Selena Gomez, Steve Martin und Martin Short haben sich in der dritten Staffel ihres Comedy-Krimis noch einmal übertroffen.
TV-SerieBesser als „Only Murders in the Building“ kann Fernsehen kaum werden
Die Western-Komödie „Die drei Amigos“ aus dem Jahr 1986 ist zwar nur mäßig lustig, aber sie markiert immerhin den Beginn der wunderbaren Freundschaft zwischen Steve Martin und Martin Short. Als die beiden Stars vor drei Jahren ankündigten, nach ihrer erfolgreichen Stand-up-Tour zum ersten Mal gemeinsam in einer TV-Serie zu spielen, einem Comedy-Krimi-Format namens „Only Murders in the Building“, war die Vorfreude geweckt.
Und gleich wieder getrübt, als kurz darauf bekannt gegeben wurde, dass Selena Gomez das Altherrenduo ergänzen würde. Die Popsängerin und Schauspielerin ist rund 45 Jahre jünger Martin und Short, vor allem aber ist sie die Frau mit den meisten Instagram-Followern weltweit, noch vor Kylie Jenner (es sind fast eine halbe Milliarde). Das wirkte also vergleichsweise zynisch, als hätte der Streamingdienst Hulu – in Deutschland ist die Serie bei Disney+ zu sehen – Gomez per Algorithmus gecastet.
Zynisches Casting oder perfekte Chemie?
In der just angelaufenen dritten Staffel von „Only Murders“ kommt das sogar offen zur Sprache. Gomez spielt die junge, richtungslose Künstlerin Mabel Mora, die eine Zeit lang das Apartment ihrer Tante in der schicken Upper West Side New Yorks hüten darf. Im selben Haus wohnen auch der Ex-Fernsehkommissar Charles-Haden Savage (Martin) und der erfolglose Broadway-Regisseur Oliver Putnam (Short). Das ist dann auf den ersten Blick schon beinahe alles, was die drei vereint, abgesehen vom gemeinsamen True-Crime-Podcast.
Als Mabel nun ihren Hausgenossen eröffnet, dass ihre Tante das Apartment verkauft hat, ruft ihr Martin Short zu: „Wir brauchen dich, du bist die Mabel im Sandwich von Charles und Oliver!“ und Steve Martin ergänzt: „Ohne dich sind wir nur zwei Stücke altbackenes Weißbrot.“ Als Zuschauer aber nimmt man die durchbrochene vierte Wand zuerst gar nicht wahr, zu groß ist die Rührung.
Denn wider Erwarten hat sich das ungleiche Trio in den vergangenen zwei Jahren als Dreamteam des Wohlfühl-Fernsehens erwiesen, als die knuffigsten (Amateur-)Ermittler seit Columbo. Die Drehbuchlogik folgt dem klassischen Whodunnit, wie man es seit Agatha Christie kennt, doch das ist eigentlich nur das Gerüst, das die Mischung aus Satire, Meta-Satire und echter zwischenmenschlicher Chemie zusammenhält.
Das Opfer dieser Staffel wurde schon am Ende der letzten angekündigt: Short erhält nach Jahren endlich die Gelegenheit, wieder am Broadway zu inszenieren, natürlich eine Murder-Mystery. Paul Rudd übernimmt, in einer Selbstpersiflage als unausstehlicher Superhelden-Darsteller, die Hauptrolle des Inspektors, fällt aber während der Premiere auf offener Bühne tot um.
Ganz so einfach wie angeteasert ist er dann aber doch nicht umzubringen, schließlich untersuchen unsere Amateurdetektive und Möchtegern-Podcaster ja nur Morde, die innerhalb ihres Wohnkomplexes verübt wurden – und so erhält Rudd in den ersten Folgen noch reichlich Gelegenheit, sich möglichst viele Feinde innerhalb des Ensembles und der Bühnencrew zu schaffen.
Der größte Besetzungs-Coup: Meryl Streep
Hollywoods „Ant-Man“ ist noch nicht mal der größte Besetzungs-Coup der neuen Folgen, diese Ehre gebührt Meryl Streep. Sie habe, das hat die legendäre Charakterdarstellerin gerade der „New York Times“ erzählt, Short und Martin bereits vor Jahren die Zusammenarbeit vorgeschlagen.
Jetzt haben sich die Showbiz-Freunde mit einer verteufelt schönen Rolle bedankt: Die Streep spielt Loretta Durkin eine notorisch erfolglose Schauspielerin, die im fortgeschrittenen Alter endlich ihre große Chance erhält. Ein Mordmotiv hat sie freilich auch: Rudd verlangt schon nach der ersten gemeinsamen Lesung von Short, sie zu feuern.
In dem Stück namens „Death Rattle“ erstickt das Mordopfer in einem Leuchtturm an einer Babyrassel und das dazugehörige Kleinkind ist die einzige andere Person am Tatort. Das könnte nicht alberner sein. Oder doch: Als das Stück wegen des toten Hauptdarstellers abgesetzt werden soll, erfindet es Martin Short als Musical neu.
Die neue Richtung deutet sich schon in der zweiten Folge in einer Traumsequenz an, mit einer Parodie des Bob-Fosse-Films „All That Jazz“. In dem inszeniert ein Choreograf seinen eigenen Herztod als makabre Revue. „Only Murders in the Building“ ist da sehr viel weniger grimmig, und das liegt vor allem an den drei unwahrscheinlichen Amigos im Herzen der Handlung.
Die ersten beiden Folgen der dritten Staffel von „Only Murders in the Building“ sind jetzt auf Disney+ zu sehen. Jeden Dienstag kommt eine neue Folge hinzu.