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WDR-Rundfunkrat diskutiert Klamroth-FallTom Buhrow: „Mich interessiert nicht, wer mit wem Tisch und Bett teilt“

Lesezeit 5 Minuten
Ein Logo des WDR (Westdeutscher Rundfunk) hängt am Funkhaus Wallrafplatz.

WDR-Funkhaus am Wallrafplatz in Köln.

In der Sitzung des Rundfunkrats nahm der WDR-Intendant den „Hart aber fair“-Moderator Louis Klamroth in Schutz. So lief die Debatte.

Im letzten Jahr mussten die Mitglieder des WDR-Rundfunkrats wenig Schmeichelhaftes über sich lesen. Ihnen wurde ein Kuschelkurs mit WDR-Intendant Tom Buhrow nachgesagt, eine zu große Nähe zum Sender, dessen Leitung sie doch kritisch beaufsichtigen sollen, es war vom falschen Wir-Gefühl die Rede, vom „Abnickverein“ und davon, dass der Rundfunkrat schlecht auf den auch von Buhrow angeregten Umbau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorbereitet sei.

Dass diese Kritik teilweise aus dem Rundfunkrat selbst kam, machte die Sache nicht besser. Dem Vernehmen nach sollen interne Abweichler bei der Ratsmehrheit nicht gerade wohlgelitten sein.

Vor der ersten Sitzung des Jahres 2023 machte der Rundfunkrat allerdings für seine Verhältnisse geradezu gegen den WDR mobil. Die CDU-Mitglieder im Rat übten in einem Rundbrief scharfe Kritik an einem freien Mitarbeiter des Senders, der privat zur „Hetze“ gegen ihre Partei aufgerufen hatte, die „Welt am Sonntag“ berichtete von einer Großen Koalition aus Abgesandten von CDU und SPD, die sich an den Umständen von Louis Klamroths Berufung zum „Hart aber fair“-Moderator stoßen sollen (sowie an dessen Beziehung zur Klimaaktivistin Luisa Neubauer), und auch die Ablehnung einer Programmbeschwerde wegen eines „Deutschlandtrend“-Beitrags in den „Tagesthemen“ erschien nicht wie sonst üblich eine reine Formsache zu sein.

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Beim Thema Klamroth wurde der WDR-Intendant sehr deutlich

Beim Thema Klamroth wurde WDR-Intendant Tom Buhrow in seinem monatlichen Rechenschaftsbericht zwar nicht ausführlich, dafür aber sehr deutlich. „Mich interessiert nicht, mit wem Journalisten Tisch und Bett teilen“, so Buhrow.

Tom Buhrow, aktueller ARD-Vorsitzender und WDR-Intendant, spricht während eines Pressegesprächs.

WDR-Intendant Tom Buhrow

„Auch Parteizugehörigkeit interessiert mich nicht. Mich interessiert allein, ob ein Journalist unterscheiden kann zwischen privaten Meinungen und der journalistischen Pflicht, unabhängig zu informieren.“ Letzteres sei beim „Hart aber fair“-Moderator zweifelsohne der Fall. „Klamroth erfüllt den professionellen Anspruch“, so Buhrow. Etwaige Interessenskonflikte oder sogar ein Glaubwürdigkeitsproblem sah er nicht - und erhielt dafür von der Mehrheit des Rundfunkrats zustimmenden Applaus.

Buhrow bekräftigte zudem, dass Klamroth den WDR vor Vertragsunterzeichnung von seiner Beziehung zu Neubauer unterrichtet habe. „Wir haben nie gesagt, wir wussten von der Beziehung nichts.“ Dies hätten lediglich einzelne Medien behauptet. Ähnlich äußerte sich WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn. „Wir haben uns für den erfolgreichsten Moderator seiner Generation entschieden“, so Schönenborn. „Wir wollten einen Generationswechsel.“ Die Behauptung, Klamroth habe seine Beziehung zunächst verschwiegen, sei falsch.

WDR-Rundfunkrat berät zu „Scheiß-Partei“-Äußerung

Deutlich kontroverser wurde der Instagram-Beitrag des Satirikers Jean-Philippe Kindler diskutiert, der als freier Mitarbeiter für den WDR tätig ist. Im Nachgang der Ereignisse an Silvester und der anschließenden Debatte hatte Kindler eine „Radikalisierung gegen diese Scheiß-Partei“, die CDU, gefordert. „Die CDU ist unser Feind“, so Kindler auf Instagram. Er rufe „ganz ehrlich, völlig ohne Ironie“ zur Hetze auf.

Louis Klamroth, neuer Moderator der ARD-Polit-Sendung Hart aber fair nach der Sendung im Studio Berlin.

Louis Klamroth, neuer Moderator der ARD-Polit-Sendung „Hart aber fair“

Tom Buhrow ließ durchblicken, dass er Kindlers Satire als Privatperson überhaupt nicht lustig fand. Als WDR-Intendant habe er allerdings eine andere Perspektive auf den Fall. Man dürfe als Arbeitgeber solche Äußerungen weder verbieten noch inhaltlich bewerten, solange sie durch das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung geschützt seien.

Zugleich beklagte er, dass der WDR oftmals in Mithaftung für private Äußerungen genommen werde. Man habe daher die internen Social-Media-Richtlinien vor einem Jahr für die eigenen Mitarbeiter verschärft; so dürften auf privaten Accounts keine WDR-Symbole zu sehen sein. Daran habe sich Kindler gehalten, so Buhrow, der ohnehin nur vier Mal im Jahr im Sender zu hören sei. „Wir wollen und dürfen als WDR nicht in den Verdacht geraten, eine Meinung zu zensieren oder zu verbieten.“

Wir haben nie gesagt, wir wussten von der Beziehung nichts
Tom Buhrow

Mitunter konnte man den Eindruck erhalten, die CDU-Fraktion im NRW-Landtag habe die Kölner Rundfunkratssitzung übernommen. Immer wieder kamen deren Vertreter auf Kindler zurück und deuteten zumindest an, dass sie es gerne sähen, dieser würde fortan keine Aufträge mehr vom WDR erhalten. Deutlich entspannter wurde die Diskussion bei einem anderen Kritikpunkt der CDU-Rundfunkräte: die angeblich unzureichende Berichterstattung über den Starkregen im Märkischen Kreis Anfang dieses Jahres. Der Vorwurf lautete, der WDR habe nichts aus der Katastrophe vom Ahrtal gelernt.

Hier verwies eine Sprecherin darauf, man habe in der fraglichen Nacht Warnmeldungen über alle Kanäle verschickt und zudem eine aktuelle Berichterstattung organisiert. Die zweite Meldung sei dann schon die Entwarnung gewesen. Diese Erklärung wurde im Rundfunkrat ohne weitere Erörterung akzeptiert.

„Klima vor acht“: Verzerrte der WDR Umfrageergebnisse?

Als letzte geplante Kontroverse stand eine Programmbeschwerde auf der Tagesordnung. Der Verein „Klima vor acht“ hatte einen Deutschlandtrend-Beitrag in den „Tagesthemen“ moniert, in dem bei der Frage, welche energiepolitischen Maßnahmen sich die Bürger kurzfristig wünschen würden, die Maßnahme mit der höchsten Zustimmung: Ausbau der Windenergie, keine Erwähnung fand.

Im August 2022 hatte die Auslassung kaum Aufsehen erregt. Als einer von Wenigen wies der SPD-Bundestagsabgeordnete Timon Gremmels auf Twitter darauf hin und veröffentlichte eine Stellungnahme der Deutschlandtrend-Redaktion. Darin hieß es, man habe sich auf die strittigen Themen konzentrieren wollen; dass eine große Mehrheit der Deutschen den Ausbau der Windkraftenergie befürworte, sei hingegen wohlbekannt, auch der Deutschlandtrend habe darüber mehrfach berichtet. Ähnlich argumentierte Buhrow in seiner Ablehnung der Programmbeschwerde.

Dieser Argumentation wollten sich viele Rundfunkräte allerdings nicht anschließen. Sämtliche Redner waren sich darin einig, dass die Redaktion ein falsche, wenn nicht unsinnige Entscheidung getroffen habe, einige rügten überdies eine in diesem Fall mangelhafte Fehlerkultur im WDR. Allerdings fand sich bei der Abstimmung keine ausreichende Mehrheit, um der Programmbeschwerde beizutreten. Diese wurde auch dank zahlreicher Enthaltungen abgelehnt.