes „Grmpf!“ von sich gibt – am besten mit hochrotem Kopf wie im Comic. Der Vorverkauf startet am 26. August.

Hochspannung im Herbst - auf der Crime Cologne

Håkan Nesser bei der lit.cologne spezial 2019.

Håkan Nesser bei der Lit.cologne spezial 2019.

Nachdem das Krimi-Literaturfestival im vergangenen Jahr wegen personeller Probleme nicht stattfinden konnte, erwartet Krimifans vom 20. bis zum 29. September wieder ein vielfältiges Programm. Auch der schwedische Starautor Håkan Nesser (Foto) kommt nach Köln – allerdings mit Verspätung am 5. November. Im neuen Fall seines Ermittlerpaares Barbarotti und Backman ereignet sich in der Weihnachtsnacht ein Mord in einem einsamen Landhaus. Der Kölner Tatort-Ermittler Dietmar Bär leiht der deutschen Übersetzung seine Stimme. Außerdem mit dabei: Marc Raabe, Arnaldur Indriðason, Friedrich Ani, Margarete von Schwarzkopf und Jean-Luc Bannalec. Gelesen wird zum Beispiel in der Rechtsmedizin, im Atombunker Köln Kalk, im Kölner Hauptbahnhof oder im Bestattungshaus Christoph Kuckelkorn. Die Eröffnungsgala des Festivals, auf der auch der Crime Cologne Award verliehen wird, wird in diesem Jahr von Mona Ameziane moderiert.

Zwei große Kölner Ausstellungen blicken zurück in die Kunstgeschichte

Ferdinand Brütt, Gemäldegalerie, 1887, Öl auf Leinwand, Museum Giersch, Frankfurt.

Ferdinand Brütt, Gemäldegalerie, 1887, Öl auf Leinwand, Museum Giersch, Frankfurt.

Im Oktober können wir uns auf gleich zwei neue große Ausstellungen freuen. Das Wallraf-Richartz-Museum unternimmt anlässlich des 200. Todesjahres von Kunstsammler Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824) eine Zeitreise durch die Geschichte des Ausstellens - von der kuriosen Wunderkammer über barocke Gemäldegalerien bis hin zu radikalen Künstlerkonzepten von Daniel Spoerri und John Cage. In diesem „Museum der Museen“ blickt das Haus auch auf die eigene Ausstellungsgeschichte zurück – samt einer Rekonstruktion des Wallraf-Richartz-Museums der 1910er Jahre mit Originalwerken von Renoir und Van Gogh.

Das Museum Ludwig blickt in einer Ausstellung auf eine bis heute einflussreiche Kunstbewegung der 1960er zurück, die inspiriert von John Cages musikalischen Konzepten war: Fluxus ließ in Aktionen und Aufführungen, Kunst und Leben sowie unterschiedlichste Medien miteinander verschmelzen. Der Schwerpunkt der Schau liegt auf den Werken von Ursula Burghardt (1928–2008) und Benjamin Patterson (1934–2016), die sich bei einer der zahlreichen Veranstaltungen im Kölner Atelier der Künstlerin Mary Bauermeister auch persönlich begegneten.

Museum der Museen. Eine Zeitreise durch die Kunst des Ausstellens und Sehens“, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, ab 11.10. / Fluxus und darüber hinaus: Ursula Burghardt, Benjamin Patterson“, Museum Ludwig, ab 12.10.

Buntes Programm beim Kinder- und Jugendbuchtag

Illustration aus „Ponti Pento. Die Abenteuer eines Pinguins“.

Illustration aus "Ponti Pento. Die Abenteuer eines Pinguins".

Am 8. September veranstaltet der Verein Literaturszene Köln e.V. zum zweiten Mal den Kinder- und Jugendbuchtag im Filmhaus Köln. Insgesamt gibt es 25 Veranstaltungen von 11 bis 18 Uhr – drinnen und draußen. Die großen und kleinen Besucher erwarten Lesungen über das Weltall, jede Menge Tiergeschichten, Gespräche über Demokratie und Ungerechtigkeiten, Comiclesungen, Workshops zum Schreiben und Tiermaskenbasteln, Musik und ganz frisch geschriebene und vertonte Poetry von Jugendlichen. Mit dabei ist auch Schauspieler und Schirmherr Dietmar Bär. Und auch der Grüffelo-Vater Axel Scheffler kommt nach Köln. Unter anderem bringt er sein neues Buch „Ponti Pento“ mit, in dem es um die Abenteuer eines Eselspinguins geht, der aus dem Zoo abgehauen ist (Bild). Der Eintritt ist frei.